Die Schweizer Genossenschaftsbank Raiffeisen stärkt die Finanzkraft des Software-Herstellers Avaloq. Dessen Gründer und CEO Francisco Fernandez hat Grosses vor. Er will das Outsourcing globalisieren – und dann an die Börse.

«Bislang haben wir keine Probleme, unser Wachstum zu finanzieren», sagte Francisco Fernandez, Chef und Gründer der Bankensoftware-Schmiede Avaloq noch im vergangenen Oktober im Interview mit finews.ch.

Offenbar hat Fernandez nun umdisponiert: Denn er hat 10 Prozent der im Eigenbestand befindlichen Avaloq-Aktien an die Schweizer Raiffeisen-Gruppe verkauft. Die beiden Unternehmen machten keine Angaben über die Höhe des Kaufbetrags. Aber er dürfte zwischen 200 und 300 Millionen Franken liegen, wie in der Branche zu hören ist.

Erkärtes Ziel: B-Source ganz übernehmen

In der entsprechenden Mitteilung vom Freitag heisst es, Avaloq stärke damit die Kapitalbasis und schaffe so die Voraussetzung für eine beschleunigte Umsetzung der Strategie. Diese beinhalte Investitionen in zwei aktuell anstehende Opportunitäten.

Eine dieser Opportuniäten ist B-Source, die Outsourcing-Gesellschaft, an der Avaloq bislang 51 Prozent hält. Die übrigen Anteile hält noch immer die Tessiner BSI Bank. Avaloq will jedoch die B-Source so bald als möglich zu 100 Prozent übernehmen, wie finews.ch aus gut unterrichteten Kreisen am Freitag erfahren hat.

BPO-Geschäft boomt

Dieser Schritt macht Sinn. Auch in Deutschland ist Avaloq so vorgegangen und hat im vergangenen September die deutsche Outsourcing-Tochter ganz übernommen.

Das so genannte Business Process Outsourcing (BPO) ist für Avaloq inzwischen der Ertragsmotor mit dem grössten Wachstumspotenzial. Neben B-Source im Tessin will das Unternehmen auch in Deutschland sowie in Singapur ein BPO-Center betreiben.

Schweizer Mega-Projekt Arizon

Damit nicht genug: Laut Fernandez sind auch solche Zentren in Grossbritannien (in oder um London) sowie in den USA sowie in Lateinamerika geplant. Um diese erheblichen Investitionen zu finanzieren, braucht Fernandez Geld respektive seine bewährte Partnerin Raiffeisen.

Seit 2007 beliefert Avaloq die Genossenschaftsbank mit Software-Lösungen. Im Jahr 2014 folgte dann der Auftakt zu einem Riesenprojekt: Avaloq erneuert die gesamte IT-Plattform für Raiffeisen, als für rund 300 Filialen, sowie die Privatbanken-Tochter Notenstein La Roche.

Absorbierte Ressourcen

Dieser Auftrag dürfte Avaloq in den folgenden Jahren hunderte von Millionen Franken in die Kasse spülen. Allerdings absorbiert dieses Projekt auch erhebliche Ressourcen. Um die Risiken besser zu managen, haben Avaloq und Raiffeisen deswegen vor rund einem Jahr die Tochtergesellschaft Arizon gegründet. Diese ist von Dietikon ZH und St. Gallen aus für den Aufbau und Unterhalt der Plattform verantwortlich.

Die Entwicklung eines globalen BPO-Netzwerks ist ein wichtiger strategischer Schritt für Avaloq: Denn das Schweizer Unternehmen kann so vom Kosten- und Effizienzdruck profitieren, der auf den meisten kleinen und mittelgrossen Banken lastet, und die darum ihre IT teilweise oder ganz auslagern.

Abschätzbare Erträge im Visier

Ausserdem kann Avaloq so seine Umsätze stabilisieren. Denn der Verkauf von Bankensoftware ist stark abhängig von Investitionszyklen der Banken sowie Innovationszyklen bei Avaloq. Mit dem BPO-Geschäft fliessen abschätzbare Erträge in die Kasse des Unternehmens

Vor allem aber will Fernandez die in diesem Jahr etwas gedrosselte Wachstumsgeschwindigkeit seines Unternehmens wieder ankurbeln. Im laufenden Jahr wird Avaloq gemäss seinen Angaben einen Umsatz von mindestens 500 Millionen Franken erzielen respektive etwas mehr als im Vorjahr.

Umsatzmilliarde als Bedingunge für einen Börsengang

Bis in drei Jahren will Fernandez die Umsatzmilliarde erreicht haben. Dann wäre Avaloq auch «kapitalmarktfähig», will heissen bereit, für einen allfälligen Gang an die Börse – vorher nicht.

«Ich habe immer gesagt, dass ein Börsengang von Avaloq eine von mehreren Optionen sei, sobald die Umsatzmilliarde erreicht ist», hatte Fernandez im Oktober gegenüber finews.ch bereits erklärt. Ein Going Public wäre zweifelsohne seine Lieblingsoption, und dieser ist er nach dem heutigen Freitag bereits wieder ein Stückchen näher.

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