Bereits in den ersten Wochen des neuen Jahres wird sich erstmals zeigen, ob die neue Strategie der Credit Suisse greift. 2016 wird eine einzige Prüfung für die Bank werden – vor allem auch für ihren Chef, Tidjane Thiam.

Geduld ist nicht die Stärke von Investoren: Die Vorschusslorbeeren, welche Tidjane Thiam von den Aktienmärkten bei seinem Amtsantritt als CEO der Credit Suisse (CS) vergangenen Sommer erhalten hatte, sind längst verwelkt und in alle Winde verweht.

Der Kredit scheint aufgebraucht – spätestens seit die Investoren nochmals rund 6 Milliarden Franken in die Bank eingeschossen haben. Jetzt sind Resultate gefordert: Thiam, der seine Ideen und seine neue Strategie redegewandt und mit Überzeugung verkauft hat, muss liefern.

Einschneidende Massnahmen fordern Resultate

Bereits die Präsentation des Resultats zum vierten Quartal 2015 wird ein Prüfstein, ob die verschiedenen strategischen Initiativen erste Früchte tragen. In weiser Voraussicht hat die CS einen Verlust angekündigt – es werden Milliarden auf dem Goodwill abgeschrieben.

Aber die operativen Zahlen lügen nicht. Werden die Kosteneinsparungen bereits in der Investmentbank und in den Margen im Private Banking sichtbar sein? Greift der neue Kapitalallokationsplan und führt er zu Neugeschäft – vor allem im Wealth Management und im Corporate Banking? Wachsen die verwalteten Vermögen wie vorgegeben? Wie präsentiert sich das Schweizer Geschäft, das 2017 abgespalten werden soll?

Geschürte Erwartungen

Der Quartalsausweis wie alle folgenden im kommenden Jahr wird äusserst kritisch geprüft werden. Sollte es Einbussen bei Margen geben, die Akquise von Neugeldern schwach sein, die Investmentbank weiterhin Teile ihrer Kapitalkosten nicht decken können – einer wird der Schuldige sein: Der Chef.

Der französisch-ivorische Doppelbürger ist aufgrund seines Auftretens an der Erwartungshaltung nicht unschuldig – wohl aber auch nur mitschuldig.

Spektakuläres Umschwenken des Verwaltungsrats

Denn Thiam ist, so scheint es, mit einer Freikarte des Verwaltungsrates angetreten: Er wechselte vom britischen Versicherer Prudential zur CS unter der Bedingung, freie Hand in der Ausarbeitung und Umsetzung der neuen Strategie und in der Zusammensetzung des Managements zu haben.

Der CS-Verwaltungsrat, der zuvor wie Thiams Vorgänger Brady Dougan weder von einer Schrumpfung der Investmentbank noch von einer Kapitalerhöhung etwas wissen wollte, vertritt nun Thiams Pläne und Strategie.

Das Umschwenken des Verwaltungsrates ist spektakulär und schürt die Erwartungshaltung zusätzlich. Und es wirft die Frage auf, warum es einen neuen CEO brauchte, um die seit Jahren bekannte Kapitalunterdeckung zu anerkennen.

Mehr hat der Markt nicht hergegeben

Thiam hat die Lücke zuallererst gestopft. Dem Vernehmen nach hätte er gerne mehr Kapital aufgenommen. Aber bereits 6 Milliarden waren die Grenze, welche der Markt noch mitgetragen hat. Thiam hat die Hälfte des Top-Managements ausgewechselt und Leute geholt, die er seine «Stars» nennt wie Compliance-Chefin Lara Warner oder Wealth-Management-Chef Iqbal Khan.

Die Wachstumsziele sind äusserst ehrgeizig: Bis 2018 soll der Vorsteuergewinn in Asien gegenüber 2014 mehr als verdoppelt werden, in der Schweiz lautet die Vorgabe plus 40 Prozent und im internationalen Wealth Management 60 Prozent.

In Anbetracht des allgemeinen Margendrucks, der steigenden Compliance-Kosten und einer Konkurrenz, die nicht schläft, muten die Vorgaben des 53-Jährigen haushoch an.

Strapazierte Geduld der Investoren

Thiam hat also keine Zeit zu verlieren. 2016 muss die neue Strategie bereits greifen. Auch an der Börse muss sich der Erfolg einstellen. Die jüngste Kapitalerhöhung zeigte, dass die Ankerinvestoren aus Katar und Saudiarabien nicht mehr voll mitgezogen haben.

Nachdem sowohl der Staatsfonds von Katar als auch die Familie Olayan seit 2008 einen zweistelligen Milliardenbetrag in die CS investiert haben, sind Resultate mehr denn je gefragt.

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