Im letzten Sommer wurde Thomas Meier als Asien-Chef der Privatbank Julius Bär überraschend in die Schweiz abberufen. Wie sich nun zeigt, hat der Top-Banker bereits eine neue Rolle im Boom-Markt gefunden.

«Was für eine Überraschung», urteilte finews.ch letzten August, als die Privatbank Julius ihren Asien-Chef Thomas «Tom» Meier (Bild) aus Singapur zurück ins Zürcher Mutterhaus beorderte. An seine Stelle tritt 2016 mit Jimmy Lee ein «Einheimischer» in Meiers Fussstapfen, der zuvor bei Clariden Leu und der Credit Suisse (CS) Karriere machte.

Meier hingegen werde im Januar 2016 als Non-Executive Vice Chairman Wealth Management für das Zürcher Traditionshaus wirken, hiess es damals – eine vorab repräsentative Funktion, welche die Branche spöttisch als «Frühstücks-Direktor» qualifizierte. Entsprechend brodelte von da an die Gerüchteküche um die Rochade im Wachstumsmarkt, von wo doch immerhin 25 Prozent verwalteten Kundenvermögen stammen.

Verwaltungsrat im Indien-Geschäft

Doch wie sich nun zeigt, bleibt Meier dem Asien-Geschäft von Julius Bär weiter verbunden. Gegenüber dem amerikanischen Magazin «Barron’s» erklärte Meier nämlich, dass er künftig in das Indien-Geschäft involviert bleibe. Gegenüber finews.ch präzisierte das Zürcher Institut, dass Meier Einsitz im Verwaltungsrat der Indien-Einheit nehme. Sein Engagement gegenüber dem Markt sei indes «nicht spezifisch».

Das ist bedeutsam: Denn Julius Bär hat den Subkontinent zum Schlüsselmarkt erkoren und will diesen nun forcieren, wie auch finews.ch unlängst berichtete. Die Vermögensbildung in Indien sei beispiellos, vor allem seit der wirtschaftlichen Abschwächung in China, sagte kürzlich Atul Singh, der die Operationen von Julius Bär dort leitet.

Einzige Schweizer mit Volllizenz

Erst letzten September ist den Zürchern mit der vollständigen Integration des Indien-Geschäfts der Bank of America/Merrill Lynch mit insgesamt sechs Milliarden Franken an Kundengeldern der entscheidende Sprung gelungen. Mit einer Niederlassung in Mumbai und kleineren Filialen in Neu Delhi, Bangalore, Chennai sowie in Kalkutta ist Julius Bär zudem die einzige Schweizer Privatbank, die über eine Volllizenz in Indien verfügt.

«Wir sind zuversichtlich, dass diese Integration zu einem vollen Erfolg wird», sagte Noch-Asien Meier jüngst auch gegenüber finews.ch.

Die starke Position vor Ort ist aus Meiers Sicht umso wichtiger, als er das tradierte Schweizer Offshore-Banking als erledigt betrachtet. Den Standpunkt bekräftigte er nun gegenüber «Barron’s». «Die Transaktion in Indien zeigt, wie Privatbanken in Asien künftig auf Kunden zugehen werden – nämlich vor Ort», so der Top-Banker.

In Indien komme dabei viel Arbeit auf Julius Bär zu, weiss Meier. «Das Geschäft ist ziemlich unterentwickelt. Wir werden zehn Jahre brauchen, bis wir dieselben Dienste anbieten können wir anderswo in Asien.»

Der «Mann für Asien»

Trotz des Onshore-Fokus' glaubt Meier, dass er nach seiner Rückkehr nach Zürich Ende Jahr eine bedeutsame Rolle im Boom-Markt spielen kann. Nämlich jene des «Manns für Asien in der Schweiz», wie er dem Magazin sagte. «Es ist ein grosser Vorteil, jemanden hier zu haben, der mit einer gewissen Expertise über dieses Geschäft sprechen kann», findet er.

Genauso sicher ist Meier, Asien nicht für immer den Rücken gekehrt zu haben. «Privat werde ich bestimmt noch oft in Singapur sein – Heimat ist schliesslich Heimat.»

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