Er mache keinen Unterschied zwischen Berufs- und Privatleben, erklärt Daniel A. Aegerter im Interview mit finews.ch. Der CEO des Vermögensverwalters WMPartners will an allen Fronten wachsen und setzt dabei vor allem auf junge, hungrige Kundenberater.

Herr Aegerter, WMPartners ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Julius Bär. Weshalb setzt die Bank auf einen separaten Geschäftszweig für unabhängige Vermögensverwaltung?

Julius Bär ist die führende Private-Banking Gruppe der Schweiz und steht für reines Private Banking vor Ort und global. So gesehen ist der Kauf von WMPartners, einschliesslich deren Fortführung als eigenständige Vermögensverwaltung, logisch. Zudem sind wir für die Julius Bär eine Art Testlabor.

Inwiefern?

Dies betrifft die Digitalisierung des Banking und die Softwareentwicklung für Julius Bär. Wir haben eine Projektgruppe gestartet, wo wir den kleineren Vermögensverwaltern eine Portfolio-Management-Software gegen eine Lizenzgebühr anbieten können. Denn es gibt immer noch viele Anbieter, die das Portfoliomanagement mit Excel-Sheets erledigen.

Und wann ist die Software marktreif?

Die Software ist bereits marktreif, aber wir sind mitten in der Implementierung. Es braucht noch etwas Zeit, bis die Prozesse aufeinander abgestimmt sind. Wir gehen hier sorgfältig vor.

«Unsere Kunden zählen zu den ‹Digital Natives›»

Insofern ist WMPartners also auch ein IT-Unternehmen?

Ich denke, dass sich heutzutage jedes erfolgreiche Unternehmen mit IT-Themen und -Herausforderungen auseinandersetzen muss. Auch wir wollen in diesem Bereich vorn mit dabei sein. Selbstverständlich bleiben die diskretionäre Vermögensverwaltung und die Anlageberatung die Hauptpfeiler unseres Geschäfts.

Welche Investitionen tätigen Sie denn im Bereich Digitalisierung sonst noch?

Da unsere Kunden verstärkt zu den «Digital Natives» gehören, bieten wir bereits heute IT-gestützte Beratungskomponenten an. Andererseits haben wir spannende Private-Equity-Projekte im Bereich Robotik lanciert, die in Zusammenarbeit mit chinesischen und japanischen Universitäten erste Formen annehmen.

WMPartners nennt sich einen unabhängigen Vermögensverwalter. Dennoch gehört das Unternehmen Julius Bär. Bestehen da wirklich keinerlei Verpflichtungen?

Ich habe neun Jahre lang für die Bank Julius Bär gearbeitet und weiss, wie die Zusammenarbeit mit WMPartners funktioniert. Wir haben bei WMPartners eine vollkommen offene Produkt- und Depotbankenarchitektur. Entsprechend sind wir komplett frei in der Art und Weise, wie wir die Depots unserer Kunden verwalten.

«Ich führe täglich Interviews»

Bei WMPartners verwalten 40 Leute rund 4 Milliarden Franken. Betrachten Sie das als ein angemessenes Verhältnis?

Ich bin überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Klar gehört es zu meinen Aufgaben, die Kosten im Auge zu behalten. Aber mit all den Divisionen, die wir haben, kommt man schnell auf 40 Mitarbeiter. Deshalb lege ich meinen Fokus auch auf Wachstum und Ertragsgenerierung.

Sind Sie denn weiter auf der Suche nach Mitarbeitern?

Ja, ich führe täglich Interviews mit potenziellen Kundenberatern, auch junge Kandidaten sind dabei. Wir haben die Kapazität, pro Jahr fünf bis sechs Kundenberater einzustellen.

Weshalb?

Junge Kandidaten sind hungrig und wollen etwas erreichen. Ich habe bereits bei Julius Bär verstärkt auf die Jungen gesetzt und sie entsprechend gefördert. Die meisten haben denn auch eine schöne Karriere gemacht.

«Jüngere Kundenberater sind freier»

An älteren Kundenberater haben Sie kein Interesse? Die bringen in der Regel doch grosse Kundenbücher mit?

Das eine schliesst das andere nicht aus. Wir schauen vor allem auf die Leistung und Retention Rate. Gerade die Retention Rate ist in der Vergangenheit bei den Banken gestiegen, Das heisst, Kundenberater, die schon länger dabei sind, müssen heute mehr Hürden nehmen, um Gelder zu ihrem neuen Arbeitgeber zu transferieren. Jüngere Kundenberater sind freier, was die Akquirierung neuer Kundengelder betrifft, da sie oft bei null anfangen und sich beweisen wollen.

Wie sieht es bezüglich Akquisitionen aus? Kürzlich erwarb Julius Bär die in Genf ansässige Fransad Gestion Wealth Managers.

Julius Bär ist einer der Marktführer im Bereich der Konsolidierung in der Vermögensverwaltungsbranche. Dazu gehörte bereits die Übernahme von WMPartners wie auch der Kauf von Fransad. Essenziell ist dabei, dass man potentielle Übernahme-Kandidaten sorgfältig prüft und evaluiert, ob sie zum Unternehmen passen. Wir bearbeiten laufend neue Anfragen erfolgreicher, mittelgrosser Vermögensverwalter und sind bei einer Transaktion in der Lage, das Geschäft zu integrieren.

«Die fast täglichen Abendveranstaltungen machen mir nichts aus»

Was motiviert Sie eigentlich, jeden Tag ein Private Banker zu sein?

Das ist meine Passion. Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als im Private Banking tätig zu sein. Das wollte ich schon immer. Mich faszinieren die Finanzmärkte. Ich kann ihnen vermutlich jeden Wechselkurs aufsagen. Und die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern und Kunden empfinde ich als Gewinn.

Sie wollen in Sachen Digitalisierung ganz vorne mitspielen, weitere unabhängige Vermögensverwalter in WMPartners integrieren, organisch Wachsen – das ist ein Haufen Arbeit. Woher nehmen Sie die Energie?

Banking ist für mich eine Leidenschaft. Ich unterscheide nicht zwischen Privat- und Berufsleben. Auch die fast täglichen Abendveranstaltungen machen mir nichts aus. Im Gegenteil, ich profitiere von solchem Input. Energie gibt mir, wenn die Kunden und Mitarbeiter «happy» sind und sie mir ein gutes Feedback geben.


Daniel A. Aegerter ist seit 1. Oktober 2015 CEO von WMPartners. Zuvor war er während neun Jahren stellvertretender Leiter der Region Schweiz bei der Bank Julius Bär. Davor war er in verschiedenen Führungspositionen bei der Citibank und der Société Générale tätig. Aegerter ist Vizepräsident des Zürcher Bankenverbandes. Er verfügt über ein Executive Master of Finance und ist Certified Financial Planner. 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.89%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.31%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.67%
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