Der US-Steuerstreit hielt die Zürcher Privatbank Julius Bär zuletzt vor grossen Zukäufen ab. Mit der nun erzielten prinzipiellen Einigung hat sich das Blatt für CEO Boris Collardi nun gründlich gewendet.

Mit voraussichtlich rund 550 Millionen Dollar an Rückstellungen kommt der Steuerstreit mit den USA die Zürcher Privatbank Julius Bär zwar teurer zu stehen als erwartet – bisher hatte das Institut 350 Millionen Dollar für eine mögliche Busse zur Seite gelegt. Doch ging der Markt offensichtlich von noch höheren Beträgen aus. 

Entsprechend erleichtert zeigten sich die Investoren – der Aktienkurs legt am Mittwoch deutlich zu.

600 Millionen Dollar auf der hohen Kante

Die Nachricht sei positiv, weil damit die Unsicherheit über die Höhe der US-Busse schwinde und das Überschusskapital nicht allzu stark reduziert werde, schreib etwa die Neue Helvetische Bank (NHB) am Mittwoch in einer Analyse.

Tatsächlich ist das Überschusskapital, das laut Analysten-Schätzungen auch nach einer Busse von 550 Millionen Dollar noch gut 600 Millionen Dollar beträgt, entscheidend für die Wachstumsstrategie von Julius Bär.

Denn im Private Banking wird mit harten Bandagen gekämpft. Wer langfristig überleben will, muss wachsen – und dies gelingt nicht alleine auf dem organischen Weg.

Mögliche Übernahme-Kandidaten

Die nun erzielte Einigung mit der US-Justiz rückt Julius Bär zurück in die Rolle der Konsolidiererin. Nicht von ungefähr sagte Bär-CEO Boris Collardi in einem früheren Interview, dass keine grösseren Übernahmeprojekte gestemmt würden, solange sich im US-Steuerstreit keine Lösung abzeichne.

Nun hat Collardi die Hände frei für Akquisitionen. 

Spekulationen über mögliche Übernahmen machten in den letzten Wochen bereits die Runde. So soll Julius Bär am Kauf des asiatischen Private-Banking-Geschäfts der britischen Barclays Bank interessiert sein, wie auch finews.ch berichtete.

Weiter wurde Julius Bär auch als mögliche Käuferin der Tessiner Privatbank BSI genannt. Die Tochter des brasilianischen Bankkonzerns BTG Pactual wird seit den Wirren um BTG-Chef André Esteves als Verkaufsobjekt gehandelt.

Selbst BSI-Chef Stefano Coduri sprach kürzlich offen von der Möglichkeit eines Verkaufs.

Die Erwartungen im Markt steigen

Eine erste, wenn auch kleine Transaktion, hat Julius Bär vor kurzem vermeldet. Dabei handelte es sich um die Übernahme der Commerzbank-Tochter in Luxemburg. Doch solche Deals fallen nicht gross ins Gewicht. Der Markt jedenfalls traut der Privatbank – und das zeigte die Kurs-Reaktion am Mittwoch – weit grössere Fänge zu. 

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.21%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.93%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.43%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.68%
pixel