Die Veränderungen in der Finanzwelt zwingen viele Vermögensverwalter dazu, in ganz anderen Gefilden nach Know-how zu suchen. Der britische Asset Manager Schroders wurde in der Formel 1 fündig.

Der Branche dämmert es: Wem es gelingt, Daten und Informationen richtig zu erfassen und zu analysieren, wird den entscheidenden Wettbewerbsvorteil davontragen.

Peter Harrison (Bild unten), Investmentchef beim britischen Finanzinstitut Schroders, erklärt im Gespräch mit finews.ch: «Das Asset Management befindet sich in einem fundamentalen Veränderungsprozess, und ich bin überzeugt, dass dies eine lange Reise wird.»

Peter Harrison

Traditionelles Know-how reicht nicht mehr

Die Herausforderungen sind dabei riesig: Komplexe Finanzprodukte erfordern eine ganz neu Datenbewirtschaftung. Gleichzeitig müssen die Abwicklung und der Handel effizienter werden, zumal Kunden respektive die Behörden inzwischen hoch anspruchsvolle Dokumentationen und Performance-Nachweise verlangen.

Harrison sagt, Asset Management bestehe heute im Prinzip aus der «Prozessierung von Daten» und dabei reicht das interne Know-how einer Bank oder eines Vermögensverwalters längst nicht mehr, um die erforderlichen Innovationen umzusetzen.

«Früher rekrutierten wir unsere Spezialisten bei der Konkurrenz. Doch das ist nicht länger mehr der Fall, da wir heute ganz andere Fähigkeiten benötigen», erklärt der Brite.

Datenspezialisten von McLaren

Heute kommen die Datenspezialisten von aussen, von Technologiefirmen – und aus der Formel 1. Kürzlich stiessen tatsächlich zwei Spezialisten aus dem McLaren-Rennstall zu Schroders.

Harrison erklärt, warum: «In der Formel 1 müssen die Datenspezialisten alle verfügbaren Informationen, sei es zum Rennen, zur Performance des Autos oder über den Fahrer, so aufbereiten und darstellen, dass sie sofort genutzt werden können. Und genau diese Fähigkeiten machen wir uns jetzt in der Finanzbranche zunutze.»

Inspiration aus dem Baseball

Die Aufbereitung und Visualisierung von Daten ist indessen nur ein kleiner Bestandteil des Transformationsprozesses, von dem Harrison glaubt, dass er die gesamte Branche und ihre Arbeitsweise umkrempeln wird. Die Parallele, was in seiner Branche geschieht, erkennt der Brite interessanterweise auf einem ganz anderen Gebiet: Inspiriert wurde Harrison vom Hollywood-Streifen «Moneyball».

Der Film erzählt die (wahre) Geschichte des Baseball-Coaches Billy Beane, der seine Mannschaft nur noch nach statistischen Daten zusammenstellt und nicht nach den jahrzehntelang in der Branche üblichen Kriterien wie ‚Ich mag diesen Spieler und jenen nicht'. «Beane hat so den gesamten Baseball-Sport verändert», betont Harrison.

Dass der Schroders-Investmentchef Datenspezialisten aus der Formel 1 und nicht etwa aus dem Baseball rekrutiert hat, liegt vor allem an deren Fähigkeiten, Unmengen von Daten aus dem Bordcomputer so darzustellen, dass die notwendigen Informationen verständlich werden.

Man kennt die Bilder: Fahrer und Renningenieure starren gespannt auf kleine Bildschirme, die ihnen zeigt, wo noch ein paar Hundertstelsekunden auf der Rennstrecke gewonnen werden können.

Möglichst ohne Crash ans Ziel

Das Ziel in der Formel 1: Ständig bessere Rundenzeiten zu fahren, ohne dass das Rennauto von der Strecke abkommt oder der Fahrer einen Unfall baut.

Im Asset Management sei es ganz ähnlich, sagt Harrison: «Auch wir versuchen unablässig, unsere Performance zu verbessern, ohne dabei so viel Risiko zu nehmen, dass wir einen Crash bauen.»

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