Die darbende Schweizer Banque Pasche geht nicht in neue Hände über – vorläufig. Die Finma hat einem Verkauf bislang nicht zugestimmt. Die Interessentin blitzte bei der Aufsichtsbehörde schon einmal ab.

Nur die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hätte ihren Segen noch geben müssen. Dann wäre die Genfer Banque Pasche in den Besitz der luxemburgischen Banque Havilland übergegangen. Und die Pasche-Besitzerin, die französische Grossbank Crédit Mutuel-CIC, wäre ihre Problemtochter endgültig los gewesen.

Gemäss dem bereits im Juni dieses Jahres unterzeichneten Vertrag – finews.ch hatte darüber berichtet – zwischen dem Crédit Mutuel-CIC und der Banque Havilland musste die Regulierungsbehörde der Transaktion bis zum 30. November bloss noch zustimmen. Aber die Finma gab ihren Segen nicht.

Steuerbetrug, Geldwäscherei

Über die Gründe schweigen sich alle involvierten Parteien aus: die Banque Havilland, die Banque Pasche, die Groupe Mutuel-CIC und – wie üblich in solchen Fällen – auch die Finma. Es heisst aber, die Behörde müsse sich mehr Zeit als üblich für die Prüfung nehmen.

Diese brauchte sie vermutlich auch: Denn in Frankreich liegen schwere Vorwürfe gegen die Banque Pasche wegen Steuerbetrug und Geldwäscherei vor.

Und die Banque Havilland war der Finma bereits in einer anderen Transaktion im Schweizer Private Banking als Käuferin nicht genehm gewesen, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben. All dies erschwerte das Bewilligungsverfahren.

Klein, aber global tätig

Doch der Reihe nach: Der Crédit Mutuel-CIC hatte gemäss eigenen Angaben bereits 2012 entschieden, ihre Privatbanken-Tochter in Genf zu verkaufen. Es gebe zwischen den beiden Häusern keine Synergien, hiess es damals.

Die Banque Pasche verwaltete zu diesem Zeitpunkt knapp 7 Milliarden Franken. Sie war nach den gängigen Massstäben also ein eher kleines Institut, unterhielt aber neben Genf und Zürich auch Niederlassungen in Luzern, Liechtenstein, Monaco, Dubai und Nassau.

Darüber hinaus gehörten Family Offices in Marrakesch, Rio de Janeiro, Montevideo sowie in Schanghai zum Netzwerk. In den Jahren 2006 und 2007 hatte sie einige Übernahmen getätigt, unter anderem die Swissfirst Bank in Liechtenstein.

Sie wollte alles

Der Crédit Mutuel-CIC fand in der luxemburgischen Banque Havilland eine potenzielle Käuferin: Diese übernahm 2013 die Banque Pasche Monaco, im Jahr darauf auch die Ableger in Vaduz und auf den Bahamas.

Bereits 2013 leiteten jedoch monegassische Behörden gegen Pasche eine Untersuchung ein und zwar wegen steuerlicher Belange und Geldwäscherei. Gegen den damaligen Chef in Monaco, Jürg Schmid, wurde ermittelt.

In Paris wurden die Untersuchungsbehörden ihrerseits hellhörig, nachdem das französische Nachrichtenportal Médiapart im Sommer 2014 Recherchen veröffentlicht hatte, welche dem Crédit Mutuel-CIC vorwarfen, mit Hilfe der Banque Pasche ein System der Steuerhinterziehung unterhalten zu haben. Beide Banken haben die Vorwürfe jeweils zurückgewiesen.

Fifa-Skandal reichte bis zu Pasche

Diesen Oktober strahlte der TV-Sender France 3 die Dokumentation «Evasion Fiscale, Enquète sur le Crédit Mutuel» aus, welche die Vorwürfe erneuerte.

Zudem kam eine Verbindung der Banque Pasche zum Fifa-Skandal zutage. Offenbar hatte die Bank rund 30 Millionen Euro des brasilianischen Fifa-Funktionärs Ricardo Teixeira angenommen.

Die Banque Havilland liess sich aber trotz all dieser Skandale nicht von ihrem Vorhaben abbringen, die Banque Pasche vollständig zu übernehmen und wollte den Deal noch in diesem Jahr abschliessen.

Havilland und Hottinger

Und nicht nur das: Die luxemburgische Bank gehörte auch zu den Bewerbern um die verbliebenen Kundengelder der bankrott gegangenen Bank Hottinger, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben.

Doch die Finma habe die Banque Havilland zurückgepfiffen, sagte ein Investmentbanker gegenüber finews.ch, der in den Deal involviert gewesen war. Die rund 1,2 Milliarden Franken gingen dann an die Banque Heritage.

Aus der Bank Kaupthing hervorgegangen

Wer aber ist diese Banque Havilland? Das Institut mit Sitz in Luxemburg gehört der britischen Familie Rowland. CEO ist Jean-François Willems, doch sieben Mitglieder der Rowland-Familie sind in leitenden Positionen bei Havilland tätig.

Die Rowlands hatten die Bank 2009 aus der untergegangenen isländischen Bank Kaupting herausgelöst, mit der Absicht, eine von Eigentümern geführte, internationale Privatbank aufzubauen.

Dies vor allem mittels Akquisitionen: Nach den Pasche-Käufen in den Vorjahren hatte Havilland im August dieses Jahres einen Vertrag für den Kauf der Banca Popolare Luxembourg unterzeichnet.

Geringe Kundengelder – viele Niederlassungen

Ende 2014 verwaltete die Privatbank gerade mal 1,3 Milliarden Euro. Den Grossteil der Kundengelder machte vermutlich das Privatvermögen der Rowlands aus sowie alte Kaupting-Assets. Immerhin erzielte das Institut einen Gewinn von 2,8 Millionen Euro.

Gleichwohl hält die Bank an ihrem Expansionskurs fest: Sie unterhält neben Luxemburg, London, Monaco, Vaduz und Nassau seit diesem Sommer auch eine Niederlassung in Moskau.

Mit dem Segen der Finma wären es 2015 noch zwei Niederlassungen mehr geworden: Genf und Zürich. Aber noch gehört die Banque Pasche dem Crédit Mutuel-CIC.

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