Der Konkurs der Bank Hottinger hinterlässt fast nur Verlierer: Die Aktionäre, die Angestellten, die Kunden. Doch einer gewinnt immer: der Konkursverwalter. Das Honorar des Star-Liquidators ist so hoch, dass es die Konkursmasse vermutlich verschlingen wird.

Nach über 200 Jahren ist alles vorbei: Die Bank Hottinger wird zwangsliquidiert. Das heisst: Ihre restlichen Eigenmittel und Vermögenswerte werden nach Abzug aller Kosten an Gläubiger und Aktionäre aufgeteilt.

Diese Aufgabe übernehmen Karl Wüthrich (Bild) und Brigitte Umbach-Spahn von der Wirtschaftskanzlei Wenger Plattner, die dafür von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) eingesetzt worden sind.

Weniger als 10 Millionen Franken Kapital

Die traurige Geschichte ihrer Bankenpleite wird für die Hottinger-Eigentümer damit um ein weiteres Kapitel reicher. Denn es ist bereits jetzt absehbar: Von der Konkursmasse wird kaum etwas übrig bleiben. Das hat zwei Gründe: Erstens, Eigenmittel und Reserven sind so tief, dass sie den Mindestanforderungen nicht mehr genügen.

Dem Vernehmen lagen die Mindestkapitalanforderungen bei rund zehn Millionen Franken – was Hottinger nicht mehr aufbringen konnte. Zweitens: Eine Zwangsliquidation ist sehr teuer, und die Kosten dafür werden aus der Konkursmasse bezahlt.

Der Star der Branche

Bei der Bank Hottinger kommt der Schweizer Star der Sachwalter zum Zug: Karl Wüthrich. Der Zürcher Anwalt und Partner der Basler Kanzlei Wenger Plattner stand als Liquidator der verschiedenen Swissair-Gesellschaften während Jahren im Rampenlicht der Medien – und anderem auch, weil er die früheren SAirGroup-Chefs Philipp Bruggisser und Mario Corti sowie weitere Manager auf Hunderte von Millionen Franken Schadenersatz verklagte.

Die Klage hatte vor Gericht allerdings keine Chance. Aber Wüthrich hielt sich schadlos. Seine Karriere war so richtig lanciert. Die grössten Konkursfälle der Schweiz der letzten Jahre wickelte der heute 62-Jährige ab: Die Sportvermarktungsfirma ISL, den Öl-Raffineur Petroplus, die Prime Forestry Group.

Spitzenhonorare für Anwälte

Jetzt nimmt er sich zusammen mit Brigitte Umbach-Spahn, sie war auch im Team der Swissair-Liquidatoren, der Bank Hottinger an. Für die beiden Spezialisten ist das ein höchst einträgliches Geschäft.

Die Anwälte arbeiten zu Spitzenhonoraren. Bekannt wurde dies im Zusammenhang mit der Liquidation der Zuger Medibank, über die auch finews.ch berichtete.

Für diese hatte die Finma ebenfalls die Kanzlei Wenger Plattner beauftragt. Doch hier ergab sich eine überraschende Wende. Die Medibank entschied sich für eine freiwillige Liquidation, unter anderem wegen des Honorars, welche die Bank für die Sachwalter hätte zahlen müssen: 11'400 Franken pro Tag.

Kann sehr teuer werden

Je nach Komplexität, Aufwand und Verhalten der Aktionäre und Gläubiger kann eine solche Liquidation sehr lange dauern – und sehr teuer werden. Nicht dass die Anwälte jeden Tag 11'400 Franken kassieren würden.

Aber bei der Medibank hatte der Verwaltungsrat nachgerechnet und war zum Schluss gekommen: Die Zwangsliquidation würde einen guten Teil der noch verfügbaren Eigenmittel auffressen, so dass den Aktionären ein deutlich tieferer Betrag verblieben wäre.

Gläubigerschutz – zulasten der Gläubiger

Der Bank Hottinger steht der Weg zur freiwilligen Liquidation nicht offen. Das dafür notwendige Mindestkapital ist nicht vorhanden, und das Verdikt der Finma ist unwiderruflich.

Dass die Kosten der Liquidation sehr hoch sein können, ist der Aufsichtbehörde bewusst. Ihre Aufgabe ist der Schutz der Gläubiger, aber die Spielregeln sind so, dass die Kosten der Liquidation zu deren Lasten gehen.

Die Auswahl der Liquidatoren erfolgt durch die Finma. Wenger Plattner kommt zwar oft zum Zug, aber die Finma arbeitet auch mit anderen Kanzleien zusammen, wie auf Anfrage zu erfahren war. Manche von ihnen stellen dem Vernehmen nach noch höhere Honorare in Rechnung als Wenger Plattner.

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