Vor dem IS-Terror ist auch der Cyberspace nicht sicher. Die israelische Datensicherheits-Spezialistin Shira Kaplan will dafür sorgen, dass Schweizer Finanzdienstleister über die nötigen Abwehrmittel verfügen. Das Rüstzeug holte sie sich beim Geheimdienst.

Die Anschlagserie von Paris hallt im Cyberspace nach. Geheimdienste beklagen die Schwierigkeit, elektronisch verschlüsselte Botschaften der Attentäter zu überwachen. Derweil hat die Terror-Organisation IS ihren Feldzug längst ins Internet getragen.

Für Shira Kaplan, israelische Cyber-Security-Spezialistin und Entrepreneurin, heben die tragischen Ereignisse den Ruf nach Sicherheit vor digitalen Bedrohungen auf ein völlig neues Niveau. «Firmen und Regierungen in Europa müssen nun darüber nachdenken, wie sie kritische Infrastruktur wie Verkehrsnetze und Kraftwerke von Cyber-Attacken schützen», sagt sie im Gespräch mit finews.ch.

Dienst in Armee-Eliteeinheit

Mit der Bedrohung aus dem Netz kennt sich Kaplan aus. Bevor sie in Harvard und der Universität St. Gallen studierte, diente die heute 32-Jährige als Analystin in einer Elite-Technologie-Einheit des israelischen Armee-Geheimdienstes.

Wie so viele andere israelische Tech-Unternehmer erwarb sie dort das Rüstzeug zur Abwehr von Cyber-Attacken; mit ihrem 2014 gegründeten Startup Cyverse will sie dieses Wissen nun von Küsnacht ZH aus Schweizer Firmen zugänglich machen.

Zur Zielgruppe gehören explizit auch Banken und Versicherer, wie die quirrlige Firmengründerin ausführt. Sie stosse in der Schweizer Finanzbranche auf lebhaftes Interesse der jeweiligen Chief Information Security Officer (CISO).

Fintech-Hype soll Boom auslösen

Von israelischen Sicherheits-Startups entwickelte Technologien, die hierzulande interessieren, zählen laut Kaplan Software, mit dem das Verhalten von Mitarbeitern in Online-Kanälen analysiert werden kann. Oder biometrische Identifikation, die es etwa erlaubt, die Nutzer von digitalen Brieftaschen anhand ihres Umgangs mit der Handy-Tastatur zu verifizieren.

Auch der gegenwärtige Fintech-Hype werde bald einen Cyber-Security-Boom nach sich ziehen, glaubt Kaplan.

Auch die Credit Suisse kaufte zu

Bereits hoch im Kurs ist bei Schweizer Banken Software, die nach Schwachstellen in Programmier-Codes sucht (source code security). So investierte die Grossbank Credit Suisse im Jahr 2014 über ein Beteiligungsvehikel rund 10 Millionen Dollar in das israelische Datensicherheits-Startup Secure Islands – welches erst kürzlich für mehr als 100 Millionen Dollar vom IT-Riesen Microsoft übernommen wurde.

Das sind die Transaktionen, die Kaplan interessieren. Vom Zürichsee aus will sie Cyverse zum europäischen Brückenkopf für isrelisches Datensicherheits-Knowhow aufbauen, sagt die Jungunternehmerin, die einst für die Privatbank Julius Bär in Tel Aviv arbeitete.

Weitere Deals geplant

Dazu will Cyverse Schweizer Grosskonzern in Kontakt mit israelischen Jungfirmen bringen und auch selber als Wagniskapitalgeber auftreten. Laut Chefin Kaplan hat Cyverse bei einem Firmenverkauf bereits als Broker agiert und plant 2016 bis zu sechs weitere Deals.

Zu den Mitgründern von Cyverse gehören neben Kaplan die in Schweizer Finanzkreisen bekannte Tech-Unternehmerin Anat Bar-Gera sowie Sicherheits-Spezialist Ronen Lago. Er diente als Offizier in der gleichen Geheimdienst-Einheit wie Kaplan.

Vetrauen gegen Misstrauen

Etwaiges Misstrauen ob der Armee-Vergangenheit vieler isralelischer Jungunternehmer kontert Kaplan mit Vertrauen. Sie führt die Entrepreneure den Schweizer IT-Kadern persönlich vor – und machte die Erfahrung, dass das gut funktioniert.

Tatsächlich sind es die israelischen Streitkräfte, die viel zur Attraktivität des Datensicherheits-Standorts Israel beitragen, hakt Kaplan nach. Jedes Jahr verliessen mehr als Tausend Top-ausgebildete Abwehr-Spezialisten die Armee – ein gewaltiges Reservoir, das nun auch internationale Konzerne anzapfen.

1 Milliarde für israelische Jungfirmen

So gaben IT-Multis wie Microsoft, IBM, McAfee und Paypal allein letztes Jahr mehr als 1 Milliarde Dollar für den Kauf israelischer Cyber-Sicherheits-Firmen aus.

«Der Trend in der Cyber-Security geht von der reinen Abwehr hin zum frühzeitigen Aufspüren von Bedrohungen», erklärt Kaplan. «Genau dafür werden die Spezialisten in der israelischen Armee ausgebildet.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.8%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.31%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.46%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.65%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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