CS-Chef Tidjane Thiam gebe sich bloss noch mit Ja-Sagern um, lasse sich in der Schweiz mit Hubschrauber transportieren, fliege ansonsten nur First Class und steige in Präsidentensuiten ab. Diese Kritik kommt von höchst ungewohnter Seite.

Die Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» ist nicht unbedingt für einen überaus angriffigen Stil bekannt, sondern eher für ihre analytische Berichterstattung, was auch gut ist. Doch in ihrer Ausgabe vom vergangenen Wochenende fährt das Blatt unerwartet grobes Geschütz auf und zwar gegen keinen geringeren als Credit-Suisse-Konzernchef Tidjane Thiam.

Galt der Manager noch bis vor kurzem als Hoffnungsträger für den Neustart bei der zweitgrössten Bank der Schweiz, so hat der gebürtige Ivorer offenbar bereits einen Grossteil seines Kredit verspielt, wie die «Finanz und Wirtschaft» zum Schluss kommt.

Grundsätzliches nicht verstanden

So berichtet sie in ihrer zumeist sehr gut informierten Rubrik «Der Praktikus» (Artikel kostenpflichtig), dass sich der neue CEO mit einem eng geknüpften, teuren Beraterstab umgebe, der ihn von kritischen Stimmen aus dem Haus abschirme. Ausserdem bestehe Thiam auf seinem persönlichen Chauffeur, lasse sich in der Schweiz gern per Hubschrauber transportieren, fliege mit seiner Entourage nie weniger als First Class und steige in Hotels nur in der Presidential Suite ab.

Daraus folgert das Blatt: «Wenn dem tatsächlich so ist, dann hat Thiam etwas Grundsätzliches nicht verstanden.»

Gegenüber finews.ch legte die Credit Suisse am Montag Wert darauf, dass Tidjane Thiam nicht per Hubschrauber reise, sondern die geltenden Reise-Richtlinien der Bank einhalte.

Bissig bei Kritik

Die Belegschaft der CS wäre bereit für einen echten Neustart, doch setze dies voraus, dass auch die Topbosse entsprechende Signale von sich gäben und mit gutem Beispiel gingen, schreibt «Der Praktikus» weiter. Doch wenn Thiam darauf bestehe, sich wie ein König behandeln zu lassen, bei Kritik sofort bissig werde und sich mit schwachen Kopfnickern umgebe, werde er grandios scheitern.

Tatsächlich hat Thiam in den vergangenen Wochen und Monaten so etwas wie eine Metamorphose vollzogen. Aus dem einstigen Strahlemann, wie er sich noch Anfang Jahr an der ersten Medienkonferenz präsentierte, ist ein verbissener Manager geworden, der tatsächlich schon bei der geringsten Kritik aufbrausend reagiert und inzwischen auch einsehen muss, dass seine Reorganisation der Credit Suisse in Branchenkreisen nicht nur auf Akklamation stösst.

Unnötige Schlagzeilen

Zugegeben, wo gehobelt wird, da fliegen Späne, doch die abrupte Art und Weise, wie sich Thiam beispielsweise im Rahmen des Neustarts vom 21. Oktober 2015 von manchen Top-Managern getrennt oder sie gar blossgestellt hat, hinterlässt einen schalen Eindruck respektive zeugt wenig von der Grösse, die man diesem Manager zuvor noch zugetraut hatte.

Dass er jüngst auch noch mit Beziehungsgeschichten von sich reden machte, muss ebenfalls als eher ungeschickt bewertet werden, wie auch in der Branche zu hören ist. Ein Bankchef, der erst noch ein vermutlich zweistelliges Millionengehalt nach Hause trägt, sollte seine ganze Energie auf die Unternehmensführung verwenden und nicht in der Öffentlichkeit für Schlagzeilen über Scheidungen und neue Liaisons sorgen – so lautete früher auch die Überzeugung verschiedener hochrangiger CS-Leute, die heute mit einer gewissen Besorgnis das Gebaren Thiams beobachten.

Grosse Nervosität

Welchen Druck die Entourage Thiams innerhalb der Credit Suisse ausübt, zeigt sich auch daran, dass die Medienstelle auf gewisse Berichte mittlerweile höchst pikiert reagiert und diese als «wenig reflektiert» apostrophiert, obschon sie keinerlei Fehler aufweisen, sondern der Bank ganz einfach nicht in den Kram passen.

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