Patrick Odier, geschäftsführender Teilhaber der Bank Lombard Odier, beobachtet die Konsolidierung im Markt mit wachen Augen. Er hätte das nötige Kapital, um eine Übernahme zu tätigen, wie er gegenüber finews.ch betont. Denkbar sind auch Partnerschaften mit unabhängigen Vermögensverwaltern. 


Herr Odier, im vergangenen Jahr sind einzig die Kundenvermögen im Bereich Technologie- und Bankdienstleistungen gestiegen, während das Private Banking und das Asset Management bei Lombard Odier stagnierten. Muss Sie das nicht besorgen?

Nein, denn wir konnten in allen drei Geschäftsbereichen erfreuliche Neugeld-Zuflüsse verzeichnen, und dies in einem Jahr, das alles andere als einfach war. Ich erinnere an die Aufhebung der Euro-Untergrenze Mitte Januar 2015, was zu einer massiven Aufwertung des Franken führte. Da zwei Drittel unserer Kundengelder in Euro und Dollar sind, wirkte sich dies unmittelbar auf unsere Zahlen aus. Auch die Börsen-Turbulenzen im zweiten Halbjahr 2015 hatten einen wesentlichen Einfluss.

Das Asset Management, also ihr Geschäft mit institutionellen Anlegern, ist mittlerweile kleiner als der Technologie-Bereich und wenig profitabel. In jüngster Zeit kursierten in der Branche Gerüchte, wonach das Asset Management verkauft werden könnte. Was ist daran wahr?

Wir haben überhaupt nicht die Absicht, das Asset Management zu verkaufen. Diese Sparte ist sehr wichtig für unsere Geschäftsentwicklung, und zwar aus drei Gründen: Erstens brauchen wir diese Kompetenz um neben den institutionellen Anlegern auch grosse Privatkunden bedienen zu können. Zweitens können wir mit diesem Bereich hochqualifizierte Leute aus der Branche anziehen, die unser Know-how auf diesem Gebiet laufend erhöhen. Und drittens erlaubt es uns das Asset Management, in neue Märkte zu expandieren oder unsere Präsenz auszubauen.

Wohin soll die Reise denn gehen?

Überall dahin, wo es grosse institutionelle Anleger, also Pensionskassen sowie andere Vorsorgeeinrichtungen und Staatsfonds, gibt – dazu gehören die Benelux-Staaten, Skandinavien, Grossbritannien, aber auch die Schweiz.

Die Lombard-Odier-Gruppe weist ein vergleichsweise hohes Kosten-/Ertrags-Verhältnis von 80 Prozent aus. Wie erklären Sie sich das?

Die langfristigen Investitionen in unserer Technologie-Sparte schlagen sich zunächst nur auf der Aufwandseite zu Buch, da wir da keinen Goodwill rechnen können und die Erträge von unseren Plattform-Partnern erst später folgen. Mittlerweile bieten wir unsere Dienstleistungen in dieser Sparte einem knappen Dutzend Finanzinstituten an – kürzlich neu dazu gestossen ist die Genfer Privatbank Bordier.

Betrachtet man nur unser Kerngeschäft (Private Banking), so weisen wir da ein Kosten-/Ertrags-Verhältnis von 72 Prozent aus. Das ist ein sehr guter Wert, der beweist, dass wir die Kosten durchaus im Griff haben.

Viele Schweizer Banken zieht es nach Asien. Davon ist im Jahresabschluss von Lombard Odier nicht einmal die Rede. Warum?

Wir waren in Asien lange Zeit zurückhaltend und teils nur mit Vertretungen präsent. Das haben wir mittlerweile geändert und machen namentlich in Japan sowie in Singapur grosse Fortschritte in Sachen Neugeld. In Hongkong waren wir etwas unter den Erwartungen, aber nun sind wir auch dort auf dem richtigen Weg.

Ist China ein Thema für Sie respektive für Ihre Bank?

Vorläufig nicht. Die Entwicklung dort ist höchst volatil, was nicht ganz unserer Philosophie der Stabilität entspricht, die wir unserer Kundschaft bieten wollen. Aber wir behalten die Entwicklung selbstverständlich im Auge.

Ein Augenmerk müssen Sie wohl auch auf die Konsolidierung in Schweizer Private Banking richten. Wann kommt es zur ersten Akquisition von Lombard Odier?

Im Zentrum unserer Strategie stand und steht das organische Wachstum. Wir beobachten die Konsolidierung allerdings aufmerksam und schliessen eine Übernahme nicht aus. Das Kapital dafür wäre auch vorhanden. Allerdings setzen wir sehr hohe Ansprüche in Bezug auf Kultur, Strategie und Organisation eines Finanzinstituts, das wir akquirieren würden. Es müsste komplementär sein zu unseren drei Geschäftssparten.

Die Konsolidierung findet nicht nur unter den Banken statt, sondern auch im Bereich der unabhängigen Vermögensverwalter. Welche Strategie verfolgen Sie auf diesem Gebiet?

Unabhängige Vermögensverwalter stellen für uns eine privilegierte Klientel dar. Im Zuge der Konsolidierung möchten wir gerade auf Grund unserer weit entwickelten Technologieplattform diesen Marktteilnehmern Unterstützung bieten. Insofern schliesse ich nicht aus, dass es auch da zu weiteren Partnerschaften kommen könnte.

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