Mit Dieter Wemmer holt sich die UBS einen begnadeten Finanzer in den Verwaltungsrat. Wemmer selbst scheint mit der Nominierung nach langen Umwegen am Ziel angelangt.

Mit dem Fachmann aus der Assekuranz soll das Gremium aufgewertet werden: So begründete die UBS die am Dienstag vorgeschlagene Zuwahl von Dieter Wemmer in ihren Verwaltungsrat. Hinter dem knappen Statement steht, wie sich zeigt, eine verschlungene Vorgeschichte.

Der 1957 geborene Deutsche Wemmer, der derzeit als Finanzchef (CFO) des deutschen Finanzkonzerns Allianz tätig ist, hat nämlich einen langen Weg im Schweizer Finanzsektor hinter sich. Nicht weniger als ein Vierteljahrhundert war er für den grössten hiesigen Versicherer Zurich tätig – wo er allerdings 2011 überraschend ausschied.

Geplatze Ambitionen

An seinen Qualifikationen kann es nicht gelegen haben. Der Doktor der Mathematik heimste als CFO von Zurich die höchsten Ehren ein, die einem Finanzer in der Branche zuteil werden können. So wurde er vom britischen Fachblatt «Business Review Europe» 2010 unter die drei führenden Finanzchefs Europas gewählt. 2012 – da war er schon nicht mehr bei der Zurich – wählte ihn die Standesorganisation CFO Forum zum Finanzchef des Jahres.

Wie in der Branche damals kolportiert wurde, soll das Ausscheiden des hochkarätigen Deutschen vielmehr an dessen geplatzten Ambitionen bei der Zurich gelegen haben. Wemmer, so hiess es, habe die Nachfolge von Chef James Schiro beim Versicherer antreten wollen. Doch es kam anders. 2010 ging das Amt an den Schweizer Investmentchef Martin Senn. Wemmer ging wenig später – und tauchte Ende 2011 beim Allianz-Konzern wieder auf.

Nachfolger begeht Selbstmord

Auf Wemmer folgte bei der Zurich der ehemalige J.P.-Morgan-Banker Pierre Wauthier. Dieser sollte zur tragischen Figur für den Schweizer Versicherer werden. Wauthier beging Mitte 2013 Selbstmord und berichtete in seinem Abschiedsbrief über schwere Konflikte mit dem neu angetretenen Zurich-Präsidenten Josef «Joe» Ackermann, ehemals CEO der Deutschen Bank. Dies führte zum umgehenden Rücktritt Ackermanns und erschütterte die Zurich in ihren Grundfesten.

Damals hatte der allmähliche Abstieg des Versicherers in schwere Turbulenzen schon eingesetzt, der schliesslich mit der Demission Senns Ende 2015 enden sollte. Schon vorher seinen Rücktritt angekündigt hatte Axel Lehmann, der als Risikochef der Zurich noch Seite an Seite mit Wemmer gearbeitet hatte.

Der 56-jährige Lehmann amtet seit Anfang als neuer Chief Operation Officer (COO) der UBS, und hat dort schon tiefgreifende Veränderungen eingeleitet, wie auch finews.ch berichtete.

Brücke zur UBS?

Gut möglich, dass Lehmann die Brücke für Wemmer zur UBS darstellte. Seit 2009 amtete Lehmann nämlich als Verwaltungsrat der Grossbank, und hat aufgrund seiner operativen Position den Sessel nun freigemacht – für Wemmer, wie es nun den Anschein macht.

Nun sehen sich Wemmer und Lehmann bei der UBS wieder vereint und haben wieder ein gemeinsames Ziel. Das letzte Mal dürfte dies vor sechs Jahren der Fall gewesen sein: Auch Lehmann zählte damals nämlich zum inneren Kreis der Kandidaten für die Schiro-Nachfolge bei der Zurich.

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