David Moss macht dieser Tage als Befürworter der Fusion zwischen den Privatbanken EFG und BSI von sich Reden. Es gebe Grundlegendes, das für den Zusammenschluss spreche, betont der Fondsmanager bei der kanadischen BMO Global Asset Management gegenüber finews.ch. Und kontert damit die vielen Kritiker des Deals.


Herr Moss, Sie sind mit Ihrem Fonds Aktionär der Privatbank EFG International – was Sie kürzlich auch ins mediale Rampenlicht brachte. Warum verkauften Sie nicht wie viele andere, als Sie von der Fusion mit der Tessiner BSI hörten?

Wir hielten uns still. Wir werden uns aber bald mit EFG treffen, um uns den Vorgang erklären zu lassen. Grundsätzlich mögen wir aber das Geschäftsmodell des Instituts und den Weg, den es jetzt geht.

So? Es gibt Kritiker zuhauf, und die Privatbank musste am Montag Unsicherheiten bezüglich des Deals kontern.

Es ist schon so, das EFG in der Vergangenheit Turbulenzen erlebt hat, die allerdings nicht allesamt hausgemacht waren. Hingegen ist EFG ein wenig anders als andere Schweizer Privatbanken.

Inwiefern?

Das Institut verfügt über weniger Tradition, aber damit auch über weniger Altlasten. Zudem bietet EFG mit dem Fokus auf unternehmerische Kundenberater sein sehr interessantes Lohn-Modell, das stark Umsatz-getrieben ist. Das macht die Bank attraktiv für besonders erfahrene Berater, von denen im letzten Jahr auch wieder viele zu EFG gestossen sind. Und diese ziehen überdurchschnittlich viel Neugeld an.

Positiv ist, dass EFG die BSI unter Buchwert kauft

Aber BSI verfolgt ein ganz anderes Modell, oder?

Das stimmt, und wir müssen uns nun bemühen, dieses zu verstehen. Schon jetzt lässt sich sagen, dass es schwierig sein wird, die beiden Modelle und Marken nebeneinander laufen zu lassen.

Also sehen Sie die Fusion doch kritisch?

Moment, es gibt auch Grundlegendes, das für den Zusammenschluss spricht. So der Fakt, dass die Kosten im Private Banking steigen – und mit Skaleneffekten lässt sich dem begegnen. Zudem lassen sich mit der Fusion Kosten einsparen, gerade auch in der IT, wo künftig nur noch eine Plattform benötigt wird. Positiv ist zudem, dass EFG die BSI unter Buchwert kauft. Auf diese Weise wird nicht teuer für Goodwill bezahlt, der sich später belastend auswirkt.

Wie jüngst bei Goodwill-Abschreiber bei der Credit Suisse? Warum sind Sie eigentlich nicht in die Grossbank investiert?

Generell investieren wir in Unternehmen, die qualitativ hochwertig, möglichst günstig bewertet und gut geführt sind. Das hält uns davon ab, ins volatile und wenig ertragreiche Investmentbanking zu investieren. Und das spielt bei der Credit Suisse nach wie vor eine grosse Rolle.

Die CS zahlt den Preis, dass es ihr nicht schlecht genug ging

Aber der neue CEO Tidjane Thiam hat den Auftrag, die Investmentbank zurückzubauen, oder?

Ja – aber bis es soweit ist, steckt die Bank in einer Periode der Unsicherheit fest. Das schreckt uns ab. Ironischerweise scheint dies nun der Preis dafür zu sein, dass die Credit Suisse ihr Geschäftsmodell nicht so rasch ändern musste wie die UBS – wohl einfach, weil es ihr in der Krise nicht schlecht genug ging.

Womit wir beim ewigen Vergleich mit der Schweizer Erzrivalin UBS angelangt sind.

Die UBS gehört mit zu den gewichtigsten Positionen in unserem Portefeuille. Ihr Schweizer Retailgeschäft wirft hohe Renditen ab. Das gleiche gilt für das zentrale UBS Wealth Management. Das hat zwar derzeit zu kämpfen, wird aber doch weiterhin Vermögen anziehen. Private Banking, Asset Management – diese Banksparten mögen wir.

Reiche Unternehmer haben keine Zeit, sich um ihr Vermögen zu kümmern

Hierzulande wird hingegen gerne der Untergang des Private Banking prophezeit. Zu unrecht?

Das Schweizer Private Banking ist auch in der Weissgeld-Ära aus unserer Sicht ein interessantes Geschäftsfeld. Reiche Unternehmer haben heute weniger Zeit denn je, sich selber um die Verwaltung ihrer Vermögen zu kümmern. Dazu brauchen sie Profis, denen sie vertrauen können. Die finden sie bei Schweizer Privatbanken. Für die Branche spricht ebenfalls, dass sie Kunden aus unsicheren Weltgegenden Rechtssicherheit und Stabilität bieten können. Das ist viel wert.


David Moss leitet von London aus die Investments in europäische Aktien für BMO Global Asset Management. Die UBS gehört dabei zu den grössten Positionen seines BMO European Funds. Der ausgebildete Ökonom arbeitete für die britische Grossbank Barclays, bevor er 1996 zu seinem jetzigen Arbeitgeber stiess. BMO Global Asset Management gehört zur Gruppe der kanadischen Bank of Montréal. In der Schweiz baut die Asset Managerin, die mit 1'500 Mitarbeitenden weltweit über 470 Milliarden Euro an Vermögen verwaltet, derzeit ihr Vertriebsteam auf.

 

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