Die von der Schweizerischen Nationalbank verhängten Negativzinsen setzten den Schweizer Retailbanken zu. Um die Folgen abzufedern, bedienten sich die Institute erfolgreich eines Tricks. Doch auch der birgt Gefahren, wie ein Studie zeigt.

Seltsames geschah in der Schweizer Retail-Bankenlandschaft letzten Januar. Als die Schweizerischen Nationalbank (SNB) damals überraschend die Negativzinsen auf Bankeinlagen erhöhte, sanken die Hypothekarzinsen für wenige Tage teils noch mit – um dann wie von Geisterhand sprunghaft anzusteigen.

Das war kein Zufall. Die Retail-Institute hatten sich vielmehr eines Kniffs beholfen, um sich aus einer akuten Zwangslage zu befreien. Denn einerseits war der Swap-Markt, an dem sich die Banken refinanzierten, ins Negative gerutscht. Anderseits war absehbar, dass sich mit dem SNB-Entscheid die sowieso schon schmale Marge im wichtigen Zinsgeschäft nochmals verringerte. Und die Banken wussten: Sie würden die Sparer vor den Kopf stossen, wenn sie die Negativzinsen an diese weitergäben.

Benachteiligte Hypothekarschuldner

Gegriffen haben die Retailbanken dann zu einem Instrument, das sich in der gesamten Schweizer Wirtschaft grosser Beliebtheit erfreut: der Quersubventionierung.

Das ist jedenfalls der Schluss einer neuen Studie des Beratungsunternehmens EY bei 386 Schweizer Banken, die deren Bilanzen von 2003 bis zur Jahresmitte 2015 unter die Lupe nahm. Fazit: Die Negativzinsen in der Schweiz werden von den Banken nicht an ihre Privatkunden weitergereicht. Zur Kompensation der Verluste im Geschäft mit Kundeneinlagen haben die Institute stattdessen die Margen im Kredit- und Hypothekargeschäft stark ausgeweitet.

Was aufseiten der Bankkunden nichts anderes bedeutet, als dass die Negativzinsen die Hypothekarkunden zugunsten der Sparer benachteiligt.

Erträge gesichert

Der «Trick» funktionierte für die Banken. «Dank dieser Quersubventionierung sind die Gesamterträge von Schweizer Retailbanken konstant geblieben», folgert die Studie.

So sieht die «neue» Realität im Swiss Retailbanking gemäss EY aus: Eine typische Retailbank erwirtschaftete per letzten September auf neuen Spareinlagen eine negative Marge von 50 bis 80 Basispunkten. Diese negative Marge wird vollständig an Kreditnehmer und insbesondere Hypothekarkreditnehmer weiter gereicht. «So hat sich die typische Marge von Hypothekarkrediten zwischen Januar und September sich etwa um die gleiche Anzahl Basispunkte erhöht», stellen die Berater fest. Gleichzeitig fuhren die Banken fort, Spareinlagen «zu hoch» zu verzinsen.

Steilpass für Nicht-Banken

Doch damit helfen die Banken unwillentlich Konkurrenten, die nach anderen Spielregeln geschäften als sie. Die aktuell deutlich erhöhten Margen im Schweizer Hypothekargeschäft, analysiert EY, führten zu einer verstärkten Aktivität von Nicht-Banken. Besonders Versicherungen und Pensionskassen sind demnach aktiv, und versuchen auf ihrem Marktanteil von weniger als 5 Prozent Terrain gutzumachen.

«Es ist anzunehmen», so die Studie, «dass bei dauerhaft erhöhten Margen im Hypothekarmarkt schrittweise die Konkurrenz, insbesondere durch Versicherungen, zunimmt und die Preise unter Druck setzt.» Zu diesem Zeitpunkt dürften Banken dann gezwungen sein, verstärkt Negativzinsen an Retailkunden weiter zu reichen.

Auf Dauer, glauben die EY-Experten, liesse sich deshalb die Quersubventionierung nicht aufrecht erhalten.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.32%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.43%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
pixel