Kathryn Shih, die Chef-Private-Bankerin der UBS in Asien, verrät in einem ihrer seltenen Interviews, was ihre Leidenschaft für das Geschäft ist. Und dass ihr die ganze Gender-Diskussion offenbar wenig Eindruck macht.

Seit Kathryn Shih (Bild) 2002 das Ruder übernommen hat, ist die UBS zum grössten Vermögensverwalter in Raum Asien-Pazifik aufgestiegen. Unter ihrer Führung sind die verwalteten Vermögen um fast 450 Prozent angestiegen. Heute verwaltet die Grossbank rund 278 Milliarden Dollar in Asien.

Shih, die seit 28 Jahren bei der UBS tätig ist, will sich aber kaum auf ihren Lorbeeren ausruhen. Ihr Ziel ist es, in diesem Jahr doppelt so schnell zu wachsen als der Markt mit 10 Prozent, wie sie in einem aktuellen Interview mit dem US-Magazin «Barron's» sagt. Die 56-Jährige trifft nach wie vor leidenschaftlich gerne Privatkunden.

Für Shih sind sie eine Quelle der Inspiration. «Jeder einzelne hat einen bemerkenswerten Weg zurück gelegt, um dort zu stehen, wo er jetzt steht», sagt sie.

«Es geht nicht nur um Zahlen»

Die Bankerin glaubt denn auch, dass das Vermögensverwaltungsgeschäft einem «höheren Zweck» dient. Geld und Vermögen seien ein emotionales Thema. «Es geht nicht nur um Zahlen, sondern um das tägliche Leben der Menschen und um die Zukunft ihrer Kinder.»

Shih hat als Top-Managerin der UBS einen beeindruckenden Track-Record. Was sie liefern musste, hat sie geliefert. Das Asiengeschäft ist der Wachstumsmotor des grössten Wealth Managers der Welt. Hier finden auch die Innovationen im digitalen Private Banking statt.

Gestartet ist Shih in den 1980er Jahren als dritte in Asien ansässige Kundenberaterin beim damaligen Schweizerischen Bankverein. Heute zählt die UBS über 1’000 Kundenberater in der Region. Zum Vergleich: Die Credit Suisse kommt auf rund 500, die Citibank auf knapp 450.

Mit sich selbst konkurrieren!

Die verheiratete Bankerin vergleicht ihr Geschäft mit dem Golfspiel. Gefragt sei auch hier vor allem Fingerspitzengefühl – um zu wachsen und um das Vermögen zu schützen, so Shih.

Jeden Samstag trifft man die oberste Vermögensverwalterin der UBS in Hong Kong auf dem Golfplatz an, entweder mit ihrem Ehemann oder mit Freunden, manchmal auch mit Kunden. Sie findet Golf entspannend, sagt sie. Und: «Du konkurrierst auf eigene Faust mit dir selbst».

Ihre zweite Leidenschaft verbindet Shih nun wieder mit dem Beruflichen. Kürzlich hat die UBS bekannt gegeben, das berühmte Hongkong Open wieder zu sponsern.

Warum das Geschlecht keine grosse Rolle spielt

Heute ist Shih nicht mehr die einzige weibliche Top-Bankerin bei einer Privatbank in Asien. Doch das Banking ist weiterhin von Männern dominiert.

Darüber mache sie sich aber keine grossen Gedanken, sagt sie. Schon bei ihrem Studienabschluss in Management am Asian Institute of Management lag die Quote Frau/Mann bei 1 zu 10. Die Quote hat sich inzwischen etwas verbessert. Die Konkurrentin Credit Suisse legt beispielsweise grossen Wert darauf, mehr Frauen in Top-Positionen zu bringen.

Shih ist da pragmatisch: «Du musst halt einfach Ergebnisse liefern». Ihr Credo: «Es motiviert mich, in jeder Situation und im Job das Beste zu geben.» Das Geschlecht spiele da keine grosse Rolle, so die Top-Bankerin.

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