Einiges deutet darauf hin, dass der Schweizer Grossbank UBS ein Verwaltungsrat abhanden kommen könnte, der eine Schlüsselrolle in den Geschäftsbeziehungen mit den USA hat.

Der Amerikaner Jes Staley (Bild) sitzt seit Mai 2015 im Verwaltungsrat der UBS und war früher beim US-Finanzkonzern J.P. Morgan Chase in verschiedenen Führungspositionen tätig, unter anderem als CEO der Investmentbank, CEO des Asset Management und als Leiter Private Banking.

Zeitweilig galt er auch als potenzieller Nachfolger von Konzernchef Jamie Dimon, dem er seinerzeit sehr nahe stand. Weil ihm der Weg an die Spitze aber verwehrt blieb, stieg er aus und wurde im Februar 2013 Managing Partner bei BlueMountain Capital Management. Dabei handelt es sich um eine privat gehaltene Investmentgesellschaft mit Büros in New York, London und Tokio.

Entscheid in den nächsten zwei Wochen

Ende 2014 gab die UBS bekannt, ihn für ihren Verwaltungsrat vorzuschlagen, und am 7. Mai 2015 wählten ihn dann die Aktionäre in das Gremium, wo er vor allem für Risikofragen zuständig war, wie auch finews.ch meldete.

Inzwischen steht Staley als neuer CEO des britischen Finanzkonzerns Barclays im Gespräch, wie die «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) am Dienstag meldete. Offenbar hat sich der Kreis der Kandidaten massiv verkleinert, so dass der Amerikaner im Verlauf der nächsten zwei Wochen und nach Erhalt der behördlichen Bewilligung offiziell ernannt werden dürfte.

Interessenskonflikt droht

Würde Staley tatsächlich CEO von Barclays, ist davon auszugehen, dass er sein Mandat bei der UBS ablegen würde. Denn als operativer Chef einer Grossbank kann er nicht gleichzeitig bei einem anderen Finanzkonzern im Aufsichtsgremium sitzen – der Interessenkonflikt wäre zu gross. Es gibt in der Branche auch keinen solchen Fall.

Der britische Finanzkonzern Barclays seinerseits macht seit der Finanzkrise eine schwierige Zeit durch und wurde vom Staat massiv gestützt. Entsprechend muss er nun tiefgreifend restrukturiert werden.

Abbau der Investmentbanking-Sparte?

Jes Staley würde auf Anthony Jenkins folgen, der im vergangenen Juli das Unternehmen verliess. Dem Retailbanker Jenkins würde mit Staley ein erfahrener Investmentbanker folgen; ob dieser in der Lage sei, den Investmentbank-Teil von Barclays drastisch herunter zu fahren, wie das offenbar der Plan ist, bezweifeln nicht wenige Brancheninsider an der Themse.

Allerdings greift eine solche Einschätzung eindeutig zu kurz, da Staley tatsächlich auch schon andere Bereiche eines Finanzkonzerns verantwortet hat.

Beim ersten Mal zu teuer

Staley wurde am 27. Dezember 1956 in Boston, Massachusetts, geboren. Seine Bankkarriere begann er nach seinem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften am Bowdoin College 1979 bei Morgan Guaranty Trust in New York und blickt seither auf eine mehr als 30-jährige Erfahrung in der Finanzbranche zurück.

Dem weiteren Vernehmen nach ist es das zweite Mal, dass Staley von Barclays eine Anfrage erhalten hat. Bereits 2012, als ein Nachfolger für den damals scheidenden CEO Bob Diamond gesucht wurde, war der Amerikaner im Gespräch. Offenbar war den Briten aber das Salärpaket, das sie damals als Ablöse hätte zahlen müssen, zu hoch.

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