Der Schulterschluss zwischen EFG International und der BSI Bank fordert ein erstes prominentes Opfer. Es ist der Asien-Chef der BSI, der das Handtuch wirft – nicht ganz unverschuldet.

Hanspeter Brunner zählte medienmässig zu den Schweizer Superstars in Asien, nachdem er mit einer ganzen Gefolgschaft im Jahr 2009 von der noblen britischen Bank Coutts International zur BSI gewechselt und in der Folge eine grosse Ansage gemacht hatte: Mit seinen Leuten wollte er den asiatischen Markt regelrecht erobern.

Doch als die Bank Coutts International, eine Tochter des italienischen Generali-Versicherungskonzerns, plötzlich zum Verkauf stand, musste Brunner seine hochtrabenden Träume stutzen, denn wer will schon Kunde einer Bank werden, deren künftigen Eigentümer nicht feststeht.

Ungünstige Konstellationen

Als dann im Jahr 2015 die brasilianische Finanzgruppe BTG Pactual den Zuschlag erhielt, schnupperte Brunner wieder Morgenluft, denn die BSI sollte in dieser Konstellation der neue Wealth-Management-Hub der Brasiliener werden, wie er auch gegenüber finews.ch verschiedentlich erklärte. 

Doch als im Herbst 2015 der BTG-Besitzer André Estevez unter Korruptionsverdacht in Brasilien kam, war es um die BSI alsbald geschehen. Aus Liquiditätsgründen mussten die Brasilianer die Tessiner BSI wieder abstossen. Der Rest ist (jüngere) Geschichte, denn so gelangte das geschichtsträchtige Institut vor gut zwei Wochen unter die Kontrolle der Schweizer Privatbank EFG International, wie auch finews.ch meldete.

Skandal um einen Staatsfonds

Womit indessen EFG International nicht gerechnet hatte, war der Umstand, dass die BSI ganz tief in den Finanzskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verstrickt ist. Mehr noch, als eigentlicher Verbindungsmann gilt ein Mitarbeiter der BSI, den man intern über lange Zeit hoch gelobt und ihm zeitweilig horrende Boni in bis zu zweistelliger Millionenhöhe bezahlt hatte.

Beides sind Dinge, die einem in Notsituationen um die Ohren gehauen werden: nämlich, dass ein Finanzskandal ausgerecht in Singapur ausbricht, wo man so bestrebt ist, das Sauberkeitssiegel auf ewig gepachtet zu haben, und dass man selbst die vermeintlich besten Kundenberter nicht über Gebühr honorieren sollte.

Beides Alphatiere

Doch weil das alles in seiner Amtszeit geschah, sah sich Brunner einem immer grösseren Druck ausgesetzt. Das sind denkbar schlechte Voraussetzungen, um in einem von Powerplay diktieren Integrationsprojekt (EFG und BSI) eine starke Position vertreten zu können. Und last but not least hatten die beiden Alphatiere Joachim Strähle (CEO von EFG International) sowie Brunner nicht das Heu auf der gleichen Bühne. 

So kam es, dass Brunner dieser Tage seine Zeilen zum Abschied gleich selber aufsetzte, und die lasen sich dann so: «After having spent more than 45 years in the financial industry, Mr Hans Peter Brunner, CEO BSI Asia, decided to retire and is leaving BSI accordingly.» – was dann auch ein BSI-Sprecher bestätigte.

Nun sorgt er noch für einen reibungslosen Übergang an seinen Nachfolger Raj Sriram, um sich nachher in Pension zu begeben. Sriram zählt übrigens auch zu jener Truppe, die seinerzeit von Coutts zur BSI wechselte. 

Singapur mit Saubermann-Anspruch

Es ist nicht auszuschliessen, dass der 1MDB-Skandal noch ein Nachspiel für Brunner haben könnte, zumal einzelne Begebenheiten in seine Amtszeit fielen. Doch entscheidend für seine Demission dürfte gewesen sein, dass sich EFG International keine Führungsperson leisten kann, die auch nur im Entferntesten mit der gestrengen Singapurer Finanzaufsichtsbehörde Monetary Authority of Singapur (MAS) in Konflikt stehen kann.

 

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.2%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.57%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.38%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.25%
pixel