Um Erträge zu bolzen, holen Banken gerne «Superstars» an Bord. Dabei ignorieren sie oft die Risiken, die damit einher gehen. So erkennt man «toxische» Mitarbeiter.

Der Kampf um die Besten der Besten in der Finanzbranche wird mit harten Bandagen geführt. Stars sollen mit ihrem Genie die Kassen der Unternehmen füllen – so zumindest die Erwartung.

Doch nicht selten zerplatzen diese Hoffnungen. Schlimmer noch, vermeintliche Superstars entpuppen sich als milliardenteure Fehlinvestitionen.

Beispiele gefällig? Kweku Adoboli, früherer UBS-Händler, Nick Leeson, Ex-Chefhändler der Barings Bank in Singapur, Jérôme Kerviel ehemaliger Händler bei der Société Générale oder der als «Londoner Wal» bekannte Ex-Derivate-Händler Bruno Iksil von J.P. Morgan. Die Liste liesse sich beliebig verlängern.

Das toxische Mitarbeiterprofil

Eine Studie der Harvard Business School widmet sich solchen «toxic workers», also giftigen Mitarbeitern. Dabei haben die Forscher Daten von über 50'000 Bankangestellten ausgewertet, die in elf verschiedenen, global tätigen Unternehmen tätig waren.

Verwendet wurden sowohl Ergebnisse aus Beurteilungstests als auch Daten über Dauer, Leistung und – falls vorhanden – Gründen für eine Entlassung. Aus dem Set an Daten zogen die Wissenschaftler vier Hinweise auf ein potenziell toxisches Mitarbeiterprofil – zwei davon sind besonders verblüffend:

1. Regel-Treue

Dieses Kriterium überrascht. Pochen doch insbesondere die Banken auf absolute Regel-Konformität. Doch die Studienautoren weisen nach: Wer im Beurteilungstest das Einhalten von Regeln als prioritär einstuft, wird später mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wegen Regelverletzungen entlassen.

Die Erklärung der Wissenschaftler lautet: Toxische Mitarbeiter befolgen die Regeln nur so lange, wie sie für ihre Zwecke nützlich sind. Und: Bei diesen Personen fällt auf, dass sie bei Beurteilungstests die Fragen höchst opportunistisch beantworten.

2. Hohe Produktivität

Noch überraschender ist diese Erkenntnis: Produktivere Mitarbeiter fügen einem Unternehmen häufiger einen Schaden zu.

Auch hier halten die Forscher eine interessante Deutung parat: Oftmals würden Unternehmen ihre Mitarbeiter nach ein oder zwei Killerkriterien einstellen, zum Beispiel: hochproduktiv im Verkauf und umgänglich mit der Kundschaft.

Dabei gehe aber die Identifikation mit den Zielen der Unternehmung oft verloren, heisst es in der Studie weiter. Auf die Produktivität der Organisation bezogen, ist es somit besser, einen weniger produktiven Mitarbeiter einzustellen.

3. Selbstüberschätzung

Der Grad zwischen grossem Selbstbewusstsein und Selbstüberschätzung ist ein schmaler. Ein potenziell toxischer Mitarbeiter habe eine hohe Meinung von sich, so die Autoren. Dies stellt eine beträchtliche Gefahr für Unternehmen dar. Falsche Entscheidungen, die auf Selbstüberschätzung beruhen, kommen sehr häufig vor.

4. Egoismus

Dieses Kriterium liegt auf der Hand: Wer nur auf sich selber schaut und nicht in erster Linie das Wohl seiner Mitarbeiter und der gesamten Firma im Blick hat, wird über kurz oder lang dem Unternehmen irgendwie schaden.

Es braucht ein Umdenken

Bei diesen vier Erkenntnissen sollten vor allem Personalabteilungen hellhörig werden. Laut den Autoren müsste ein Umdenken stattfinden: Dabei sollte mehr Zeit und Energie aufgewendet werden, um «giftige» Mitarbeitern zu vermeiden, als bloss die besten Köpfe im Visier zu haben.

Gleichzeitig betonen die Forscher, dass nicht allein der Arbeitnehmer für seine Auswirkungen auf das Unternehmen verantwortlich ist. Auch das Arbeitsumfeld biete Anreize und Spielräume, die letztlich ein toxisches Verhalten fördern können.

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