Dass Vontobel und Raiffeisen auch nach 2017 zusammenarbeiten werden, hat die Branche überrascht. Was steckt dahinter, und kommt es nun doch noch zum Schulterschluss von Vontobel und Notenstein?

Die Kooperation zwischen der Bank Vontobel und der Raiffeisen-Gruppe reicht ins Jahr 2004 zurück, damals gaben die Verantwortlichen bekannt, fortan zu kooperieren. Gleichzeitig beteiligte sich die Genossenschaftsbank Raiffeisen am Zürcher Traditionsinstitut mit 12,5 Prozent.

Lange Zeit ging denn auch die Zusammenarbeit sehr gut; Raiffeisen profitierte vom Produkte-Know-how von Vontobel, während umgekehrt die Zürcher einen wertvollen Vertriebskanal hatten.

Heftige Konfrontation

Erst als vor ein paar Jahren der damalige Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz dazu überging, rund um die Raiffeisen-Gruppe ein Konstrukt zu bauen, dass neben dem klassischen Retail-Banking auch noch Vermögensverwaltung sowie ein Angebot an Strukturierten Produkten umfasste, geriet die Kooperation mit Vontobel zusehends in Gefahr. Und da die Hauptaktionäre von Vontobel (die Familie Vontobel) keinen Grund sah, dass sich Raiffeisen noch stärker an der Zürcher Bank beteiligen sollte, war der Zwist respektive das Ende dieser «Beziehung» programmiert.

Was folgte war ein wüster Schlagabtausch, der bis vors Schiedsgericht gelangte und nicht überraschend zum Ende der Kooperation per Mitte 2017 führte; paradox war indessen, dass beide Seiten sozusagen den Sieg in dieser Konfrontation für sich beanspruchten. Doch das ist nun alles Schnee von gestern, wie sich am Dienstagabend gezeigt hat.

Kontinuierlich im Gespräch

Beide Institute wollen nun auch nach 2017 in Teilbereichen kooperieren, wie am Dienstagabend zu erfahren war. Doch wie kam es denn überhaupt zu dieser neuerlichen Annäherung?

Wie in der Branche zu hören ist, blieben die beiden Institute kontinuierlich im Gespräch miteinander, so dass sich daraus die Fortsetzung der Zusammenarbeit regelrecht ergab.

Eine wichtige Rolle spielte dabei auch der Umstand, dass die Ablösung der Raiffeisen-Gruppe zeitlich zusehends in Verzug geriet, wie in der Branche immer wieder zu hören war. Vor diesem Hintergrund kam es denn auch im Spätsommer 2015 zu ersten konkreten Gesprächen auf Fach- wie auch auf CEO-Ebene, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Dies wurde möglich, nachdem der frühere Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz das Unternehmen verlassen und sein Stellvertreter, Patrik Gisel, die Nachfolge übernommen hatte.

Geschäftsvolumen mit Raiffeisen

Dabei konnte Vontobel aus einer relativ guten Position heraus verhandeln. Denn die relative Bedeutung des Geschäftsvolumens mit Raiffeisen und den Kunden von Raiffeisen hatte sich in den letzten paar Jahren – auf Grund der internationalen Expansionsstrategie – sukzessive verringert. Im vergangenen Jahr belief sie sich noch auf rund 5 Prozent des Betriebsertrags, also auf rund 50 Millionen Franken, wie finews.ch in Erfahrung bringen konnte.

Da bei der Bank Vontobel die Investitionen in die IT für das Abwicklungs- und Transaktionsgeschäft mit Raiffeisen per Mitte 2017 abgeschrieben sein werden, wird dann gleichzeitig deren Kostenbasis deutlich entlastet. Und auf Grund der neuen Vereinbarung geht man bei Vontobel davon aus, dass die Bank weiterhin Fonds für Raiffeisen-Kunden verwalten wird.

Offene Fragen

Trotzdem bleiben einige Fragen offen respektive werden sich über die nächsten Monate klären. Was geschieht mit der zur Raiffeisen-Gruppe gehörenden Notenstein Privatbank? Zu gross um zu sterben und dennoch zu klein, um in der neuen Private-Banking-Welt langfristig zu überleben, deutet nun einiges mehr darauf hin, dass das Institut in die Vontobel-Gruppe integriert werden könnte.

Dies würde auch gleichzeitig die private Vermögensverwaltung der Zürcher stärken, die von ihren Dimensionen her tatsächlich noch etwas grösser sein könnte. Sollte es so weit kommen, wäre dies ein weiteres Kapitel in der grossen Konsolidierung auf dem Schweizer Bankenplatz.

Ein Sprecher von Vontobel wollte auf Anfrage von finews.ch dazu keine Stellung nehmen.

Welche Rolle spielt Leonteq?

Last but not least stellt sich die Frage, welche Position und Rolle die auf Strukturierte Produkte spezialisierte Firma Leonteq spielen wird.

Vontobel bietet mit Deritrade bereits eine Plattform für entsprechende Derivate und steht damit mehr oder weniger in Konkurrenz zur Firma Leonteq, die wiederum im Verbund mit Raiffeisen, Notenstein und der Versicherungsgruppe Helvetia operiert. Auch da liessen sich gewisse Kooperationsmodelle bewerkstelligen, zumal die Dienstleistungen rund um den Handel mit Strukturierten Produkten bei Leonteq umfassender sind als etwa bei Deritrade.

Vor diesem Hintergrund hat Leonteq am Mittwochmorgen angekündigt, die Kooperation mit der Genossenschaftsbank und ihren Partnern zu vertiefen.

Im Rahmen der bestehenden Zusammenarbeit zwischen Leonteq und der Notenstein La Roche Privatbank sowie der 2015 angekündigten geplanten Partnerschaft mit Raiffeisen Schweiz für die Emission von strukturierten Anlageprodukten, haben die Parteien sich nun entschlossen, ihre Zusammenarbeit mit einer Vereinbarung über zehn Jahre zu festigen, wie einem Communiqué zu entnehmen ist.

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