Nur wenige Personen in der Schweizer Grossbanken-Branche sorgten in den vergangenen Jahren für mehr Aufhebens und Emotionen als der Credit-Suisse-Manager Hans-Ulrich Meister. Nun muss er gehen.

Hans-Ulrich Meister (Bild) werde in den nächsten Monaten zusammen mit Thomas Gottstein die weitere Entwicklung der Schweizer Bank begleiten, sagte Credit-Suisse-Konzernchef Tidjane Thiam am Mittwoch vor versammelten Medien in Zürich. Was da vordergründig nett ausgedrückt wurde, ist recht eigentlich ein Euphemismus für einen dramatischen Abgang.

Denn der 56-jährige Meister, der in den vergangenen Jahren bisweilen sogar als künftiger Konzernchef gehandelt wurde, figuriert im Organigramm der neuen Credit Suisse nicht mehr, wie aus den entsprechenden Unterlagen hervorgeht. Er war für eine Stellungnahme am Mittwochmorgen nicht erreichbar.

Gegen die eigenen Untergebenen verloren

Das Rennen um die beiden Top-Jobs, die er bislang besetzte, nämlich den Titel des Schweiz-Chefs und denjenigen des Vermögensverwaltungs-Chefs, hat er in beiden Fällen zynischerweise gegen seine eigenen Untergegeben verloren.

In der Schweizer Bank übernimmt der ursprüngliche Investmentbanker Thomas Gottstein die Leitung – ein Manager, den Meister selber für das Geschäft mit den sehr vermögenden Privatkunden als Ersatz für Rolf Bögli im November 2013 inthronisiert hatte, nachdem letzterer im Sog des US-Steuerstreits von der Bank mehr oder weniger geopfert worden war.

Operationen am offenen Herzen

Und in der internationalen Vermögensverwaltung kam Meister, wie auch sein Co-Chef Robert Shafir, auch nicht mehr in die Kränze. Schlimmer noch, hier muss er seinem deutlich jüngeren Finanzchef (für das Private Banking & Wealth Management), dem 39-jährigen Iqbal Khan, den Vortritt lassen; dieser wird nun Chef der neu geschaffenen und mächtigen Division International Wealth Management.

Das ist zweifelsohne bitter für Meister, der selber stets hohe Ambitionen hatte. Lange Zeit sah es diesbezüglich auch sehr gut aus. Denn der Banker erwies als unerschrockener Schaffer, dem es gelang, CS-intern zahlreiche Reorganisationen durchzupauken. In dem Zusammenhang sprach er jeweils von «Operationen am offenen Herzen», um die Dringlichkeit seiner Massnahmen zu illustrieren.

Nicht nur Freunde

Dass er sich mit Spar- und Reorganisationsübungen jedoch nicht nur Freunde machte, liegt auf der Hand. Das dürfte dazu beigetragen haben, dass Meister bankintern und in der Folge auch in der medialen Öffentlichkeit zusehends schlechter wegkam. Trotzdem überraschen sein Abgang aus der Konzernleitung und sein vermuteter Austritt aus der CS.

Denn eine (kurze) Zeit lang sah es tatsächlich so aus, als harmoniere er mit dem neuen CEO Thiam. Doch offensichtlich gibt es mehrere Gründe, warum sich die Wege dieser beiden Banker trennten.

Stolperstein Europa

Zum einen wollte sich Thiam mit neuen und unverbrauchten Leuten in der Konzernleitung umgeben, was mit Lara Warner, Iqbal Khan, Thomas Gottstein, Peter Goerke und Pierre-Olivier Bouée tatsächlich geschehen ist, und zum andern dürfte Meister im Private Banking auf europäischer Ebene nicht die Erwartungen erfüllt haben.

Das Geschäft müsse noch effizienter gestaltet werden, liess die Credit Suisse am Mittwoch verlauten und kündigte verschiedene Massnahmen, um dies zu bewerkstelligen. Mit anderen Worten, Meister ist es zwar gelungen, die (west-)europäischen Märkte auf die Zeit nach dem Bankgeheimnis auszurichten, doch offensichtlich fehlte ihm das Geschick, sie auch auf einen neuen Wachstumspfad zu führen. Denn die Erträge blieben unterdurchschnittlich, wie sich auch in den jüngsten Zahlen zeigt.

Viele Abgänge

Meister hatte in seiner Amtszeit – vor allem in den vergangenen zwei Jahren – zudem viele Abgänge im Top-Management zu beklagen, was nicht unbedingt für seinen Führungsstil spricht, der nicht selten mit jähen Gefühlsausbrüchen gepaart war. Und ein Schiff mit einer ausgedünnten Zahl an erfahrenen Führungsoffizieren kommt auf stürmischer See halt doch weniger souverän voran. Diesen Makel muss er nun mit allen Konsequenzen tragen.

Er stiess 2008 zur Credit Suisse, nachdem er eine lange Karriere bei der UBS absolviert hatte, beginnend in der Filiale im Zürcher Vorort Dübendorf. Doch von dort, und via einem Abstecher respektive Einsatz (im Wealth Management) in New York nach der Jahrtausendwende, schaffte er es bis in die Konzernleitung der grössten Bank der Schweiz. Weil er damals bei einer Nominierung übergangen worden war, nahm er das Angebot der Credit Suisse dankend an, sozusagen zum «Mr. Schweiz» zu avancieren.

Wenig erfolgreiche Führungs-Duos

Im Zuge der Integration der Privatbanken-Töchter Clariden Leu erhielt Meister weitere Kompetenzen in der Vermögensverwaltung, die er schliesslich zusammen mit dem Amerikaner Shafir leitete. Einmal mehr zeigt sich nun, dass duale Führungen, wie sie bei der CS vergleichsweise häufig vorkommen, auf Dauer keinen Erfolg zeitigen.

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