Für Duri Prader gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Bank- und dem Biergeschäft. Der Chef der kleinen Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner verrät im Interview mit finews.ch zudem, was er den Investmentbankern abgeschaut hat.


Herr Prader, die Zürcher Bank Lienhardt & Partner hat ein eher spezielles Geschäftsmodell. Wer sind denn Ihre Konkurrenten?

Das Besondere an unserem Geschäftsmodell ist, dass wir nicht nur eine Bank, sondern auch eine Immobilienfirma sind. Wir verfügen über eine grosse Expertise im Zusammenhang mit Immobilienanlagen und -bewirtschaftung. Das unterscheidet uns von klassischen Privatbanken.

Am vergleichbarsten ist mit unserem Haus wohl die in Bern ansässige Von Graffenried Gruppe. Diese ist auch im Private Banking und gleichzeitig im Immobilien-Bereich aktiv. Zudem sind sie ebenfalls lokal verankert und leben eine ähnliche Kultur wie wir.

So gesehen ein perfekter Fit?

Wir kennen uns und tauschen uns aus. Aber ich denke, dass weder die Von Graffenried Gruppe noch wir aktuell ein Anlehnungsbedürfnis haben.

Was zeichnet Ihre Kultur aus?

Schnell, flexibel und unkompliziert zu sein.

Das sagen nahezu alle.

Es mag sein, dass andere Banken diese Eigenschaften ebenfalls für sich in Anspruch nehmen. Aber als kleinere Firma haben wir diese Einstellung verinnerlicht und nutzen aktiv unsere kurzen Entscheidungswege.

«Wir stehen für eine Anlagephilosophie, die nur noch wenige Banken anbieten»

Was heisst das konkret?

Wir verstehen uns als Alternative zu den immer grösser und unpersönlicher werdenden Banken. Es verhält sich wie im Biergeschäft. Wenige globale Marken dominieren den Markt und alle Produkte sind im Geschmack vergleichbar. Darum gibt es immer mehr Konsumenten, die kleinere Brauereien bevorzugen, die lokal verwurzelt sind, eigenständig agieren und für Individualität stehen. Das entspricht auf das Bankengeschäft übertragen genau unserem Profil beziehungsweise unserer Kultur.

Worin besteht denn Ihr Differenzierungs-Merkmal?

Wir stehen im Private Banking für eine Anlagephilosophie, die nur noch wenige Banken anbieten, weil sie als antiquiert und wenig lukrativ gilt. Wir fassen unsere Anlagephilosophie zusammen mit den drei Stichworten: direkt, diversifiziert und diszipliniert. Direkt bedeutet, dass wir ins Original investieren, also direkt in Aktien Obligationen und Immobilien, nicht in Produkte.

«Wir rennen nicht jedem Modetrend nach»

Diversifiziert meint, dass wir zwar global diversifiziert anlegen, aber mit dem Fokus auf die Schweiz. Diszipliniert heisst schliesslich, dass wir keine Experimente machen und nicht jedem Modetrend nachrennen. Das ist unspektakulär, aber langfristig erfolgreich. Wir wollen bei allem, was wir tun durch Einfachheit und Klarheit überzeugen.

Haben Sie, wie andere Banken, auch Altlasten?

Unser Institut hat nur einen Standort und einen Zielmarkt seit fast 150 Jahren. Wir waren nie im internationalen Private Banking tätig. Rund 95 Prozent unserer Kunden haben ihr Domizil in der Schweiz Auch im Zeitalter des automatischen Informationsaustausches müssen wir unser Geschäftsmodell nicht neu erfinden. Wir können uns auf die Betreuung unserer Kunden konzentrieren und werden nicht von Altlasten erdrückt.

Allerdings unterhielt die die deutsche Frauenrechtlerin Alice Schwarzer ein Schwarzgeld-Konto bei Ihrer Bank.

Das ist in der Tat in gewissen Medien behauptet worden. Sie wissen aber, dass Ihre Frage ins Leere zielt. Wir dürfen aus rechtlichen Gründen Kundenbeziehungen weder dementieren noch bestätigen. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.

«Maschinen können helfen, aber sie können nicht einen versierten Berater ersetzen»

Andere Banken lancieren Roboadvisor. Ist das bei Lienhardt & Partner auch ein Thema?

