Aktionäre, Kunden und Fremdkapitalgeber sind beunruhigt über die Verhaftung des BTG-Pactual-CEO André Esteves. Die Stimmung könnte dabei nur zu leicht in Panik kippen. Das wäre auch für die Schweizer Privatbanken-Tochter BSI unangenehm.

Am Dienstag klickten bei André Esteves (Bild), Gründer und Mehrheitsaktionär der brasilianischen Finanzgruppe BTG Pactual, die Handschellen. Er wird verdächtigt, Ermittlungen in einer Korruptionsaffäre behindert zu haben, wie auch finews.ch berichtete.

Die Nachricht sorgte für viel Unruhe an den Finanzmärkten. Die Titel der BTG Pactual brachen zeitweise bis zu 40 Prozent ein. Die Bondrenditen zogen schlagartig an.

Der Grund: Ohne Hauptaktionär und Chef Esteves an Bord der BTG Pactual könnten die Gläubiger abspringen. Dann läge die Pactual kapitalmässig auf dem Trockenen – im schlimmsten Fall könnte gar der gefürchtete «Liquidity Crunch» drohen. 

Nicht eben solide finanziert

Dies kann sehr schnell gehen. Ist das Vertrauen in ein Finanzinstitut ramponiert, drehen andere Banken aus Angst vor Verlusten den Hahn zu. Ebenso heben Anleger in Scharen ihre Gelder ab.

Dabei steht die BTG Pactual nicht eben auf standfesten Füssen. Laut der Nachrichtenagentur «Bloomberg» ist die rund 81 Milliarden Dollar grosse Bilanz zu 93 Prozent fremdfinanziert. Die Ratingagentur Moody’s bewertet das Finanzinstitut gerade noch mit «Investment Grade».

Sogwirkung auf BSI

Auch Tochtergesellschaften können sich von dieser Gefahr nicht ausklammern. Ausser Schweizer Sicht im Zentrum steht dabei die Tessiner Privatbank BSI, welche letztes Jahr von der BTG Pactual übernommen wurde.

Die BSI wollte dazu nicht konkret Stellung nehmen. Sie liess auf Anfrage von finews.ch ausrichten, dass man weiterhin eine Strategie verfolge, die auf finanzieller Stabilität, Unabhängigkeit und Kompetenz beruhe.

Sollte sich der Skandal um Esteves allerdings ausweiten, ist ein Abzug von Geldern beim Mutterhaus wohl vorprogrammiert – und somit wohl auch bei der BSI. Mitte 2015 betreute die BSI Kundengelder von rund 82 Milliarden Franken an 20 Standorten weltweit.

Ohne Vertrauen, kein Geld

Frühere Bespiele von massenhaften Gedlabflüssen oder gar «Bank Runs» gibt es genug: So kostete die UBS den Vertrauensverlust in der Finanzkrise zig Milliarden Franken an Kundengeldern. Auch die Credit Suisse musste milliardenhohe Abflüsse hinnehmen.

In England konnte die Grossbank Northern Rock nach einem Bank Run nur noch der Staat retten. Heute gehören Teile der Bank der Virgin Group.

Expansionspläne?

Das zunehmende Misstrauen gegenüber der BTG Pactual gefährdet auch ihre Rolle als potente Refinanziererin von BSI. Und Geld braucht die BSI zuhauf. So soll der Standort in Singapur zur weltweiten Wealth-Management-Drehscheibe ausgebaut werden, wie auch finews.ch berichtete.

Entsprechend kommt die Verhaftung an der Spitze des Mutterhauses für die Tessioner nun doppelt ungelegen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.33%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.73%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.81%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.47%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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