Vor zwei Jahren brach ein PR-Gewitter über die Banken herein. Sie wurden beschuldigt, mit Finanzprodukten die Nahrungsmittelpreise in die Höhe zu treiben. Eine neue Studie zeichnet jetzt aber ein differenzierteres Bild. finews.ch fragte nach, wie es die grössten Schweizer Banken nun mit dem heiklen Thema halten.

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2013 hatten die Finanzprodukte-Abteilungen der Banken plötzlich ein Problem. Mit den damals überschiessenden Preisen für Rohwaren sahen sie sich plötzlich der «Nahrungsmittel-Spekulation» bezichtigt; bis dato harmlose «Breakfast-Zertifikate» (Wetten auf Orangensaft, Weizen und Kaffee) galten plötzlich als anrüchig.

In Deutschland, wo sich das PR-Gewitter über der Finanzbranche am heftigsten entlud, zog sich die im Derivate-Geschäft führende Commerzbank ganz aus Rohwaren-Wetten zurück. In der Schweiz tat es ihr die Credit Suisse (CS) bald weitgehend nach, wie damals etwa die «Handelszeitung» berichtete.

Inzwischen sind die Rohwaren-Märkte weltweit unter Druck geraten. Doch die Kontroverse um die Spekulation mit Nahrungsmitteln dauert an. Auch in der Schweiz werden strikte Regulierungsmassnahmen diskutiert – bis hin zu einem Handelsverbot. Entsprechend sorgt eine Studie für Aufsehen, welche die Hochschule Luzern und die Universität Basel am Montag gemeinsam veröffentlichten.

Überraschend stabil

Die Untersuchung widmete sich just der Grundfrage, wie sich Finanzspekulation auf die Rohstoffpreise auswirkt – und zeichnet dabei ein differenziertes Bild.

Das Forschungsteam der beiden Hochschulen – darunter auch der bekannte Basler Finanzwissenschafter Heinz Zimmermann – analysierte dazu 100 bestehende wissenschaftliche Studien und führte eine eigene empirische Untersuchung für 28 Rohstoffe durch.

Das Resultat: Finanzspekulation wirkt sich besonders bei Lebendvieh und Schweinebäuchen destabilisierend aus. Bei den Grundnahrungsmitteln Weizen und Mais habe die Spekulation hingegen eher einen stabilisierenden Effekt auf Preisausschläge, so das überraschende Urteil der Schweizer Experten.

Laut eigenen statistischen Erhebungen stellten sie gar fest, dass exzessive Spekulation in diesem Bereich gar besonders stabilisierend wirkten.

Explosives Thema

Die grössten Schweizer Finanzhäuser halten dennoch weitgehend Abstand vom explosiven Thema. Angesichts drohender Reputationsrisiken halten sie ihr Angebot an Rohwaren-Investments weiter eng begrenzt – oder haben es gar ganz ausgesetzt.

So sagte eine Sprecherin der CS auf Anfrage von finews.ch, die Bank spekuliere prinzipiell nicht mit Nahrungsmitteln. Höchstens würden Transaktionen im Auftrag von Kunden ausgeführt. Bestehende CS-Anlageprodukte würden zudem vom Markt entfernt und keine neuen solchen Instrumente aufgelegt.

Ambivalente UBS

Ambivalent betrachtet die CS-Erzrivalin UBS das Thema. Wie eine Sprecherin ausführte, sei die Grossbank aus dem ausserbörslichen Geschäft mit Rohstoffen ausgestiegen und lege den Fokus auf den Handel mit Edelmetallen und das Rohstoff-Index-Geschäft.

Hingegen biete die UBS ihren Kunden eine komplette Produktpalette an – und diese beinhalte auch Instrumente auf diversifizierte Rohstoffanlagen, zu denen «zu geringen Anteilen» auch Agrarrohstoffe gehören können.

Bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) heisst es schliesslich, die Bank führe keinen Eigenhandel auf Rohstoffe. Alle Geschäfte erfolgten im Kundenauftrag – somit befinde sich die ZKB nie in der Rolle eines Spekulanten. Die angebotenen Anlageprodukte würden zudem die Spekulation von Kunden auf einzelne Agrarrohstoffe verunmöglichen, so ein Sprecher.

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