Roboadvisor bieten grosse Chancen, um Abläufe zu automatisieren, Szenarien zu simulieren oder zu visualisieren. Der Private Banker bleibt aber in unserem Geschäft der zentrale Ansprechpartner. Die Fragen, die an ihn gelangen, so individuell wie die Klientel und sehr interdisziplinär. Maschinen können helfen, aber sie können nicht einen versierten Berater ersetzen.

Dieser muss sich als Berater und Treuhänder seines Kunden verstehen und nicht als Verkäufer. Bei vielen Instituten ist das kaum noch möglich, da der Verkaufsdruck so gross ist. Häufig bestehen Interessenskonflikte zwischen einer objektiven Beratung und dem Vertrieb von Produkten.

Vor drei Jahren hat Lienhardt & Partner das Vorsorgegeschäft aufgebaut. Weshalb?

Der Vorsorgemarkt ist ein Wachstumsmarkt. Die Treiber sind die demographische Entwicklung, steigende Gesundheitskosten und tiefe Zinsen. Vorsorgelücken müssen mit zusätzlichem Sparkapital finanziert werden. Deshalb haben wir unser Geschäftsmodell erweitert.

«Der Start ins neue Jahr war an den Börsen ein veritabler Fehlstart»

Dieses Geschäft mit mehreren tausend Kunden ist in der Abwicklung vollständig automatisiert und standardisiert. Vor allem in der Zusammenarbeit mit den grossen Versicherungsgesellschaften agieren wir komplett papierlos. Das ist in diesem Geschäft eine zwingende Voraussetzung und hat uns früh in die Digitalisierung gedrängt.

Sie haben letztes Jahr ein starkes Zahlenset vorgelegt. Wie ist der Start 2016 gelungen?

Der Start ins neue Jahr war an den Börsen ein veritabler Fehlstart. Dennoch glauben wir, dass wir auch 2016 mit unserem lokal ausgerichteten Geschäftsmodell weiter wachsen und die Risiken im Blick behalten können.

Sie waren lange bei der Bank Vontobel in leitender Funktion tätig. War Ihr Wechsel zu einer viel kleineren Bank nicht ein Abstieg?

Meine frühere Aufgabe bei Vontobel als Leiter Private Banking in der Schweiz hat mir immer gut gefallen, ist aber mit meiner heutigen Tätigkeit nicht zu vergleichen. Bei Lienhardt & Partner bin ich der König im Dorf, bei Vontobel war ich nur einer unter Vielen (lacht). Lienhardt & Partner ist nicht nur eine Bank, sondern wie gesagt auch eine Immobilienfirma. Zudem stehe ich als CEO heute in der Gesamtverantwortung. Das hat mich als Aufgabe gereizt.

«Wir machen Floor-Meetings, ähnlich wie bei einer Investmentbank»

Und der CEO hat ein königliches Büro?

Keineswegs. Ich sitze in einem Grossraumbüro. Die Kommunikation ist so um Welten besser. Wir machen Floor-Meetings, ähnlich wie bei einer Investmentbank. So lassen sich Probleme effizienter klären und Fragen schneller beantworten.

Sie sind von Haus aus Jurist. Weshalb sind Sie Banker geworden?

Ich bin zufällig in dieses Metier gerutscht. Faszinierend am Banking finde ich Vermögen zu schützen, zu mehren und die grossen Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Das ist spannend, weil es viele Variablen beinhaltet – sowohl rationale als auch emotionale.

Eine andere Faszination ist für Sie offenbar der Golfsport?

Dem ist so. Schieben Sie mich aber bitte nicht in die Schublade «Banker gleich Golfer». Ich mag das Spiel einfach.

Und wo liegt Ihr Handicap?

Bei 13.


Der 51-jährige Duri Prader trat im Juni 2013 als designierter CEO und Managing Partner in die Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner ein. Anfang 2014 übernahm er dann die operative Gesamtleitung des Instituts. Zuvor war der promovierte Jurist während neun Jahren als Leiter Private Banking Schweiz für Vontobel tätig gewesen. Prader startete seine Karriere im Investmentbanking des früheren Schweizerischen Bankvereins, heute UBS. 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.83%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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