Der hierzulande bestens bekannte Verleger, Marken-Guru und Trend-Setter Tyler Brûlé traf im Tessin UBS-CEO Sergio Ermotti. Darüber haben die beiden gesprochen.

Einer ist Tessin-Fan, der andere im Südkanton geboren: Der kanadische Marken-Guru und Journalist Tyler Brûlé (Bild oben) und UBS-Chef Sergio Ermotti hatten damit schon eine Gemeinsamkeit gefunden, als sie sich zum Interview für Brûlés Magazin «Monocle» trafen.

Gemeinsam ist ihnen ausserdem, dass beide die Schweizer Wirtschaft prägten: Brûlé als umstrittener Erfinder des Logos der als Swiss auferstandenen Fluglinie Swissair im Jahr 2001. Und Ermotti seit 2011 an der Spitze der grössten Schweizer Bank.

Mit der Swissness konfrontierte Brûlé den UBS-CEO gleich als Erstes (siehe Video unten). Wie könne denn eine Bank noch schweizerisch sein, die rund um den Globus operiere und im Ausland doppelt so viele Mitarbeiter beschäftige als im Heimmarkt?

Bekenntnis zum Heimmarkt

Ermotti musste zugeben, dass sein Unternehmen in der Schweiz nur einen Bruchteil seiner Belegschaft beschäftige. Allerdings konterte er, dass auch ein globaler Player wie die UBS nicht ohne Heimat auskomme. Und obwohl Ermotti in den letzten Monaten mit Kritik am Schweizer Polit-System aufgefallen ist, sagte er jetzt: «Wir können uns keinen besseren Heimmarkt wünschen als die Schweiz.»

Ebenso wollte Ermotti nichts von Brûlés Kritik an der Innovationskraft der Schweiz wissen. Das Land belege schliesslich in den einschlägigen Rankings stets Spitzenplätze. Und was die noch etwas verzettelte Fintech-Branche in der Schweiz angehe: Mit der Initiative «Digital Zurich 2025» werde teilnehmenden Grossfirmen wie der UBS gelingen, das Land in der aufstrebenden Szene entsprechend zu positionieren, gab sich Ermotti zuversichtlich.

Über ein halbe Million Portfolios automatisiert

Der UBS-Chef liess es sich dann auch nicht nehmen, vor Brûlé die Fortschritte seiner Bank im Bereich der Digitalisierung herauszustreichen. Ein grosser Teil der Interaktion mit den Kunden geschehe schon über digitale Kanäle, und auch die Vermögensverwaltung selber komme in diesem Feld schnell voran. Laut Ermotti verwaltet die UBS schon 650'000 Portfolios über automatisierte Lösungen wie etwa das UBS-Instrument Advice, welches über Nacht die Risiken in den Kundenportefeuilles automatisch überprüft.

Was Marken-Guru Brûlé indes fast noch mehr interessierte, war die Fortschritte der seit der Finanzkrise von Skandalen geschüttelten Grossbank im Bereich des Brands, also der Marke. In Hongkong, sagte Brûlé, habe er Chinesinnen beobachtet, die «Selfies» von sich mit dem UBS-Logo schossen.

UBS wie Gucci

Ein Steilpass, den der UBS-CEO gerne aufnahm. Die Asiaten hätten gegenüber der Marke UBS auch in den schweren Jahren nach der Finanzkrise «grösste Loyalität» gezeigt. Das erlaube es der Bank, sich auf dem boomenden Kontinent als Luxus-Brand zu positionieren. «Die Asiaten kommen zu uns, wenn sie etwas Besonderes im Banking wollen», hofft Ermotti.

Entsprechend fühlt er denn auch keine Hast, direkt ins Retail-Geschäft mit Millionen von Chinesen vorzudringen, wie auch finews.ch kürzlich erörterte. Lieber ergänze die Grossbank dort etablierte Player und konzentriere sich auf Bankkunden, sobald diese vermögend würden, sagte Ermotti.

Kweku Adoboli: Nur ein kleines Erdbeben

Dass es Zeiten gab, da das UBS-Logo nur Spott und Häme hervorrief, darüber sprach der UBS-Chef indessen weniger gerne. Er haben keinen «Ground Zero» vorgefunden, als er 2011 sein Amt angetreten sei, konterte Ermotti eine entsprechende Frage Brûlés. Sein Vorgänger Oswald Grübel habe die Bank bis dahin schon stabilisiert – auch wenn es noch zu einigen «kleine Erdbeben» gekommen sei, wie der UBS-Chef befand.

«Ich musste dann nur noch möglichst rasch ein neues Kapitel aufschlagen», so Ermotti.

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