Der Umbau der Credit Suisse unter ihrem neuen CEO Tidjane Thiam zieht immer weitere Kreise. Nun hat eine Top-Managerin das Handtuch geworfen, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Sie stiess im Herbst 2011 zur Credit Suisse (CS) und übernahm den Titel eines Chief Operating Officer (COO) in der Division Finance, Operations und IT. Die Britin Kirsty Roth (Bild) galt nach internem Sprachgebrauch als «Meisterin der Effizienz», in anderen Kreisen eher als «Kostensäge».

Beide Bezeichnungen beziehen sich auf den damaligen Zeitgeist in der Finanzindustrie, Kosteneinsparungen unter dem Begriff der «Industrialisierung» zu begründen und auch umzusetzen. Neben der CS verfolgte damals etwa auch die UBS ein solches Programm, das unter der Ägide von Eros Fregonas stand – der notabene auch nicht mehr für seine einstige Arbeitgeberin tätig ist.

Stichwort «Industrialisierung»

Im Wesentlichen ging es im Zuge dieser «Industrialisierung» darum, die Prozesse zu vereinfachen und effizienter zu gestalten und darüber hinaus die Wertschöpfung dort anzusiedeln, wo sie ohne Qualitätseinbusse zu tieferen Kosten realisiert werden kann – beispielsweise, indem Synergien beim Einkauf von externen Dienstleistungen angestrebt oder Personalabteilungen nach Polen verschoben wurden.

Das grösste Potenzial für Einsparungen und Effizienzsteigerungen identifizierte Roth jedoch im Bereich IT. «Nur schon, indem wir die Speicherzeit einiger Daten verkürzen, können Kosten gespart werden», gab sie vor drei Jahren zu Protokoll.

Nicht immer beliebt

Es ist klar, dass Initianten solcher Programme nicht unbedingt auf ein sehr grosses Wohlwollen in der Belegschaft stossen, was auch Roth feststellen musste. Zumal sie sich auch nicht scheute, klare Ansagen zu machen, wie: «Ich denke strategisch, handle pragmatisch und bin bereit, Entscheidungen zu treffen.»

Selbstkritisch räumte sie auch ein: «Auch wenn meine Projekte nicht immer beliebt sind, bin ich überzeugt, dass sie notwendig sind, um die Bank für die Zukunft zu rüsten.»

Neue Aufteilung

Trotzdem kommt es nun zu einer Zäsur: Ihr Abgang dürfte vor allem mit den tiefgreifenden Veränderungen im Zuge der jüngsten Reorganisation bei der CS zusammenhängen. Die bisherige Industrialisierung ist im Zuge der umfassenden Neustrukturierung des Konzerns etwas in den Hintergrund gerückt.

Entscheidend dürfte auch der Umstand sein, dass Thiam die Oberleitung über die drei wichtigen Bereiche (Operations, IT und Finanzen) wieder aufgesplittet hat; David Mathers, der zuvor in der Konzernleitung diese Super-Division verantwortete, ist jetzt nur noch Finanzchef. Die Bereiche IT und Operations sowie noch die Sparte Real Estate leitet neuerdings Pierre-Olivier Bouée, seines Zeichens Chief Operating Officer des Konzerns.

Noch abends gearbeitet

Vor diesem Hintergrund ist nun auch der Abgang von Kirsty Roth zu verstehen, den die Credit Suisse gegenüber finews.ch bestätigte. Roth verlässt das Unternehmen, um anderen Interessen nachzugehen, wie es im offiziellen Sprachgebrauch der Bank heisst.

Für die stark belastetbare Managerin bricht ein neues Kapitel an. Vielleicht hat sie nun fürs Erste wieder mehr Zeit für sich. Denn zu CS-Zeiten sagte sie einmal: «Mindestens zweimal pro Woche verlasse ich das Büro früher, um Zeit mit meinen Töchtern zu verbringen. Selbst wenn ich danach noch arbeiten muss – die Zeit mit meinen Mädchen ist mir heilig. Die beiden sind ein hervorragendes Mittel gegen den Arbeitsstress.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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