Wegen der Frankenstärke lanciert Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann Direkthilfen für Industrie-KMU. Von den Vermögensverwaltern ist indes nicht die Rede – obschon diese ganz besonders unter Währungsverlusten leiden.

Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), so geht der Spruch, seien das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Entsprechend lässt sich mit Massnahmen punkten, die exakt dieses Rückgrat zu stärken versuchen – das zeigte sich dieser Tage einmal mehr.

Gegenüber der Zeitung «Schweiz am Sonntag» zeigte sich der Schweizer Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann besorgt über die Auswirkungen des starken Frankens auf die Exporteure unter den hiesigen KMU. «Es ist ernst!», so der Tenor des Bundesrats, der selber einst als Patron amtete.

Geld in die Hand nehmen

Um einer Entlassungswelle bei diesen Playern vorzubeugen, soll ganz gezielt Innovation und Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden. Dazu will Schneider-Ammann auch Geld in die Hand nehmen.

«Bereits im Juni habe ich die Kommission für Technologie und Innovation KTI beauftragt, exportorientierten KMU in ihren Projekten den Cash-Beitrag zu erlassen», so der Magistrat im Interview. Nun sei gar geplant, die Fördergelder aufzustocken.

Finanz-KMU passen nicht ins Förderraster

Man mag von diesem Vorschlag halten, was man will. Ziemlich sicher ist, dass er einer Sparte exportorientierter KMU wohl gar nichts nützen wird: den kleinen Vermögensverwaltern, Privatbanken und Finanzberatern in der Schweiz.

Denn obwohl diese von ihrer Kosten-Ertrags-Struktur mindestens so heftig vom starken Franken betroffen sind wie die Exporteure der Industrie, dürften sie mit ihren Projekten kaum ins Förderraster der KTI passen. Und auch die von Schneider-Ammann eingebrachte Option auf Verlängerung der Kurzarbeit ist für die Finanzbranche kaum zugeschnitten.

Nerven liegen blank

Dabei liegen auch bei den Finanz-KMU die Nerven blank wegen des starken Franken und der SNB-Strafzinsen, wie finews.ch kürzlich berichtete. Auch sind deswegen Arbeitsplätze zuhauf in Gefahr. So zählen allein die unabhängigen Vermögensverwaltern schweizweit 8'000 Beschäftigte; laut der Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken (VAV) wiederum arbeiten bei ihren Mitgliedern rund 20'000 Personen.

Diese Bedeutung erkenne aber kaum jemand, erklärt Pascal Gentinetta, Geschäftsführer des VAV und bekannt als früherer Direktor des Wirtschafts-Dachverbands economiesuisse. «Die Öffentlichkeit hat die Industrie und den Tourismus als Exportbranche im Blickfeld, aber kaum je das Private Banking», sagte er gegenüber finews.ch weiter.

Gleich lange Spiesse

«Dabei», erklärt Gentinetta, «weisen die meisten Vermögensverwalter Kosten-Ertrags-Strukturen auf, wie sie etwa für den Uhrenbauer Swatch oder die Chemiefirma EMS typisch sind.» Entsprechend hart würden die Vermögensverwalter vom starken Franken getroffen – insbesondere die kleinen Anbieter ohne Auslandsniederlassungen, so Gentinetta.

Dennoch gehen die Branchenvertreter nicht soweit, Fördermassnahmen oder Direkthilfen vom Bund einzufordern, um dem Frankenschock entgegenzutreten. Lieber macht sich die VAV, deren Präsident Julius-Bär-Chef Boris Collardi ist, für ein «Level Playing Field» gegenüber der ausländischen Konkurrenz stark.

«Wir erwarten von Bundesrat und Behörden, dass sie den Marktzugang für Schweizer Vermögensverwalter im Ausland vorantreiben, so Gentinetta.

Einbrechende Umsätze

Gar nichts von der «hohlen Hand» hält Willy Graf, Präsident des Fachverbands Schweizer Finanzdienstleister Validitas. Der Druck seitens des starken Franken liesse sich für die Branche reduzieren, wenn der Regulierungsaufwand gesenkt und Zulassungshürden abgebaut würden, sagt er auf Anfrage.

Das gelte insbesondere auch für die Lancierung neuer Produkte. «Der starke Franken hat die Nachfrage nach Fremdwährungs-Produkten einbrechen lassen», klagt Graf. «Wenn das so weiter geht, werden die ersten Finanzberater wegen mangelndem Umsatz schliessen müssen.»

Bundesbern soll Motivation zügeln

Bei der Bankiervereinigung (SBVg) sieht man derweil in der rollenden Gesetzeswelle das grössere Übel als den starken Franken. «Wir haben seinerzeit die Aufhebung des Euro-Mindestkurses als richtigen Schritt begrüsst», sagt Thomas Sutter, stellvertretender Geschäftsleiter des Dachverbands.

Nun fordere die Branche keine Subventionen, sondern gute Rahmenbedingungen, sagt Sutter. Dazu solle «Bundesbern» grundsätzlich seine Motivation in Regulierungsfragen zügeln.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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