Indexfonds heimsen in der Schweiz immer mehr Kundengelder ein. Fiona Frick, die Chefin des Genfer Vermögensverwalters Unigestion, warnt hingegen vor drastischen Folgen.

Fiona Fricks (Bild) Wort hat Gewicht in der Schweizer Vermögensverwaltungsszene. Nicht nur, weil sie als CEO der Genfer Unigestion eine der ganz wenigen Frauen in Top-Position am Finanzplatz ist. Auch nicht, weil die gebürtige Französin das auf institutionelle Kunden und Family Offices spezialisierte Finanzunternehmen auf strammem Wachstumskurs hält und von finews.ch dafür bereits zu den 22 einflussreichsten Namen im Swiss Banking gezählt wurde.

Fricks Meinung gilt deshalb etwas, weil ihr Taten folgen. So gelangte sie mit Unigestion kürzlich zum Schluss, dass Hedgefonds gemessen an ihrer Leistung hohe Gebühren verlangen. Das ist zwar keine neue Erkenntnis. Aber mit den rund 2 Milliarden Franken an Kundengeldern, welche die Genfer bei den Vehikeln anlegen, konnten sie entsprechend Druck aufsetzen: Umgehend erklärten sich Fondsmanager bereit, gegenüber Unigestion ihre Gebühren zu senken.

Blind in die Falle

Nun findet Frick ein neues Ziel für ihre Kritik: den Boom der bei den Investoren äusserst beliebten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF). Immer breitere Anlegerschichten würden derzeit von jenem Trend erfasst, stellte die Unigestion-Chefin in der «Neuen Zürcher Zeitung» (Artikel bezahlpflichtig) fest. Und das berge durchaus Gefahr.

«Investoren, die blind gemäss Indizes investieren, weigern sich, selber eine Meinung zu den Risiken am Markt zu bilden», warnt Frick. Und dies, obwohl sie über den Index sehr klar positioniert seien.

Ungewollt investiert

Anhand von Indizes, die etwa gemäss dem BRIC-Prinzip mehrere Schwellenland-Börsen zusammenfassen, erläutert die studierte Philosophin das Problem. So habe man die Krise etwa in Brasilien aus der Wirtschaftsentwicklung abschätzen und entsprechend handeln können. Wer aber unbesehen in Schwellenland-Sammelindizes investiert habe, sei bis heute «ungewollt stark» gegenüber Brasilien exponiert.

Dieses blinde Anlegen, so ist sich Frick sicher, wirke sich auch auf höherer Ebene problematisch aus: Die Kurse von Wertschriften würden immer weniger den echten Zustand von Unternehmen und Staatsschuldnern abbilden.

Von Rekord zu Rekord

Malt die Vermögensverwalterin damit den Teufel an die Wand? Oder schwingt gar Neid mit auf das boomende Geschäft von ETF-Riesen wie iShares oder Vanguard, die ihrerseits zuweilen nicht viel von aktiven Anlagestrategien halten? Denn immerhin schreiten passive Indexfonds derzeit von Rekord zu Rekord, während die Verfechter aktiver Investments oftmals mit Geldabflüssen zu kämpfen haben.

Indes, Fricks Kritik hält beiden Vorwürfen stand. Denn einerseits hat sie in den vier Jahren an der Spitze von Unigestion bewiesen, dass auch mit alternativen Anlagestrategien ein stetes Wachstum zu erreichen ist (finews.ch berichtete etwa hier und hier).

Nachvollziehbare Argumente

Anderseits erscheint Fricks Argument nachvollziehbar, dass sich mit dem Abwandern von Anlegern in passive Investments das Feld für aktive Investoren immer weiter öffnet.

Gerade deshalb, ist die Unigestion-Chefin überzeugt, werde das passive Investieren an seine Grenzen stossen. Wann dies der Fall sein wird, dazu bleibt Frick aber vorsichtig: «Irgendwann.»

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