Fast ein Jahrzehnt lang hat die Credit Suisse an ihrer «One Bank»-Strategie festgehalten — mit unterschiedlichem Erfolg. Das integrierte Modell will CEO Tidjane Thiam weiterführen. Aber ohne Amerikaner.

Während über sieben Jahren war Nathan Romano der «One Bank»-Mann der Credit Suisse (CS) in den USA. Wo die Investmentbank besonders stark aufgestellt war, sollte Romano dafür sorgen, dass das Teamwork der Händler und Produkteleute mit den Kundenberatern im Brokerage und Wealth Management zu Mehrerträgen führt.

Nun hat sich Romano entschieden, die CS zu verlassen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» meldete. Warum sollte er auch bleiben – mit dem Verkauf des US-Private-Banking ist ein Teil dieses von der CS so lange verteidigten Kooperationsmodells weggefallen. In den USA ist die «One Bank» damit wohl Geschichte.

Ins Asien lebt das Modell

Das mag angesichts der sonstigen Veränderungen in der CS, welche der neue CEO Tidjane Thiam durchsetzen will, nur eine Fussnote sein. Zumal Thiam weiterhin auf Synergien zwischen Investment- und Privatbankern setzen will und dabei das in Asien vorgelebte Modell vor Augen hat.

Aber eigentlich hat Thiam auch mit der «One Bank» einen weiteren Strategiepfeiler von seinem Vorgänger Brady Dougan verabschiedet. Ins Leben gerufen hatte die Strategie noch Oswald Grübel. Aber Dougan war es, der das Modell der integrierten Bank durchzog.

Einmal mehr war die UBS zuerst

Die CS wies als einzige Bank überhaupt zeitweilig sogar jene Zusatzerträge aus, welche aus den Synergien zwischen Investmentbank und Wealth Management entstammten. In Zürich war mit Solution Partners sogar eigens eine Einheit gegründet worden, welche Investmentbank-Produkte für anspruchsvolle Wealth-Management-Kunden schuf.

Die UBS hatte zuerst begonnen, diese Idee umzusetzen – aber erst 2012 mit der letzten Konsequenz, indem sie die Investmentbank zum eigentlichen Zulieferbetrieb ihres Wealth Managements umbaute.

Investmentbanker im Wealth Management

Dougan verfolgte eine andere Strategie – jene einer starken Investmentbank, von der auch das Wealth Management profitieren sollte. Bezeichnend ist, dass für die Umsetzung der «One Bank»-Strategie eigentlich nur Investmentbanker zuständig waren – wie auch Romano, der 2008 von Bear Stearns zur CS kam. Sein Chef, Robert Shafir, war ebenfalls Investmentbanker, leitete aber das Wealth Management in den USA.

CS-intern hiess es oft, dass die Scharniere zwischen Zürich, London und New York nicht richtig funktionierten und keine richtige Kooperation zwischen den Einheiten aufkommen wolle. Dougan und auch Shafir behaupteten stets das Gegenteil.

Musterbeispiel Alibaba-IPO

In Asien war es Helman Sitohang, dem es gelang, die Strategie umzusetzen. Der Asien-Chef der CS, der von Thiam nun in die Konzerleitung berufen worden ist, verstand es, die Kooperation so zu fördern, dass Investmentbanker und Wealth Manager davon beiderseits profitierten.

Das Musterbeispiel war der Börsengang (Inital Public Offering, IPO) des chinesischen Internetkonzerns Alibaba. Die CS betreute den IPO, der mit einem Schlag eine Handvoll Milliardäre schuf, die dem Wealth Management zugeführt werden konnten.

Unternehmerbank heisst das Modell, das Thiam nun verfolgt. Die Worte «One Bank» hat man von ihm nie gehört. Und die Frage, wie die Unternehmerbank in den USA aussehen soll, ist nach dem Verkauf des Private Bankings obsolet.

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