War es früher attraktiv, bei einer Investmentbank zu arbeiten, so zieht es talentierte Leute heute in andere Branchen. Hendrik Riehmer, Teilhaber der Berenberg Bank, schlägt nun Alarm.

Hendrik Riehmer (Bild), einer der drei persönlich haftenden Teilhaber der Berenberg Bank, sucht händeringend nach jungen Investmentbankern. Sein Problem: Es gibt sie nicht. «Bei den Mitte 20- bis Mitte 30-Jährigen klafft in unserer Branche eine riesige Lücke», stellte er kürzlich auf dem sozialen Netzwerk «Xing» fest.

Die älteste Bank Deutschlands hat in den Standorten London europaweit eines der grössten Aktienanalyseteams. Unlängst gab Berenberg bekannt, auch in die USA expandieren zu wollen.

Dramatischer Reputationsverlust

Auch wenn Riemer weiss, dass der Beruf des Investmentbankers nach zahlreichen Skandalen und Exzessen vor und während der Finanzkrise einen argen Imageschaden erlitt, staunt er dennoch über die Dramatik des Reputationsverlustes.

Der 47-Jährige Teilhaber verweist dabei auf eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Deloitte von 2013, das dieses unter deutschen Studenten durchführte. Befragt, in welcher Branche sie am liebsten arbeiten würden, wählten diese Berufseinsteiger die Banken 2013 weltweit bloss noch auf Platz 33. In Deutschland sogar nur auf Platz 64.

Über den Brain-Drain im Investmentbanking berichtete unlängst auch finews.chInvestmentbanker würden verstärkt in die Technologiebranche wechseln, hiess es da. Denn: Dort seien die Perspektiven besser und die Tätigkeit sei sinnerfüllender.

Starke Nachfrage nach Investmentbankern 

Trotz Imageproblemen und durch Regulierungen redimensionierte Banken braucht es laut Riemer aber nach wie vor Investmenthäuser und dies nicht zu knapp. Die Nachfrage seitens der Industrie als auch Seitens der Investoren wie Fonds, Pensionskassen oder Family Offices sei ungebrochen. Und es spreche wenig dafür, «dass dieser Bedarf in den kommenden fünf, zehn oder 15 Jahren abebben wird».

Auch die Credit Suisse (CS) erklärte am vergangenen Mittwoch an der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der künftigen Ausrichtung der Schweizer Grossbank, dass sie weiterhin am Investmentbanking festhalten werde. CEO Tidjane Thiam brachte es klar auf den Punkt: Ein guter Vermögensverwalter brauche ein gutes Investmentbanking. Banken ohne Investmentbanking-Dienstleistungen würden innert zehn Jahren viele Kunden verlieren, so seine Prognose.

Insofern ist es also kein Zufall, dass mit Thomas Gottstein ein erfahrener Investmentbanker zum Chef der Credit Suisse Schweiz ernannt worden ist.  

Anspruchsvolle Kunden

Hinzu kommt: Die Bedürfnisse der wohlhabenden Kundschaft werden immer komplexer. Sie beanspruchen nicht nur die Expertise der klassischen Vermögensverwaltung, sondern auch Finanzierungs- und Kapitalmarkt-Services.

Und in Anbetracht, dass wohlhabende Kunden – insbesondere in Asien – rasant wachsen, nimmt auch die Nachfrage nach Investmentbank-Dienstleistungen zu. Für die Banken bedeutet dies, dass sich der Kampf um die besten Investmentbank-Talente noch verschärfen wird, wie Riehmer sagt. 

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