Yves Mirabaud, Seniorpartner bei Mirabaud, staunt regelmässig über die Finanzmarktaufsicht, weil er findet, kleinere Banken würden benachteiligt. Im Interview mit finews.ch erklärt er überdies, warum Asien ein heikles Pflaster ist.


Herr Mirabaud, das Private Banking in der Schweiz erlitt kürzlich einen Rückschlag: Die Bank Hottinger ging nach mehr als 200 Jahren unter.

Dies ist ein Spezialfall. Ich weiss nicht, was genau passiert ist. Aber wir sollten definitiv nicht generalisieren und wie Sie von einem «Schwarzen Tag fürs Private Banking» in der Schweiz herausbeschwören. Die Bank Hottinger hatte eine sehr lange Tradition, war aber doch ziemlich klein. Die Finma eröffnet nur äusserst selten den Konkurs über eine Bank, also muss es schon spezifische Gründe für den Kollaps gegeben haben, die ich nicht kenne.

Können Sie sicher sein, dass Ihrem Institut nicht das gleiche Schicksal droht? Schliesslich mussten Sie im ersten Halbjahr 2015 einen Rückgang der Kundengelder vermelden.

Ich habe keinerlei Bedenken in diese Richtung. Im Gegenteil: Wir hatten ein gutes Resultat im ersten Halbjahr, in einem extrem schwierigen Umfeld erzielt. Wir waren beunruhigt, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Anbindung des Franken aufgab, weil unsere Kosten in ihrer Mehrheit in Franken anfallen, während die Einkünfte in ausländischen Währungen erzielt werden. So sind wir, ähnlich wie die Exporteure, «Opfer» unserer starken Währung.

«Die Resultate im zweiten Halbjahr stehen unter einem grösseren Druck»

Das Halbjahresresultat hat uns bestärkt und zwar aus zwei Gründen: Erstens beschloss das Management, die Kosten besser zu kontrollieren und gewisse nicht essenzielle Investitionen zurückzustellen, und zweitens waren die Märkte Anfang Jahr extrem positiv, was zu einem Transaktions-Rekord geführt hat.

Dies wird sich im zweiten Halbjahr 2015 nicht wiederholen, da die Resultate der Banken unter einem grösseren Druck stehen, seit sich das Transaktionsvolumen zurückgebildet hat.

Und wie war die Entwicklung der Kundengelder?

Der Rückgang der Kundengelder ist eine Frage der Arithmetik. Mit der Entscheidung der SNB, die Franken-Anbindung zu lösen, verloren wir unmittelbar 2 bis 2.5 Milliarden Franken an Kundengeldern, weil wir natürlich nicht nur Franken sondern auch ausländische Währungen in den Kundenportfolios haben.

Es ist erstaunlich, dass der Rückgang der Kundengelder kleiner war als erwartet, und nicht nur bei uns. Teilweise begründet sich dies mit den guten Märkten, aber auch damit, dass der Finanzmarkt Schweiz immer noch attraktiv ist und neue Kunden gewinnen kann, trotz allem was geschehen ist in den letzten Jahren.

Wie unterscheidet sich die heutige Strategie ihrer Bank von derjenigen in der Vergangenheit?

Die Expertise unserer Angestellten, die internationale Ausrichtung des Wealth Management, die Breite an Investitionsvehikeln, aus welcher die Kundschaft auswählen kann, sind Vorzüge, die das Schweizer Bankenwesen generell beibehalten haben.

«Wir müssen unser Angebot noch ausweiten»

Hinzu kommen die politische Stabilität und natürlich auch die Stärke der Währung. Dies alles soll uns helfen, unseren Kunden einen qualitativ hochstehenden Service und herausragende Dienstleistungen anzubieten. Zudem müssen wir natürlich auch neue Services entwickeln, zum Beispiel einen Support bei Steuerfragen oder in der Vermögensplanung. Die Beratung war schon immer eine unserer Stärken, aber wir müssen unser Angebot noch ausweiten.

Bereiten Sie auch eine geografische Expansion vor?

Unsere Strategie ist klar: Wir haben eine starke Präsenz in Europa und in der Schweiz. Wir haben für die Schweizer Büros neue Leute angestellt. Auch in Europa haben wir ausgebaut, indem wir in Luxemburg eine Bank eröffnet haben, um den Zugang zum europäischen Markt sicherzustellen, den wir aus der Schweiz nicht haben.

Dies sind Investitionen im Ausland!

Es ist sehr bedauerlich, dass wir Arbeitsplätze ausserhalb der Schweiz schaffen müssen. Da wir aber aus der Schweiz diese Klientel nicht bedienen dürfen und sowieso nahe beim Kunden sein wollen, kommen wir nicht umhin, ausserhalb unseres Heimmarktes zu investieren. Die Bank in Luxemburg hat mittlerweile Filialen in Frankreich und Spanien, welches wichtige Märkte für uns sind.

Wir haben zudem eine wichtige Präsenz im Nahen Osten, welche wir durch unsere Filiale in Dubai abgedecken. Wir haben uns entschieden, lieber in dieser Region zu wachsen als nach Asien zu expandieren. Von Dubai aus können wir die Golfregion, den indischen Subkontinent, Teile Afrikas sowie die ehemaligen Sowjetrepubliken abdecken. Zudem haben wir aus historischen Gründen eine Präsenz in Kanada.

Mit dem Ende des Steuerstreites mit den USA haben erste Banken ihre Präsenz in den USA wieder verstärkt. Ist dies keine Option für die Mirabaud?

Die USA ist einer der offensten Märkte, solange man die Regeln respektiert. Sobald man eine Lizenz hat, kann man mit den reichsten Leuten der Welt geschäften. Aber natürlich muss man über eine richtige Organisation verfügen, um dies zu tun. Wir haben die Optionen geprüft und uns entschieden, dass wir andere Prioritäten setzen. Wir können nicht alles machen. Dies mag einer der Nachteile von kleinen Banken sein, aber eben auch eine Stärke, weil man sich auf das konzentriert, was man wirklich kann.

Und Asien?

Das gleiche gilt natürlich auch für Asien. Wir haben vor einigen Jahren festgestellt, dass wir vielleicht nicht besonders gut aufgestellt sind für diese Region. Zuerst einmal muss man die richtigen Leute anstellen. Der typische asiatische Banker ist seinem Arbeitgeber gegenüber nicht immer loyal, sondern eher eine Art von Söldner. Deshalb sind die Löhne von guten Leuten sehr hoch.

Im weiteren verlangt ein asiatischer Kunde traditionellerweise etwas ganz anderes, als wir bei der Mirabaud anbieten. Der Asiate liebt das Handeln, wir hingegen sind sehr langfristig aufgestellt. Wir kaufen und halten, der Asiate kauft und verkauft. Und schliesslich sind wir keine kommerzielle Bank. Die Portfolios unserer Kunden werden nicht durch Kredite von uns fremdfinanziert.

«Es ist schwierig, in Asien Geld zu verdienen»

Darum entschlossen wir uns 2009, lieber unsere Präsenz im Nahen Osten zu verstärken als nach Asien zu expandieren. Dies bedeutet nicht, dass wir nie dorthin gehen werden, aber nicht hier und jetzt. Ich denke, es ist sehr schwierig, in Asien Geld zu verdienen. Die grossen Banken mögen gutes Geld verdienen, aber das Geschäft in Asien ist für kleine Banken ohne Zweifel ein massives Investment.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.32%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.44%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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