Die Credit Suisse wird vor alem wegen Handelsverlusten einen Quartalsverlust ausweisen. Nun zeigt ein interner Mailverkehr, was Chef Tidjane Thiam über die belastenden Positionen wusste.

Der Vorfall hat das Vertrauen in das Management der Credit Suisse (CS) unterhöhlt: Händler in der Investmentbank-Abteilung Global Markets führten ein Handelsbuch mit hochrentierenden, aber illiquiden und riskanten Anlagen, die im vierten Quartal 2015 hunderte Millionen Dollar an Einbussen verursachten, im ersten Quartal 2016 abgeschrieben wurden und der CS einen weiteren Verlust eingebrockt haben.

Knapp eine Milliarde Franken strich sich die CS insgesamt ans Bein. Zudem musste CEO Tidjane Thiam seine im Oktober 2015 verabschiedete Strategie bereits wieder korrigieren. Er sagte dazu, hätte er von diesen Positionen schon im Oktober gewusst, wäre in der Abteilung Global Markets eine andere Strategie gefahren worden.

Mail am 25. Januar

Doch was wusste Thiam wirklich? Hinweise dazu finden sich in internen Mails zwischen dem CS-CEO und dem Chef der Division Global Markets, Tim O’Hara, von Ende Januar. Diese hat die Agentur «Reuters» offenbar mit dem Placet der Grossbank publik gemacht – unter der seltsam anmutenden Auflage, das «keine weiteren Details» bekanntgegeben werden.

Thiam wandte sich demnach am 25. Januar an O’Hara persönlich. «Ich würde gerne wissen, wie gross unsere Positionen in gewissen Bereichen insgesamt sind», schrieb er seinem Untergegebenen. Und doppelte nach: «Wir müssen über die angemessene Höhe dieser Positionen sprechen».

«Tag für Tag durchgehen»

Das stützt die Version, dass Thiam erst im Januar überhaupt vom Ausmass der Risiken im Handelsbuch erfuhr und dann entsprechende Sofortmassnahmen einleitete. Auch auf personeller Ebene – einige Akteure in der CS-Investmentbank hätten bereits die Konsequenzen ziehen müssen, berichtete «Reuters».

Noch unklar ist hingegen, was das Debakel für O’Hara selber bedeutet. Thiam wollte mit ihm auch die Performance im vierten Quartal durchgehen, samt den jeweiligen Risiko-Vorkehrungen. «Tag für Tag, wenn es nötig ist», so des CEO strenge Anweisung. Insbesondere wollte Thiam damals sicherstellen, dass die Risiken nicht noch steigen würden, wenn sich das Umfeld im ersten Quartal 2016 verschlechtern sollte.

Doch genau das ist offenbar geschehen.

Verkaufen, so schnell es geht

O’Hara, der die Division Global Markets seit letztem Oktober führt, pflichtete seinem Chef im Januar bei, dass die Positionen tatsächlich zu hoch seien. Seine Händler versuchten, so O’Hara weiter, die Papiere so schnell wie möglich loszuwerden – allerdings unter der Auflage, den sowieso illiquiden Markt nicht durcheinander zu bringen.

Der aus den Zeilen zu lesende Meinungsumschwung des Investmentbankers wirft Fragen auf – ebenso die Erklärungen des CS-Präsidenten Urs Rohner zu den Vorfällen, wie finews.ch berichtete.

Und gerne würde man wissen, welche Brisanz die «Details» im Mailverkehr besitzen, die nun geheim blieben.

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