Ein unabhängiger Staatsfonds würde der Schweiz nach Ansicht von UBS-Chefökonom Andreas Höfert wirtschaftlich und politisch nützen. Ein ehemaliger UBS-Topmanager äussert diesbezüglich jedoch Bedenken.

«Staatsfonds sind ein hervorragendes Mittel, Einfluss zu nehmen», behauptet der UBS-Ökonom Andreas Höfert in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» (Artikel kostenpflichtig) von diesem Wochenende. «Ein Staatsfonds könnte der Schweiz bei neuen Verhandlungen über die bilateralen Verträge helfen.»

In erster Linie würde das beherzte Investieren von Devisenreserven den Franken schwächen, argumentiert Höfert weiter. Zwar legt die Schweizerische Nationalbank bereits einen Teil der Reserven im Ausland an. Dabei agiere sie jedoch zu zögerlich, so der Ökonom der UBS.

In den Immobiliensektor investieren?

Er sagt: «Es wäre möglich, in illiquidere Märkte mit höheren Erträgen zu gehen. Warum nicht in den Immobiliensektor?» Sechs der zehn grössten Staatsfonds würden von Ländern betrieben, die ebenfalls keine Rohstoffe exportierten.

»Es ist doch Quatsch, dass man nur einen Staatsfonds gründen kann, wenn man Rohstoffe besitzt», sagt Höfert.

Keine allzu kluge Idee

Eine gegenteilige Meinung vertritt Adriano Lucatelli (Bild unten). Er war früher Managing Director bei der UBS und arbeitet heute als Unternehmer und Dozent an der Universität Zürich. Er äusserte sich unlängst auch zur Frage, ob die Schweiz ihre Devisenreserven in einem Staatsfonds äufnen sollte – und kommt dabei zum Schluss.

Adriano Lucatelli 501

Leider habe die Idee mehr Nachteile, als man auf den ersten Blick meinen könnte schrieb er kürzlich in einem viel beachteten Essay. Zwar hätte die SNB genügend Ressourcen, um einen Staatsfonds zu gründen, doch die Nationalbank habe von ihrem Zweck her andere Ziele zu verfolgen als ein Investmentfonds, so Lucatelli.

Künstliche Verschuldung

«Die Geldpolitik geniesst absoluten Vorrang, was nichts anderes heisst, als dass sich die Anlagepolitik den Erfordernissen der Geldpolitik unterzuordnen hat. Jegliche Einschränkung des diesbezüglichen Handlungsspielraums wäre gefährlich und könnte die geldpolitische Effizienz der SNB stark behindern», erklärt der frühere UBS-Banker.

Er bezweifelt auch, dass die Nachfrage nach ausländischen Devisen den Franken schwächen wurde. «Die Investoren würden das Spiel mit der künstlichen Verschuldung zur Schaffung eines Staatsfonds schnell durchschauen und sich in der Folge entsprechend positionieren», sagt Lucatelli. Das neu gedruckte Geld der SNB würde ja nicht konsumiert, sondern angelegt. Und genau darin würde sich ein Schweizer Fonds von den Staatsfonds anderer Länder unterscheiden: «Letztere finanzieren ihre Fonds im Gegensatz zum hypothetischen Schweizer Staatsfonds hauptsächlich über Einnahmenüberschüsse aus Rohstoffexporten wie Öl oder Gold», sagt Lucatelli.

Von den Politikern instrumentalisiert

Nicht ausser Acht gelassen werden dürfe auch, dass Staatsfonds anfällig seien für Missbrauch, weil sie politische Begehrlichkeiten wecken. Zum einen könnten Politiker geneigt sein, die durch die Auslandsanlagen generierten Gewinne für politisch motivierte Investitionen zu verteilen, zum anderen könnten sie versucht sein, über den Staatsfonds verstärkt Einfluss auf die (definitionsgemäss) unabhängige Notenbank zu nehmen.

Lucatelli verweist in diesem Zusammenhang auf das norwegische Parlament, das den norwegischen Staatsfonds für die Umsetzung seiner Klimapolitik regelrecht «instrumentalisiert» habe. «Vor diesem Hintergrund», so Lucatelli, «darf gesagt werden, dass auch für eine schweizerische Version eines Staatsfonds die Gefahr von Fehlinvestitionen und negativen Renditen vermutlich gross wäre.»

Entschieden ablehnen

Zusammenfassend sagt Lucatelli: «Im Gegensatz zur Zielsetzung «echter» Staatsfonds, die Einnahmen am Markt erwirtschaften müssen, darf für die SNB nicht die Rendite der Devisenanlagen im Fokus stehen, sondern Liquidität und Sicherheit müssen zweckbestimmend sein.» Genau aus diesem Grund müsse die Staatsfonds-Idee entschieden abgelehnt werden.

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