Nationalrats-Kandidat Claudio Jegen über Boni, weniger Investmentbanking – und was Fintech alles vermag.

Herr Jegen, New York hat die Wall Street, London das Investmentbanking und Singapur Asiens Superreiche. Was hat der Zürcher Bankenplatz?

Der Zürcher Bankenplatz ist einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren im Kanton Zürich. Die Banken schaffen rund 57‘000 Arbeitsplätze in der Region und sind somit eine nicht wegzudenkende Säule auf dem Zürcher Arbeitsmarkt. Der Bankenplatz Zürich vereint Tradition mit Innovation.

Das Bankgeheimnis im Inland: Ist es nach Alt-Bundesrat Hans-Rudolf Merz' Worten «unverhandelbar»?

In Zeiten des geforderten Informationsaustauschs dürfen wir eine wichtige Schweizer Eigenschaft nicht vergessen: die Diskretion. Es wird Zeit, dass wir unsere Eigenverantwortung wieder vermehrt stärken und unsere Freiheit nicht aufs Spiel setzen. Das Bankgeheimnis macht uns als Bankenplatz attraktiv und ist somit nicht wegzudenken. Der Schutz der finanziellen Privatsphäre in der Schweiz muss gewahrt werden.

Mit einer schweren Rolex und dicken Teppichen können Swiss Private Banker nicht mehr punkten. Aber womit dann?

Der Bankenplatz Schweiz ist zur Zeit in einer Umbruchphase: Weniger Investmentbanking, weniger Risiko, dafür vermehrt wieder auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen. Ich glaube, für Herr und Frau Schweizer ist es wichtig, einen verlässlichen Finanzpartner an seiner Seite auszuweisen. Ich denke, mit diesen Werten können Private Banker punkten und so das Vertrauen wieder zurückgewinnen.

Die Kritik an den «Banker-Boni» hält sich hartnäckig: Wie fühlen Sie sich selber bezahlt?

Ich bin mit meinem Lohn zufrieden. Mit mehr wäre man sicher nicht unglücklich. Aber es ist wie an der Börse – man sollte nicht zu gierig sein.

Die aufstrebende Fintech-Branche fühlt sich von der Politik zu wenig wahrgenommen. Ein willkommener Programmpunkt für Sie?

Zu einer starken Privatwirtschaft gehören insbesondere Klein- und Mittelunternehmen sowie Startups. Mit der Fintech-Branche wächst in hohem Tempo ein Wirtschaftszweig, der auch etablierte Unternehmen dazu bringen wird, die Art der Beratung zu verändern. Nur Online-Banking anzubieten, reicht heute nicht mehr. Ich finde diese Branche enorm spannend und werde sie in den nächsten Jahren mit hohem Interesse verfolgen.

Die Förderung einer lebendigen Startup-Szene ist meiner Ansicht nach sehr erstrebenswert. Wir benötigen in der Schweiz einfache und wirksame Rahmenbedingungen, um jungem Unternehmergeist Nährboden zu bieten.


Claudio Jegen ist Assistent im Private Banking der Credit Suisse in Zürich. Bei den Jungfreisinnigen des Kantons Zürich sitzt er im Vorstand, ab dem 15. Oktober amtet er als Präsident der Jung-Liberalen in Illnau-Effretikon ZH.

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