Wollen die Kunden ihr Geld wirklich einer «emotionslosen» Maschine anvertrauen? Zuletzt dominierte diese Überzeugung. Doch jetzt will ein Roboadvisor der ersten Stunde wieder Berater aus Fleisch und Blut anstellen.

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Zusammen mit US-Firmen wie Wealthfront oder Betterment steht die in London ansässige Nutmeg an der Spitze einer Bewegung, die den traditionellen Vermögensverwaltern das Geschäft streitig machen will.

Und weil Nutmeg nur online kommuniziert und investiert, verlangt das Unternehmen von seinen Kunden deutlich geringere Vermögensverwaltungs-Gebühren als klassische Anbieter.

Nick Hungerford 160Doch nun zeichnet sich eine Kehrtwende ab:

Nutmeg-Gründer Nick Hungerford (Bild links), will «findige und vorausschauende Berater einstellen», welche die Kunden künftig in ihren Anlageentscheidungen beraten sollen, wie das britische Wochenblatt «FTAdvisor» kürzlich berichtete.

Ein logischer nächster Schritt

Laut Hungerford verlangten Kunden vermehrt nach Beratung, etwas das Nutmeg bislang nicht anbieten wollte. Eine entsprechende Bewilligung sei bei der britischen Finanzaufsichtsbehörde FCA nun aber eingereicht worden.

Das Engagement von Beratern aus Fleisch und Blut bedeutet für Hungerford, der früher selber in der Kundenberatung tätig war, aber keine Abkehr von seiner ursprünglichen Strategie, sondern sei vielmehr der «nächste logische Schritt». Man wolle den Kunden besser kennenlernen, so seine etwas banale Begründung.

Kundenbesuche geplant

Wie die Beratung letztlich ausgestaltet werden soll, ist gemäss Hungerford noch nicht klar. Dabei schwebt dem Mitte 30-Jährigen keine Beratung nach alter Schule, also face-to-face vor, sondern vielmehr über digitale Kanäle. Wünscht der Kunde aber eine physische Beratung, sei dies möglich, so Hungerford.

Fest steht, die Beratung gibt’s nicht gratis. Wie hoch die Tarife sein werden, ist noch nicht entschieden. Sie sollen aber transparent ausgewiesen werden, verspricht Hungerford.

Ein Wegweiser für Schweizer Roboadvisor?

Die Entwicklungen bei Nutmeg werden auch die Schweizer Anbieter genauesten beobachten. Einen Roboadvisor betreiben hierzulande bereits Truewealth, die Glarner Kantonalbank mit dem Investomat, die Online-Bank Swissquote mit ePrivate Banking oder die so genannte regelbasierte Anlage des VZ Vermögenszentrums.

Während zum Beispiel Truewealth oder Swissquote reine Online-Anbieter mit Mandatslösungen offerieren, bieten das VZ Vermöenszentrum und die Glarner Kantonalbank sowohl Roboadvice als auch klassische Beratung an.

Für Matthias Reinhart, Gründer und CEO des VZ Vermögenszentrums, ist denn auch klar, dass die physische Beratung generell ein wichtige Rolle spielt, wie er kürzlich im Interview mit finews.ch sagte.

Hanspeter Rhyner, Chef der Glarner Kantonalbank, wiederum erklärte gegenüber finews.ch im vergangenen Juni, dass die persönliche Beratung für den Kunden einen Mehrwert schaffe und er sich deshalb einen Ausbau der Beraterkapazität vorstellen könne.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.87%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.38%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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