Strukturwandel und Digitalisierungsdruck überfordern immer mehr Banken. Die Manager sehen zwar die Gefahren von aussen, doch sie sind unfähig, den Wandel von innen anzugehen.

Es dämmert den Schweizer Banken langsam aber sicher. Branchenfremde Konkurrenten können ihre Marktstellung erheblich gefährden. Wie das Beratungsunternehmen EY in seinem neusten Bankenbarometer nun feststellt, nimmt mit 56 Prozent der befragten Institute erstmals diese Gefahr tatsächlich ernst.

Das Überraschende daran: Gefürchtet werden nicht etwa Start-ups aus dem Fintech-Segment, Robo-Advisor-Anbieter oder die Blockchain-Technologie. Die Gefahr geht aus Sicht der Banken von den grossen Technologie- und Telekomfirmen aus.

Können die hohen Hürden nehmen

Der Grund: Diese Branche verfügt nicht nur über das Know-how und die Infrastruktur, um die immer wichtiger werdenden Daten und Informationen gewinnbringend zu verwerten. Technologie-, IT- und Telekomkonzerne verfügen auch über die erforderlichen finanziellen Mittel, die hohen Eintrittsbarrieren in die regulierte Finanzindustrie zu überwinden, wie EY festhält.

Die Berater empfehlen den Banken darum, die Kundenschnittstelle nicht nur zu verteidigen, sondern innovativer zu nutzen. Dafür seien intelligente Digitalstrategien notwendig, aber auch eine Stärkung des Kundenerlebnisses in den Bankfilialen.

Nur ein Drittel hat Digitalstrategie

Ob die Banken aber auch fähig sind, mit strukturellen Innovationen ihre Wertschöpfungskette zu sichern, stellt EY in Frage. In der Umfrage bei 120 Führungskräften in Schweizer Banken (UBS und Credit Suisse sind ausgenommen) stellten die Berater fest, dass das langfristige Potenzial der Digitalisierung zwar erkannt wird.

Allerdings verfügt nur ein Drittel der Banken überhaupt über eine Digitalisierungsstrategie. Nur 27 Prozent rechnen damit, dass technologische Entwicklungen das Finanzgeschäft fundamental verändern werden.

Mangel an Phantasie und Ideen

EY zieht das nüchterne Fazit, dass viele Banken den konkreten Wert der Digitalisierung für die Wertschöpfung der Finanzindustrie offenbar nicht einschätzen könnten. «Möglicherweise mangelt es vielen Banken noch an Phantasie, konkrete Ideen und Initiativen, strukturelle Innovationen im Kern der Wertschöpfungskette anzugehen», so die Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Dabei sei klar: Die Banken könnten ihr Überleben nicht sichern, indem sie die regulatorischen Anforderungen erfüllten und Massnahmen zur Effizienzsteigerung ergriffen.

Entscheidend sei vielmehr die nachhaltige Verbesserung der Wertschöpfung. Und damit rücke wieder das Wesentliche in den Vordergrund: Die Bedürfnisse der Kunden.

Mehr Übernahmen

In der Konsequenz erwarten nun 86 Prozent der Banken-Manager eine Beschleunigung des Strukturwandels, wie das Bankenbarometer zeigt.
Seit 2010 sind laut über 60 Institute vom Schweizer Bankenmarkt verschwunden und über 200 Filialen geschlossen worden.

Dutzende weitere Banken werden die strukturelle Entwicklung nicht überstehen, wie EY prophezeit. Es werde in den kommenden zwei Jahren mehr Übernahmen geben, weil viele Banken ihre Altlasten bereinigt hätten.

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