Im angesagtesten Fintech-Inkubator Londons tüftelt die UBS an einem neuen Experiment mit der Blockchain-Technologie. Mit dabei ist ein Schweizer Grosskonzern, wie finews.ch recherchiert hat.

finews.ch berichtete vor wenigen Tagen darüber: Im Fintech-Labor Level 39 (Bild) baut die UBS am Prototyp eines Loyalitäts-Programm, das auf der Blockchain-Technologie beruht. Angelehnt an das Prinzip der bekannten KeyClub-Punkte der Schweizer Grossbank werden Loyalitäts-Guthaben digital verschlüsselt und anschliessend gehandelt.

Im abgeschlossenen Laborumfeld soll das Experiment Rückschlüsse über Transaktionen mit digitalen «Krypto-Währungen liefern. Das hoffen die UBS-Technologie-Spezialisten in London.

«Künftige Projekte aufspüren»

Nun weiss finews.ch, dass beim Londoner Experiment ein weiterer Partner mit im Boot sitzt. Er stammt nicht aus der Finanzbranche, ist aber deswegen nicht minder prominent: Es handelt sich um die Swisscom, dem grössten Telekom-Anbieter der Schweiz.

Dass der «blaue Riese» und der «rote» Gigant UBS in Sachen Blockchain zusammenspannen, ist in der Fintech-Szene bekannt. Nun zeigt sich erstmals konkret, worin dieses Zusammenarbeit besteht.

«Zielsetzung des Projekts ist es, Erfahrung in der Entwicklung und Verwaltung von Krypto-Währungen zu sammeln und dabei Business Cases für künftige Projekte aufzuspüren», wie die Swisscom Teilnahme an den Versuchen im Level 39 gegenüber finews.ch bestätigte.

Zahlreiche Anwendungsfelder

Kenner der Zusammenarbeit erklären, was sich hinter der dürren Absichterklärung verbirgt: Als führender Schweizer Technologie-Zulieferer sucht die Swisscom überall nach Bereichen, wo sich mittels der Blockchain-Technologie Abläufe schneller und effizienter gestalten lassen.

Solche Anwendungsfelder finden die Innovations-Experten des Telekom-Riesen offenbar in der Logistik, der Kommunikation zwischen Rechnern, in Online abrufbaren, «intelligenten» Verträgen sowie in den Möglichkeiten, welche die Blockchain bei der Indentitäts-Überprüfung bietet.

Privat statt libertär?

Und das ist gemäss diesen Quellen noch nicht alles. Die Swisscom, die selber diverse Rechenzentren betreibt, ist auch daran interessiert, die Infrastruktur für künftige Blockchain-Lösungen zu bieten.

Das weist auf einen umstrittenen Trend hin, den viele Fintech-Aficionados schon lange fürchten: Das Aufkommen «privater» Blockchains, die sich in den Händen einzelner Konzerne oder Branchen befinden. Dies steht im Gegensatz zu den libertären Grundsätzen, welche sich die Blockchain-Entwickler der ersten Stunde auf die Fahnen geschrieben hatten.

Kampf um Vorherrschaft

Grosskonzerne wie UBS und Swisscom sind derweil auf der Suche nach digitalen Standard-Lösungen, der sich dann gewinnbringend einsetzen lassen. Das zeigt sich derzeit auch im Rennen um die dominierende digitale Brieftasche: UBS, Zahlungs-Anbieterin SIX, Swisscom und diverse Banken kämpfen hier mit der App Paymit um die Vorherrschaft in der Schweiz.

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