Noch immer arbeitet die Genfer Union Bancaire Privée an der Integration von Coutts International. Das hindert sie indessen nicht, der einstigen Coutts-Schwesterbank in England, das Terrain streitig zu machen.

Wenn von «der Bank der Königin» die Rede ist, dann ist immer Coutts in Grossbritannien (Bild) gemeint. Jenem Institut also, das Königin Elisabeth II., den Pop-Star Elton John und Ex-Fussballer David Beckham zu seinem erlauchten Kundenkreis zählt – und das weiterhin als Wealth-Management-Arm der Royal Bank of Scotland (RBS) fungiert.

Anders Coutts International mit Sitz in Zürich: Die internationale Private-Banking-Sparte wurde von RBS im vergangenen März nach langem Hin und Her an die Genfer Union Bancaire Privée (UBP) verkauft.

Das hindert die um Coutts International ergänzte UBP nun offensichtlich nicht daran, ins Gärtchen der «königlichen» Schwesterbank vorzudringen. Ganz im Gegenteil: Nach vollzogenem Deal wird die UBP von London aus ihr Private Banking in Grossbritannien erst so richtig forcieren, sagte Länderchef Martin Fricker gegenüber dem britischen Branchen-Portal «Wealth Manager».

Personal und Pass

«Wir wussten schon lange, dass wir in London stärker auftreten wollten», führte Fricker weiter aus. Wegen der Coutts-International-Übernahme habe er dann aber pausieren müssen. Da sich diese nun dem Ende zuneige, könne er wieder auf den Wachstums-Modus umschalten. «Wir werden weiteres Personal einstellen», zitiert das Branchen-Portal Fricker.

Ja, noch mehr: Fricker beabsichtigt, die Rechtform seiner Einheit anzupassen, die bisher als Filiale des Genfer Mutterhauses operierte. Mit einer echten Niederlassung in Grossbritannien wäre es ihm künftig möglich, einen «Europa-Pass» für sein Geschäft zu erlangen, erklärte Fricker weiter – und damit sein Marktgebiet drastisch zu erweitern.

Mit 55 Beschäftigten und insgesamt 2,5 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen verfüge seine Einheit dazu über die kritische Grösse, ist sich der Manager sicher.

Swissness als Treiber

Das bedeutet aber nichts anderes, als dass UBP in noch schärfere Konkurrenz zu britischen Privatbanken geht – und damit nicht zuletzt zu Coutts. Wie die Kollegen von einst und deren Mutterhaus RBS über Frickers Offensive denken, kann nur gemutmasst werden.

Der UBP-Topbanker schickt sich derweil an, den Briten «Swissness» zu verkaufen. Das Schweizer Private Banking, sagt Fricker, habe zwar seine Probleme gehabt. Doch dies sei jetzt Geschichte und das Angebot wieder attraktiv.

Ironischerweise kam jedoch Fricker selber von einem britischen Haus zur Swissness. Er war nämlich als CEO der britischen Lloyds Bank International in Genf tätig gewesen, als diese 2013 überraschend von der UBP übernommen und integriert wurde – wobei es zu Hunderten von Entlassungen kam.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.65%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.49%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.14%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.44%
pixel