Der einst bestbezahlte Trader der Deutschen Bank gerät ins Zentrum des Skandals um Zins-Manipulationen: Ein britisches Gericht brummte Christian Bittar eine Millionen-Kaution auf. Das Netz des Ex-Traders führte einst bis ins Swiss Banking.

1,4 Millionen Franken: Soviel muss der ehemalige Deutschbanker Christian Bittar nur schon bezahlen, um auf freiem Fuss zu bleiben. Im Vorfeld des Prozesses gegen ihn in London wurde dem einst bestbezahlten Trader der deutschen Grossbank gleich eine happige Kaution aufgebrummt, wie unter anderem das deutsche «Handelsblatt» berichtete.

Bittar wird zu den zwölf Bankern gezählt, die den Euribor manipuliert haben sollen. Über Jahre hätten Trader verschiedener Banken den wichtigen Referenzzins durch illegale Absprachen unter anderem in Chatrooms manipuliert, so der Vorwurf. Letzten November hatte das britische Serious Fraud Office (SFO), die britische Spezialeinheit im Kampf gegen Wirtschaftskriminalität, die Händler angeklagt.

Spuren führten in die Schweiz

Zu Wochenbeginn erschien neben dem 44-jährigen Franzosen Bittar auch ein weiterer ehemaliger Mitarbeiter der Deutschen Bank vor dem Westminster Magistrates' Court (Bild) in London. Ebenso kamen frühere Angestellte der britischen Grossbank Barclays und einer der französischen Bank Société Générale zur Anhörung, wie berichtet wurde.

Doch das Netz der mutmasslich in die Zinsmanipulationen verstrickten Personen reicht weiter – und einstmals bis hinein in die Schweiz. Im Zusammenhang mit den Euribor- und Libor-Ermittlungen war nämlich bereits 2012 ruchbar geworden, dass die Behörden ausser gegen Bittar auch gegen den Ex-Crédit-Agricole-Banker Mickaël Zrihen ermittelten.

Bei Lombard Odier suspendiert

Wie auch finews.ch damals berichtete, war Zrihen damals schon zur noblen Privatbank Lombard Odier in Genf gewechselt. Aufgrund der Untersuchungen wurde Zrihen dort suspendiert, wie das Institut damals zu Protokoll gab. Die Bank betonte zudem, niemals eine Rolle bei Manipulationen von Libor und Euribor gehabt zu haben.

Offensichtlich trennte sich die Bank im Nachgang zu den Schlagzeilen rasch von Zrihen. Auf Anfrage von  finews.ch hiess es beim Institut, Zrihen habe zwischen Dezember 2010 und Dezember 2012 für Lombard Odier Investment Managers gearbeitet.

Spuren nach Genf

Nach dem Rauswurf bei der Deutschen Bank war Bittar zudem bis ins Jahr 2014 für einen der grössten Hedge-Fonds Europas, BlueCrest Capital Management, tätig gewesen. BlueCrest unterhält eine grosse Niederlassung in Genf.

Mit dem Prozess in London drohen die Schweiz-Connection im Libor-Euribor-Skandal ebenfalls wieder in den Vordergrund gezerrt zu werden.

Hayes-Urteil als Exempel

Für Bittar, der im Jahr 2009 bei der Deutschen Bank einen Rekord-Bonus von 80 Millionen Euro verdient haben soll, bedeutet der Gerichtsgang einen weiteren Tiefpunkt. Mit der Entlassung bei der deutschen Bank musste der einstige Top-Trader schon auf 40 Millionen Euro an Boni verzichten, wie die Agentur «Bloomberg» seinerzeit berichtete. Zudem drohten ihm britische Behörden mit einer Busse von 10 Millionen Pfund (14,5 Millionen Franken).

Die ehemalige Bittar-Arbeitgeberin Deutsche Bank zahlte in der Affäre um Zins-Manipulationen bisher weit über 3 Milliarden Euro an Bussen.

Für Bittar steht über mögliche Strafzahlungen hinaus noch viel mehr auf dem Spiel. Letzten August verurteilte ein Londoner Gericht den Ex-UBS-Händler Thomas Hayes als einen der Hauptverdächtigen im Libor-Skandal zu 14 Jahren Haft. Erst kürzlich wurde die Strafe auf elf Jahre vermindert.

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