Im Private Banking regiert der Glaubenssatz: Kein vermögender Kunde wird den Kontakt mit dem Berater durch einen Robo-Advisor ersetzen wollen. Doch neue Studien zwingen zum Umdenken.

Der gesamte Bankensektor verfolgt die Entwicklungen im Fintech-Sektor mit Spannung. Vermehrt gestalten die einzelnen Institute die Entwicklungen auch mit, sei es durch eigene Innovation-Labs oder über Kooperationen mit Startups.

Die Auseinandersetzung mit Fintech ist für viele Banken zu einem Teil ihrer Strategie geworden. Denn sie müssen befürchten, dass technologische Innovationen die eigene Wertschöpfungskette auf- und ganze Ertragszweige abbrechen.

Beobachten aus der Distanz

Im Wealth Management herrscht vergleichsweise Gelassenheit. Zahlreiche Branchenvertreter wähnen sich in Sicherheit, weil sie nicht glauben, dass das Kundengeschäft durch Finanzinnovationen gefährdet werden könne.

Das Aufkommen digitaler Wealth Manager und Robo-Advisors beobachten sie aus der Distanz, und dabei dominiert die Überzeugung, die Zielkundschaft der Vermögenden und sehr Vermögenden werde für Geld- und Anlageberatungen den persönlichen Kontakt mit dem Kundenberater einem Robo-Advisor auf immer und ewig vorziehen.

Massiv unterschätzt

Ergebnisse aus dem United States Wealth Report der Beratungsfirma Capgemini und der Royal Bank of Canada müssten bei den Privatbanken jedoch die Alarmglocken läuten lassen. Die Umfragen bei US-Bankkunden haben ergeben, dass ausgerechnet die sehr Vermögenden, also die stark umworbene UHNWI-Klientel, am ehesten Robo-Advisor oder Anlageberatung mittels Algorithmus nutzen oder nutzen möchten, nämlich 38,1 Prozent. 

Mit anderen Worten: Viele Banken haben bislang das Potenzial der Robo-Advisor massiv unterschätzt.

Unkenntnis über Millennials

Gemäss der Definition von Capgemini sind so genannte UHNWI Leute mit mehr als 20 Millionen Dollar Vermögen. Aber auch jeder dritte  Bankkunde mit einem Vermögen zwischen 1 und 5 Millionen Dollar würde eine vollautomatisierte Anlageberatung nehmen.

Weniger überraschend ist zwar der Umstand, dass auch die unter 30-Jährigen gegenüber Robo-Advisor-Services sehr aufgeschlossen sind – und zwar mit 86 Prozent. Doch muss man sich vor Augen halten, dass diese so genannten «Millennials» die Private-Banking-Kundschaft von morgen sind.

Aber auch die HNWI unter 40 Jahren sind zu 72 Prozent bereit, rein digitale Wealth-Management-Services zu nutzen. Das sind erstaunliche Werte – auch im Lichte der Anstrengungen im Schweizer Private Banking, die Beratungskonzepte zu überarbeiten und den Kunden in den Fokus zu rücken.

Überholte Sichtweisen

Capgemini hält fest, dass Vermögensverwalter ihre Kunden und ihre Bereitschaft, Robo-Advisor einzusetzen, offenbar völlig falsch einschätzen. Weltweit glaubt offenbar nur jeder fünfte Private Banker, dass seine Kunden auch eine vollautomatisierte Anlageberatung in Anspruch nehmen würden.

Gleichzeitig riskieren sie, die wachsende Relevanz und Bedeutung dieses jungen Marktes der Robo-Advisor zu vernachlässigen, während sie an alten Glaubenssätzen und überholten Sichtweisen festhalten.

Robo-Advisor greifen die Wealth Manager zwar vor allem über ihre Preismodelle an. Doch lassen sich auf den Plattformen inzwischen auch individuelle Anlagepläne nach persönlichen finanziellen Zielen und Bedürfnissen erstellen.

Der Preisvorteil

Insofern überlappen sich die Service-Angebote von digitalen und traditionellen Wealth Managern bereits in vielen Bereichen. Doch auf der Kostenseite sind die Robo-Advisor klar im Vorteil.

Etablierte Vermögensverwalter sollten darum reagieren und Pläne ausarbeiten, wie sie sich von der digitalen Konkurrenz differenzieren könnten, rät Capgemini abschliessen.

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