An sich wollte Axel Weber kürzlich nicht über die UBS reden. Dann strich er ihre Fortschritte im Vergleich zur Konkurrenz dennoch genüsslich heraus.

«Hier an dieser 20. Handelsblatt-Tagung «Banken im Umbruch», sind lauter intelligente Menschen versammelt, aber keiner sagt, wo’s lang geht.» Dies stellte Gabor Steingart, Herausgeber des «Handelsblatts», vergangene Woche in Frankfurt vor einem Publikum aus Bankern und Bankdienstleistern fest, als er den UBS-Präsidenten Axel Weber (Bild) aufs Podium bat.

Und Weber sagte, wo’s lang geht. Souverän, kompetent, überzeugt – und überzeugend. Mit Fakten und offener Meinung, sei es zur UBS, sei es zur Regulierung, zur seiner Ansicht nach dramatischen Lage in Europa oder zur unorthodoxen Geldpolitik, die zur Folge hat, dass der Kreditkanal nicht mehr funktioniert.

Schonungslose Analyse

«Perspektiven und Strategien für globale Banken» hiess sein Thema, angedacht war ein Horizont bis 2030, aber Weber legte noch einen drauf: «In meiner Rede spielt das Jahr 2050 durchaus ne Rolle», womit er signalisierte, wie weitsichtig er mit der UBS vorgeht – und das Feld der anderen Referenten schon hinter sich liess.

«Vor jeder Strategiediskussion steht eine nüchterne, aber auch schonungslose Analyse der Ausgangssituation», sagte Weber. Kein Zweifel bestand im Saal, dass die UBS diesen Prozess schon hinter sich hat, im Gegensatz zu vielen anderen grossen Instituten.

Anpassungsphase schon vorgegeben

Das Jahr 2030 fordere die nächste strategische Entscheidung, sagte Weber. «Strategien 2020, das sind fünf Jahre, da sind wir in einer Anpassungsphase, die jetzt schon weitestgehend vorgegeben ist, durch Regulierung, durch die Marktentwicklung, durch das Kundenverhalten», betonte Weber.

Die Hauptherausforderungen, denen sich die UBS derzeit gegenüber sehe, seien gar nicht so anders als was Banken in Deutschland oder Grossbritannien oder USA erfahren. Zum einen seien es die Regulierungsebenen, zum andern die makroökonomischen Bedingungen, vor allem das Zinsniveau.

Enorme Verluste erlitten

Zum bestimmenden Faktor seien die Notenbanken geworden. Viele fänden diese Entwicklung äusserst positiv, denn Anlageberatung sei zur Zeit gar nicht so schwer, weil einige Anlageklassen so unattraktiv erscheinen, dass sie ausser Acht gelassen werden. Ob sich dies in der langfristigen Perspektive auch nachhaltig erweise, bezweifelte Weber.

Nicht nur, dass das Niedrigzins-Umfeld Banken, Versicherer und Pensionskassen herausfordert, auch die Kunden der Banken haben sich seit der Finanzkrise verändert. Sie haben grosse Verluste erlitten. Gross sei vor allem der Verlust des Vertrauens in die Banken, sagte Weber, was Folgen für die Aktienkurse der Banken und ihre Kapitalisierung gehabt hätte.

Grosszügige Dividendenpolitik

Viele Banken hätten hier in den letzten Jahren jedoch grosse Fortschritte gemacht. Weber wollte an sich nicht über die UBS reden, aber er strich ihre Fortschritte in der Kapitalisierung im Vergleich zur Konkurrenz dennoch genüsslich heraus.

Im Jahr 2012, vor dem Umbau der Bank, wies die UBS eine Kapitalquote von 6,7 Prozent auf, jetzt sind es über 14 Prozent auf der Basis von Basel III. Dies erlaube eine grosszügigere Dividendenpolitik. Von 5 Rappen pro Aktie vor seinem Amtsantritt sei die Dividende auf 50 Rappen gestiegen und zudem sei noch eine Sonderdividende von 25 Rappen in Aussicht gestellt, erklärte Weber sec, aber nicht ohne Stolz.

Von der jüngsten Korrektur auch betroffen

Am Markt werde auch honoriert, dass die UBS das Geschäftsmodell umgestellt hat: Als er und Sergio Ermotti Ende 2011, Anfang 2012 die Verantwortung übernommen hätten, habe die UBS-Aktie unter 10 Franken notiert. Zwischenzeitlich ist sie auf über 22 Franken geklettert.

Sie sei nun von der Korrektur auch betroffen – aber eben nicht so stark wie die Titel der Mitbewerber. Auch hier stellt Weber nüchtern den Vergleich mit der Konkurrenz an. Immer noch weist die UBS-Aktie 2015 ein Plus von rund 20 Prozent auf, während viele andere Titel kaum ihr Niveau halten konnten. Weber interpretiert dies so: «Was wir bei der Bank strategisch gemacht haben, uns auf Kernkompetenzen besonnen haben, das hat sich ausgezahlt».

Schwieriger Heimmarkt

Und als ob sein Performancevergleich dem Publikum die Fortschritte der UBS noch nicht genügend deutlich gemacht hätte: «Die UBS ist unter den Grossbanken eine der wenigen, fast die einzige, die deutlich oberhalb ihres Buchwertes gehandelt wird», sagte Weber. Mit einer Marktkapitalisierung von 52 Milliarden Franken wird sie um 1,8-fachen des Buchwerts bewertet.

Für die grösste Universalbank der Schweiz mit ihren 2 Millionen Kunden im Inland wird es schwieriger auf dem Heimmarkt eine weitere Million Kunden zu gewinnen als im Ausland. Deshalb sei es wichtig, diese Stärke auf dem Heimmarkt mit einer globalen Präsenz zu kombinieren. «Diese globale Präsenz ist sehr fokussiert, nicht über alle Geschäftsfelder verteilt».

Verbesserungen in der Umsetzung

«Wir führen keine Strategiediskussionen mehr. Wir diskutieren, wie wir unsere Strategie umsetzen», sagte Weber. Strategien dürften nicht laufend geändert werden. Es gehe darum, in der Umsetzung Verbesserungen zu finden.

Und wo geht die Reise für die Banken hin? «Kapital wird uns weiter beschäftigen bis 2020, 2030 wird dadurch getrieben sein, dass wir alle in unseren Geschäftsmodellen so aufgestellt sein müssen, dass wir von den Wachstumsmärkten dieser Welt profitieren», sagte Weber.

Auf nach Asien

Wer die Marktkorrektur in China zum Anlass nimmt, sich aus diesem Markt zurückzuziehen, begeht in den Augen Webers einen grossen strategischen Fehler. «China, Asien generell, wird der Markt der Zukunft sein», gibt sich der UBS-Präsident, der alle drei Monate nach China reist, um mehr Bilanzvolumen zu erhalten, überzeugt und sagt: «Die Bank, die 2060 kein Asien-Exposure hat, wird es schwer haben, im Markt zu bestehen.» Von den neun Milliarden Menschen, die 2050 die Erde bevölkern, werden fünf Milliarden in Asien leben.

Die UBS ist gewappnet: Sie hat 7’000 Kundenberater mehr in den Schwellenmärkten als im Heimmarkt. «Und wir werden das vorantreiben» prophezeit Axel Weber.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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