Die Bank Vontobel hat in den letzten fünf Jahren ihr US-Geschäft sukzessive aufgebaut. Nach einer ersten Filiale in Dallas prüft die Bank nun drei Regionen für die nächsten Niederlassungen.

Im Vergleich zu den US-Wealth-Management-Riesen Morgan Stanley, Bank of America oder Wells Fargo ist die Bank Vontobel ein ganz kleiner Fisch. Und doch treibt die Einheit Swiss Wealth Advisors des Zürcher Instituts unter der Leitung von Deepak Soni (Bild) den US-Aufbau stetig voran.

Das Offshore-Geschäft startete vor genau fünf Jahren in Zürich. Vor zwei Jahren eröffnete Vontobel eine Filiale in Genf sowie eine in der Ölstadt Dallas in Texas, womit die Bank nun «onshore» war.

Die Banking-Hubs umgehen

Es war eine wohl evaluierte Wahl: Dallas ist die Stadt mit der am schnellsten wachsenden Millionärsbevölkerung in den USA. Laut einer Studie von Capgemini und der Royal Bank of Canada sind die über 113'000 Millionäre der Stadt über 457 Milliarden Dollar schwer.

Das ist zwar kein Vergleich mit der Millionärsdichte in New York, wo annähernd eine Million dieser von Banken gesuchten Klientel residiert.

Differenziertes Angebot für US-Kunden

Aber Vontobel war so klug, dahin zu gehen, wo ein kleines Schweizer Institut nicht gegen die konzentrierte Riege von inländischen und ausländischen Powerhäusern antreten muss und US-Kunden ein Anlageangebot machen kann, welches sich von den ansässigen Banken differenziert.

Das Hauptmerkmal ist dabei, dass Vontobel den Kunden eine globale Investmentoptik bieten kann, im Gegensatz zu den amerikanischen Brokern, die sich auf heimische Anlagen konzentrieren.

Die Strategie zielt auf eine Nische und Soni, der den Markt aufgrund seiner Vergangenheit bei Citigroup sehr gut kennt, kann auf ein Team USA-erfahrener Schweizer Privatbanker zählen.

Von fünf auf 25

Markus Bruhin war beispielsweise bei den Credit Suisse Private Advisors. Patrice Humbel, der die Filiale in Genf leitet, hat mehrere Jahre in den USA gearbeitet, für die SBG in Los Angeles und in New York, für die UBS und später für Morgan Stanley in Santa Barbara.

Die Strategie funktioniert: Seit der Gründung von Vontobel Swiss Wealth Advisors vor genau fünf Jahren hat die Einheit 1,7 Milliarden Franken Kundengelder akquiriert. Mit fünf Angestellten war Vontobel gestartet, jetzt sind es 25. Damit lässt sich ein profitables Geschäft führen.

Tech-Reichtum in Kalifornien

Vontobel hat nach der Eröffnung in Dallas angekündigt, weitere US-Filialen eröffnen zu wollen. Die Pläne gedeihen, wie Vontobel am Dienstag mitteilte. Weitere Informationen wollte die Bank allerdings nicht geben. Doch eigentlich kann die Bank nur drei Standorte ernsthaft im Auge haben. Der erste ist die Region San Francisco in Kalifornien, wo der Tech-Boom im Silicon Valley für enorme Vermögenszuwächse gesorgt hat.

Der zweite ist Miami – einer der klassischen Private-Banking-Standorte. Der dritte liegt an der Ostküste – wobei Vontobel einen Bogen um die Finanzmetropole New York machen wird, die als «overbanked» gilt.

Mehr und mehr wieder in Mode

Eine Präsenz hat die Zürcher Privatbank zwar im «Big Apple» mit ihrem Asset Management. US-Chef Rajiv Jain verwaltet dort über 50 Milliarden Dollar an Kundenvermögen. Doch mit einem Private-Banking-Angebot, das Kunden der Diversifikation dienen soll, stünde Vontobel in New York wohl auf verlorenem Posten.

Vontobel kommentierte die gediehenen Pläne auf Anfrage nicht, bestätigte nur, dass weitere US-Filialen geplant seien. Das Schweizer Private Banking in den USA kommt nach den heftigen Turbulenzen und den juristischen Auseinandersetzungen mit den US-Behörden wieder mehr und mehr in Mode.

Über 40 Schweizer Institute bei SEC registriert

Auch die Genfer Privatbank Reyl will nach Santa Barbara weitere US-Filialen eröffnen, wie kürzlich Reyl Overseas-Chef Roger Gröbli auf finews.ch-TV sagte.

Die Syz-Gruppe verfügt nach der Übernahme der Royal Bank of Canada (Suisse) einen Standort in Miami. Über 40 Schweizer Anbieter sind inzwischen SEC registriert und dürfen US-Kunden sowohl onshore als auch offshore betreuen.

Zwei Strategien

Das Kalkül dabei: Einerseits können SEC-registrierte Institute jene US-Offshore-Kunden von Schweizer Instituten auffangen, welche nun einen grossen Bogen um US-Geschäfte machen. Andererseits ist der US-Markt für Privatbank zwar gesättigt. Doch wächst die Anzahl Millionäre in den Vereinigten Staaten immer noch deutlich schneller als in Europa.

Vontobel hat die Zeichen der Zeit früh erkannt und die SEC-Regulierung 2009 beantragt. Bauherr des US-Wealth-Management-Geschäfts Deepak Soni: «Wir waren von Anfang an überzeugt, dass die regelkonforme Betreuung von US-Persons eine Zukunft hat. Unser Erfolg hat uns Recht gegeben.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.28%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.39%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
pixel