Bereits wartet die nächste Herausforderung auf die Branche: Fintech. Über kurz oder lang werden sich auch Vermögensverwalter mit den Robo Advisors anfreunden müssen, sagt Marc Alesch von der Bankiervereinigung.

Marc Alesch neuMarc Alesch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Die Branche der Vermögensverwaltung wird zurzeit durchgerüttelt von Negativzins, starkem Franken, Regulierungsbestrebungen und Steuerabkommen. Früher oder später wird sich dieser Sturm jedoch legen. Zeit zum Verschnaufen bleibt indessen wenig. Denn kaum jemandem wird entgangen sein, dass sich die Zeitungsartikel über Fintech und die Digitalisierung der Wirtschaft häufen.

Der Bankkunde der Zukunft verlangt Dienstleistungen, die intuitiv und bequem bedienbar, personalisiert und miteinander kompatibel und von einer digitalisierten Plattform abrufbar sind. Eine Bank muss darum fähig sein, ihr traditionelles Geschäftsmodell sowie ihre Strategien auf allen Ebenen auf die neuen Technologien umzustellen.

So genannte Robo Advisors, also automatisierte Online-Investment-Dienste, die auf Algorithmen beruhen und selbständig das Vermögen von Kunden verwalten, werden als künftige Autopiloten der Vermögensverwaltung gepriesen und als Ersatz von Vermögensberatern heraufbeschworen. Dass die Suppe womöglich nicht so heiss gegessen wie gekocht wird, möchte ich mit einem Beispiel aus der Luftfahrt veranschaulichen.

Autopiloten ersetzen keine Piloten

Im Jahr 1958 überquerte eine De Havilland Comet als erstes strahlgetriebenes Verkehrsflugzeug den Atlantik. Operiert wurde sie von einer vierköpfigen Crew bestehend aus zwei Piloten, Funker und Ingenieur, die mittels altmodischen Analoginstrumenten und Seilzügen steuerten.

Später, 1972, fand der Jungfern-Flug des ersten Airbus statt. Dieser Flug steht als Sinnbild für die Geschwindigkeit und Schlagkraft der technologischen Entwicklung. Die Funker und Ingenieure blieben am Boden. Der eingebaute Autopilot steuerte das Flugzeug vom Steigflug bis zur Landung selber.

Die Geschwindigkeit des technischen Fortschritts hält bis heute an. Doch über dreissig Jahre später sind nach wie vor zwei Piloten an Bord. Das Vertrauen von Passagier zu Pilot und die menschliche Ratio lässt sich offenbar (noch) nicht automatisieren.

Robo Advisors optimieren

Die meisten Vermögensverwalter haben metaphorisch ihren ersten Transatlantik-Flug wohl bereits hinter sich. Die volle Automatisierung ihres Geschäfts wird vermutlich dennoch etwas auf sich warten lassen. Einerseits haben gerade vermögende Kunden noch zu wenig Vertrauen in Roboter, die ihr Vermögen verwalten.

Andererseits weisen erste Online-Plattformen wie Betterment oder Wealthfront, die ohne Berater auskommen, Schwächen auf. Eine davon ist, dass Fundamental-Daten (beispielsweise politische Gegebenheiten), die gerade für einen Investitionsentscheid wichtig sein können, nicht in einer Datenbank speicherbar und damit keinem automatisierten Prozess zugänglich sind.

Trotzdem: Robo Advisors sind auf dem Vormarsch. Für den Kunden generieren sie weniger Kosten als herkömmliche Vermögensverwaltungs-Bbanken, da sie hauptsächlich in börsenkotierte Indexfonds (ETF) investieren. Aber auch für die Banken bergen sie Vorteile.

Jede Optimierung ist überlebenswichtig

Die Automatisierung der Risikokontrolle und des Anlageprozesses generiert Effizienzgewinne, so dass durch tiefere Kosten letztlich eine bessere Performance für die Kunden erzielt werden kann. Am Ende kommt kaum ein Vermögensverwalter um die Automatisierung herum – wie auf dem hart umkämpften Markt der Airlines, wo Autopiloten den Kerosinverbrauch minimieren, ist jede Optimierung überlebenswichtig.

Insgesamt ist die Digitalisierung nicht zu verhindern. Die Vermögensverwaltung muss dabei mit finanziellen und organisatorischen Anfangsinvestitionen rechnen. Der Gewinn daraus resultiert aber in der langen Frist. Weiteres verrät die Studie.