Brady Dougan, der frühere Chef der Credit Suisse, setzte bei der Kapitalisierung der Grossbank stark auf so genannte Coco-Bonds. Seine Vorliebe für diese Instrumente geriet zuletzt allerdings ins Zwielicht – doch nun zeichnet sich eine überraschende Wende ab.

Es kommt selten vor, dass die Schweizer Grossbanken als «sichere Häfen» bezeichnet werden. Schliesslich ist in der Branche nicht vergessen, dass die UBS während der Finanzkrise vom Staat gerettet werden musste.

Doch genau als «Swiss safe haven» taxierte jüngst die amerikanische Grossbank Morgan Stanley die so genannten Coco-Bonds der beiden grössten Banken des Landes.

Das muss überraschen. Denn mit ebendiesen Instrumenten stand die Credit Suisse (CS) noch vor wenigen Monaten heftig in der Kritik. Ex-CS-Chef Brady Dougan hatte im Nachgang zur Finanzkrise stark auf diese Pflichtwandel-Anleihen gesetzt, die im Notfall in Aktien gewandelt und eine drohende Pleite abfedern können.

Mit den Cocos im Rücken brüstete sich CEO Dougan bis zuletzt, die CS sei kapitalmässig «einzigartig ausbalanciert».

Schraube angezogen

Im Rahmen der «Too-big-to-fail»-Regulierung zogen die Schweizer Behörden indessen die Schraube immer fester an: Im Februar 2015 ging die Weisung des Bundesrats an die Grossbanken, bis 2019 zusätzliches Kapital aufzubauen – und alte Pflichtwandel-Anleihen zu ersetzen.

Letzten Oktober wurden dazu die Eckwerte publiziert: Allein, um in einer «Stress-Situation» das Geschäft aufrecht erhalten zu können (going concern), wurde bei der UBS ein zusätzlicher Bedarf an hartem Eigenkapital von 2,3 Milliarden Franken und bei der CS von 5,2 Milliarden Franken festgestellt.

Strategische Spitzkehre

Kurz: Die Schweizer Grossbanken, besonders die CS, schienen plötzlich unterkapitalisiert. Noch im selben Oktober vollzog Dougan-Nachfolger Tidjane Thiam eine strategische Spitzkehre, und beantragte bei den CS-Aktionären rund 6 Milliarden Franken an frischem Aktienkapital. Von «einzigartiger Ausbalancierung» konnte also kaum mehr die Rede sein.

Doch die am 22. Dezember letzten Jahres von Eidgenössischen Finanzdepartement (EFD) veröffentlichte Anhörung zur Anpassung der «Too-big-to-fail»-Bestimmungen, die noch bis am 15. Februar 2016 läuft, könnte Dougans Coco-Strategie nun rehabilitieren.

Unerwartete Adelung

Die als «Ergänzungskapital» eingestuften nachrangigen Pflichtwandel-Anleihen haben nämlich eine unerwartete Adelung erfahren.

Wie dem EFD-Zirkular zu entnehmen ist, gilt für dieses Instrument ein so genanntes «grandfathering»: Bis 2019 zählen die eigentlich disqualifizierten Papiere nicht nur weiter, sondern dürfen gar wie Instrumente der höchsten Qualität verrechnet werden. Alle Cocos bleiben zudem bis zu einem Jahr vor Ablauf der Laufzeit anrechenbar, schlägt das EFD vor.

Dabei geht es um grosse Summen. Wie den Ausweisen der beiden Grossbanken im dritten Quartal 2015 zu entnehmen ist, haben beide Banken zusammen «Tier 2»-Papiere im Umfang von knapp 18 Milliarden Franken ausstehend, die abgelöst werden müssen.

Bei der CS waren per Ende des dritten Quartals Instrumente im Umfang von 7,8 Milliarden Franken von grandfathering betroffen, wie die Grossbank auf Anfrage von finews.ch hin mitteilte. Dabei handelt es sich um «high trigger Tier 2» und «low-trigger Tier 1»-Instrumente. Für weitere «hight trigger Tier 2»-Papiere von 4,2 Milliarden Franken sind die Regelungen noch unklar, wie es hiess.

Freude herrscht

Entsprechend zeigt sich das EFD willens, «bewusst Druck von den Banken nehmen», bestehende Kapitalinstrumente allenfalls vorzeitig aufzukünden. Das kommt wohl bei den Grossbanken, aber bestimmt bei den Investoren gut an. Morgan Stanley jedenfalls findet, die Papiere der Credit Suisse (CS) seien jetzt «best value» – also ihr Geld am meisten wert.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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