Der Finanz- und insbesondere der Bankensektor sind eng verflochten mit anderen Branchen und deshalb zentral für die Entwicklung der Schweizer Volkswirtschaft. Diese Beziehung funktioniert wie ein Flugzeugtriebwerk, schreibt Marc Alesch von der Schweizerischen Bankiervereinigung.

Marc Alesch neuMarc Alesch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Ein Triebwerk verleiht dem Flugzeug Schub, damit es sich vorwärts bewegt und der Flügel Auftrieb erzeugt. Eine Bank gibt Kredite an Unternehmen aus, damit diese Aufwind für neue Projekte erhalten. Neben dem Schub für das Flugzeug liefert das Triebwerk aber auch Strom für die Bordinstrumente, verdichtete Luft zum Atmen in grossen Höhen oder Antrieb für das Hydrauliksystem.

Neben der Kreditvergabe an Unternehmen erhöht eine Bank auch die Nachfrage nach Beratung, IT und Wirtschaftsprüfung, ebenso steigern die Einkommen der Bankangestellten in Form privater Konsumausgaben die Wertschöpfung in anderen Branchen der Schweizer Wirtschaft.

Isolierte Sicht

Ein Flugzeugtriebwerk ist also nicht blosser Selbstzweck zum Antrieb, es nährt auch einige andere wichtige Systeme mit Impulsen und Energie. Das Beispiel soll veranschaulichen, dass eine isolierte Sicht auf den Finanz- und Bankensektor zu kurz kommt bei der Beurteilung dessen Wirtschaftsleistung.

Vielmehr profitieren auch andere Branchen vom Finanz- und Bankensektor. Die soeben erschienene Studie «Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Schweizer Finanzsektors» von BAK Basel liefert Zahlen und Fakten für den bildlichen Vergleich.

Fast 400'000 Arbeitsplätze

Der Finanzsektor beschäftigte 2014 knapp 218‘000 Vollzeitmitarbeiter, wovon rund 119‘000 bei Banken arbeiteten. Berücksichtigt man zusätzlich die Vollzeitarbeitsplätze in anderen Branchen, welche durch den Finanzsektor generiert werden, liegt die Beschäftigung mit 393‘000 fast doppelt so hoch. Bei Banken sind es mit 263'000 sogar mehr als doppelt so viele.

Bei der Wertschöpfung und den Steuereinnahmen sind die Dimensionen ebenfalls beeindruckend. Der gesamte Wertschöpfungseffekt der Finanzbranche im Jahr 2014 betrug 81,1 Milliarden Franken.

Erhebliche Steuerleistung

Davon wurden 20 Milliarden Franken durch die Vorleistungs- und die Konsumnachfrage der Angestellten des Finanzsektors in anderen Branchen realisiert: Das entspricht der Wirtschaftsleitung des Kantons Basel-Landschaft.

Nicht weniger beachtlich sind die Zahlen der Steuerabgaben des Finanzsektors: Der gesamte Steuereffekt 2014 belief sich auf 19,1 Milliarden Franken. Das sind annähernd die gesamten Bundesausgaben für die soziale Wohlfahrt.

Jeder zehnte Franken

Davon fliesssen rund 7,8 Milliarden Franken aus der indirekten Besteuerung von Finanzdienstleistungen, grösstenteils der Banken, zu. Im Jahr 2014 hätten damit die Bundesausgaben für die Landesverteidigung sowie die Landwirtschaft finanziert werden können.

Die Bedeutung des Finanzsektors anders veranschaulicht: 2014 erwirtschaftete er jeden zehnten Wertschöpfungsfranken. Im internationalen Vergleich wird dieser Anteil einzig in Luxemburg übertroffen.

Damit der Schweizer Finanzplatz als Flugzeugtriebwerk weiterhin für Schub sorgen kann und die Schweiz keine harte Landung erfährt, muss ein nachhaltiges Wachstum gewährleistet sein. Für die Banken setzt dies insbesondere die richtigen Rahmenbedingungen im Inland voraus sowie den erleichterten Zugang zu ausländischen Märkten.