Die neuen Ziele der UBS wurden erst positiv aufgenommen. Doch nun mehren sich kritische Stimmen. CEO Grübel scheint der strategische Wurf nicht gelungen zu sein.

Oswald Grübel ist Kult. Darum wurde der frühere Credit-Suisse-Chef bereits im vergangenen Februar bei seiner Ernennung an die operative Spitze der UBS mit vielen Vorschusslorbeeren überhäuft.

Seither hat der gebürtige Deutsche auch einiges unternommen, doch deswegen ist die Schweizer Grossbank nicht wieder auf Erfolgskurs gekommen. Die Kundengelder fliessen weiter ab, und das Vertrauen der Anleger bleibt begrenzt und labil.

Wo bleibt die neue Strategie?

Umso mehr war die Finanzgemeinde gespannt auf den Investorentag vom letzten Dienstag im neu renovierten Konferenzgebäude Grünenhof in Zürich. Hier hatte die UBS die Gelegenheit, ihren «Masterplan» für die nächsten Jahre zu präsentieren.

Spitzenvertreter wie Grübel, Körner oder McCann formulierten denn auch ihre finanztechnischen Ziele, was kurzfristig die UBS-Aktie steigen liess. Doch alsbald machte sich in der Branche Ernüchterung breit – mit der Erkenntnis: Die Bank respektive ihr oberster Chef Grübel haben gar keine Strategie.

Seither mehren sich die kritischen Stimmen. Bei zahlreichen Bankern, die irgendwann einmal mit «OJG» gearbeitet haben, heisst es, er habe keine Strategie, weil er noch nie eine hatte. Er sei vielmehr ein hoch begnadeter Trader und Cost Cutter.

«Ossi plays his cards very close to his chest»

Früher habe man gesagt, «Ossi plays his cards very close to his chest», was insinuierte, das er eine Strategie oder einen langfristigen Plan habe. In Wirklichkeit sei er vor allem ein gewiefter Trader, der stets davon ausgehe, aus der jeweiligen Handelssituation Vorteile zu generieren.

Vor diesem Hintergrund erklärt sich wohl auch, dass bei der UBS von Oswald Grübel vor allem das Investmentbanking dazu beitragen soll, wieder auf Kurs zu kommen – jene Domäne auch, in der Grübel fast seine ganze Karriere absolviert hat. Peter Thorne, Finanzanalyst bei Helvea, hält dies für eine «schlechte Nachricht».

Schlecht und schlechter

Und «noch schlechter» sei, dass innerhalb der Investmentbanking-Sparte ausgerechnet der FICC-Bereich (Fixed Income, Currencies & Commodities) den Turnaround bewirken soll. Das ist jene Abteilung, die vor zwei Jahren für die Milliardenverluste verantwortlich war und auch historisch noch nie als Stärke der UBS galt.

Ausserdem sei dies kaum jener Bereich, wo man nachhaltige Erträge generieren könne, wenn sich die Margen wieder normalisierten, sprich sinken werden, argumentiert Peter Thorne weiter.

Wo liegen die Stärken?

Tatsächlich erstaunt es sehr, wie stark die UBS bei der Neuausrichtung auf das Investmentbanking setzt, zumal ihre Stärke in der Vermögensverwaltung liegt. Jegliche Verbesserungen im volatilen Investmentbanking sind denn auch stark von der allgemeinen Marktentwicklung abhängig.

Von einem positiven Umfeld profitieren allerdings auch andere, erfolgreichere Banken, so dass allfällige Fortschritte der UBS – relativ zu den Konkurrenten gesehen – begrenzt bleiben.

Kalte Dusche von Moody's

Einen Tag nach dem Investorentag verpasste auch Moody’s der UBS eine kalte Dusche: Die Ratingagentur beurteilt die langfristige Finanzkraft noch mit «C» – also zwei Stufen tiefer als bislang. Langfristige UBS-Schulden bewertet Moody's nun mit Aa3 – eine Stufe tiefer. Und schliesslich meldet Moody's, dass der langfristige Rating-Ausblick negativ ist – mit weiteren Rückstufungen muss also gerechnet werden.

Die Ratingagentur Moody's erklärt ihre skeptische Einschätzung mit den Herausforderungen im Investmentbanking und im internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft. Die Schweizer Bank habe von der Neubelebung an den Kapitalmärkten wenig profitiert, auf der anderen Seite habe sie angesichts der Erneuerung des Managements mit einem Aufwärtsdruck bei den Personalkosten zu kämpfen.

Verschiedene Belastungen

Und schliesslich sei die Wiederherstellung des Vertrauens eine längerfristige Angelegenheit – während der Druck aufs Schweizer Bankgeheimnis weiterhin belastend für die Bank sein dürfte.

Dass Oswald Grübel selber einräumte, die Erholung der UBS benötige noch einige Zeit, zeigt deutlich, in welch schwierigen Lage die Grossbank ist. Umso mehr verwundert es, dass die kritischen Stimmen nicht stärker an die Öffentlichkeit gelangen, zumal man gerade in Fachkreisen eine tief greifende Neuausrichtung erwartet hatte.

Grübels Schwäche – Grübels Motive

Beispielsweise eine markante Verringerung sehr riskanter Geschäfte im Investmentbanking, den Rückzug aus gewissen Märkten, den Ausbau neuer oder noch schwacher Bereiche. Auch ein weiterer Stellenabbau war in der Branche eine Option, zumal es in der wenig integrierten Bank, wie Grübel selber hervor hob, noch viele Doppelspurigkeiten und Ineffizienzen gibt.

Die wenig überzeugende Neuausrichtung offenbart möglicherweise halt doch den Umstand, dass Grübel nicht der grosse Stratege ist, und dass seine Motivation, vor bald einem Jahr, diesen Job zu übernehmen, nicht die ideale Ausgangslage war.

Einmalige Chance als Retter

Bekanntlich wurde ihm bei der Credit Suisse unter der Ägide von Walter Kielholz und Hans-Ulrich Doerig die Krönung seiner Karriere im Jahr 2006 als Präsident des Verwaltungsrats verwehrt, weshalb er auch ein Jahr früher als geplant, nämlich 2007, abtrat und Brady Dougan Platz machte.

Als sich kurz darauf dann die einmalige Chance bot, dereinst als «Retter bei UBS» dazustehen, und damit gleichzeitig die Schmähung bei der Credit Suisse zu überwinden und mit sich ins Reine zu kommen, griff Grübel zu. Gut möglich, dass er unter diesen Bedingungen unterschätzt hat, wie schwierig, wenn überhaupt, es ist, diese taumelnde UBS zu retten.

 

 

 

 

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