Die Grossbank Credit Suisse hat hierzulande diverse Regionen-Chefs ausgewechselt. Damit kommt das Schweiz-Geschäft nicht zur Ruhe. Und während die Zahl der Filialen schmilzt, steht eine klare Stossrichtung für den Heimmarkt weiter aus.

Es ist ein fliegender Wechsel, wie ihn Pascal Besnard aus seiner Zeit als Profi-Fussballer beim Genfer Club Servette kennt: Wie am Dienstag bekannt wurde, übernimmt er bei der Credit Suisse (CS) die Leitung der Region Genfersee von Serge Fehr. Der wiederum steigt zum schweizweiten Leiter des Bereichs Private & Wealth Management Clients auf – und damit zur Nummer zwei nach Schweiz-CEO Thomas Gottstein.

Mit der Beförderung Fehrs gewinnt die Personal-Rochade in den CS-Regionen nochmals an Schwung. So wurde vor wenigen Tagen bekannt, dass Reto Müller von Stefan Bodmer die Leitung der Region Ostschweiz übernimmt; Anfang Januar löste Oliver Zwemmer zudem Patrick Biri an der Spitze CS in der Nordschweiz ab.

Kontinuität gewahrt?

Da es sich bei allen neu Eingesetzten um verdiente CS-Banker handelt, kann die Bank den Ablösungs-Reigen als «Generationen-Wechsel» verbuchen. Sie stellt sich auf den Standpunkt, die Kontinuität sei gewahrt. Zudem, heisst es im Umfeld der CS, seien nun in den Regionen keine weiteren Revirements mehr geplant.

Bekanntermassen liegt jedoch die letzte grosse Rochade in den CS-Regionen erst drei Jahre zurück. Die Leitung der Region Zürich übernahm damals André Helfenstein, während der nun abgelöste Biri an die Spitze der Region Nordschweiz trat. Tessin-Chef Alberto Petruzzella übernahm zudem zusätzliche Funktionen. Fünf Chefwechsel in drei Jahren – Kontinuität sieht anders aus.

Zahlenmässig unterlegen

Dies umso mehr, als die Vertretung der CS in gewissen Schweizer Landesteilen bisweilen als wenig nachhaltig wahrgenommen wurde. Niemand könne auf Anhieb den Namen des CS-Abgesandten in der Region nennen, stichelten Konkurrenten hinter vorgehaltener Hand.

Auch bei der Grossbank selber war die Problematik offenbar bekannt; intern wurde empfohlen, sich an medienaffinen Managern wie Petruzzella im Tessin ein Beispiel zu nehmen.

Kommt hinzu, das die CS mit ihren derzeit 184 Filialen ihren grossen, gesamtschweizerisch agierenden Konkurrenten in der Region auch zahlenmässig unterlegen ist.

So zählt die Genossenschaftsbanken-Gruppe Raiffeisen Schweiz trotz leichter Arrondierungen noch 292 Banken; die CS-Erzrivalin UBS hält an ihren rund 300 Filialen fest. Statt einzelne Aussenposten aufzugeben, rüstet die Grossbank diese lieber fürs digitale Zeitalter auf.

Merkwürdig blass

Ebenso verstand es die UBS seit ihrer Rettung durch den Staat im Jahr 2008 geschickt, mit Kampagnen und dem Sponsoring von traditionellen Anlässen ihre Schweiz-Verbundenheit hervorzustreichen. Demgegenüber blieb die CS trotz beträchtlicher Aufwendungen – Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, Swiss Venture Club, Unterstützung der Fussball-Nati – im Heimmarkt merkwürdig blass.

Derweil stehen die Zeichen für das CS-Filialnetz weiter an der Wand. Ende 2014 kündete der damalige CS-Schweiz-Chef Hans-Ulrich Meister an, das innert fünf Jahren wohl noch 180 Filialen übrig sein würden, einschliesslich des Netzes der Neuen Aargauer Bank (NAB).

Seither ist bereits einiges in diese Richtung geschehen, verfügte die Grossbank in der Schweiz damals noch über 214 Standorte. Neueröffnungen blieben eine Seltenheit.

Trend zur Digitalisierung

Meisters Statement von damals will die CS heute nicht mehr kommentieren. Schliessungen begründete die CS in Vergangenheit jeweils mit dem Satz: «Anpassungen werden vorgenommen, um den veränderten Kundenbedürfnissen Rechnung zu tragen und die bankinterne Zusammenarbeit zu verstärken.»

Mit den «veränderten Kundenbedürfnissen» ist dabei insbesondere der Trend zur Digitalisierung gemeint, wie es intern heisst. Filialen, an denen die Grossbank festhält, werden entsprechend aufgerüstet. Ebenfalls versucht die CS mit Pilot-Projekten wie verlängerten Öffnungszeiten, den Kunden in der Region entgegenzukommen.

Neue Stossrichtung?

Ob das neue Management im Schweiz-Geschäft – allen voran CEO Gottstein und der als fähig geltende Private-Banking-Chef Fehr – die Stossrichtung ändert, muss sich weisen. Laut Insidern ist es noch zu früh für eine neue Strategie für die acht CS-Regionen, sei doch auch die künftige Schweizer Universalbank erst im Entstehen begriffen.

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