Die UBS ist bei weitem nicht die einzige Schweizer Bank, die ihr Wealth-Management-Geschäft im südlichem Nachbarland forciert. Viele Schweizer Geldhäuser versuchen, sich ein Stück des italienischen Marktes zu sichern. Die Gründe.

Die UBS legte in den vergangenen Jahren ihren Fokus auf organisches Wachstum. Doch am Dienstag überraschte sie mit einer grösseren Transaktion die Öffentlichkeit: Die Schweizer Grossbank übernimmt die italienische Vermögensverwaltungssparte der spanischen Grossbank Santander – zum Übernahmepreis machte sie keine Angaben.

Die Santander-Sparte mit Sitz in Mailand ist auf vermögende Privatkunden und Familien ausgerichtet. Zurzeit verwaltet sie Vermögen in der Höhe von 2,7 Milliarden Euro.

Julius Bär forciert Engagement

Auch andere Schweizer Banken entdecken seit geraumer Zeit den italienischen Wealth-Management-Markt.

Erst gestern (Montag) erhöhte die Bank Julius Bär ihre Beteiligung am italienischen Vermögensverwalter Kairos von den ursprünglich erworbenen 19,9 Prozent auf stolze 80 Prozent, wie auch finews.ch berichtete. Zudem plant Julius Bär, einen Minderheitsanteil von Kairos’ Aktienkapital an der Börse zu kotieren.

Kairos konnte seit der Partnerschaft mit Julius Bär im Jahr 2013 die betreuten Kundengelder von 4,5 auf 8 Milliarden Euro fast verdoppeln.

Klare Ziele im Süden

Szenenwechsel: Anfang September 2015 kaufte die Zürcher Vontobel die Finter Bank von der italienischen Holding Italmobiliare. Den Deal begründete Vontobel-CEO Zeno Staub damals mit den Worten: «Wir sehen ein grosses Potenzial im Markt für italienische Privatkunden und sind überzeugt, durch die Akquisition optimale Voraussetzungen für den weiteren Ausbau unseres Fokusmarktes Italien zu schaffen.»

Ins Belpaese zieht es auch die in Zürich ansässige Rothschild Bank. In einem kürzlichen Interview mit finews.ch erklärte CEO Veit de Maddalena, Italien sei einer der Hauptmärkte. De Maddalena will ein jährliches Neugeld-Wachstum von gegen 8 Prozent anstreben. Um näher bei den Kunden zu sein, eröffnete Rothschild eine Niederlassung in Mailand.

Seit zweieinhalb Jahren in Mailand tätig ist auch die Bankengruppe Syz. Sie besitzt mittlerweile die Mehrheit an der Banca Albertini Syz & Co.

Italien auf dem Genesungspfad

Dass nun diverse ausländische Banken nach Süden expandieren hat seine guten Gründe:

  • Nach dem Platzen Dotcom-Blase kehrten zahlreiche italienische Investoren der Finanzindustrie den Rücken – sie waren gebrannte Kinder. Viele Finanzinstitute mussten daraufhin die Segel streichen. Dies erlaubt es nun ausländischen Banken, zu relativ günstigen Konditionen Übernahmen zu tätigen und so ihren Marktanteil im Belpaese zu vergrössern.
  • Die kellertiefen Zinsen wirken sich auch auf das Anlageverhalten der Italiener aus. So greifen Privatanleger und institutionelle Investoren vermehrt nach Fonds, wie Daten des Analysehausen Lipper zeigen. Die anziehenden Fondsverkäufe sind ebenfalls ein Indiz dafür, dass Investoren wieder Vertrauen in die italienische Finanzindustrie fassen.
  • Riesig ist das Potenzial im Bereich Pensionsfonds. So halten laut einem Bericht der «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) nur 3 Prozent der Italiener einen privaten Pensionsfonds – der europäische Schnitt liegt bei 33 Prozent.
  • Entgegen der allgemeinen Erwartung verfügen die Italiener durchaus über Erspartes. Die Sparquote liegt sogar über dem europäischen Durchschnitt, wie eine Grafik der Vereinigung der italienischen Vermögensverwalter zeigt.

 Italien 500

  • In Italien steigt auch die Anzahl der Wohlhabenden – die so genannten High-Net-Wort-Individuals (HNWI). Diese Quote dürfte in nächster Zeit noch ansteigen, in Anbetracht der sich erholenden italienischen Wirtschaft. Laut dem «Italy Wealth Report 2015» wird die Zahl der HNWI in den nächsten vier Jahren um knapp 20 Prozent zunehmen. 

    Dies ist mit ein Grund, weshalb die Credit Suisse (CS) ihr Affluent-Geschäft im Sommer 2014 an die Banca Generali verkaufte und stattdessen das Geschäft mit sehr vermögenden Privatkunden seither forciert, wie damals auch finews.ch berichtete.
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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