Die Enthüllungen eines Recherche-Netzwerks haben das verschwiegene Geschäft von Schweizer Banken in Panama ins Licht gezerrt. Wie sich zeigt, gewinnt das Milliarden-Business in Offshore-Plätzen immer mehr an Bedeutung.

Die Schweizer Top-Banker waren schnell zur Stelle, als es darum ging, ihr Geschäft mit der panamesischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca ins rechte Licht zu rücken. So sagte etwa Tidjane Thiam, Chef der Credit Suisse (CS), seine Bank sei «sehr hartnäckig» darin, dass ihre Kunden nur versteuerte Gelder anlegen dürften.

Thiam reagierte damit auf die Enthüllungen des Recherche-Netzwerks (International Consortium of Investigative Journalists ICIJ), das letztes Wochenende unter dem Titel «Panama Papers» die geheimen Firmenkonstrukte teils höchst prominenter Mossack-Fonseca-Kunden publik gemacht hatte.

Wie finews.ch berichtete, zerrte das Recherche-Konsortium auch die Namen diverser Schweizer Banken ans Licht, die bei der Kanzlei in Panama Firmengründungen für ihre Kundschaft in Auftrag gegeben hatten. 963 solche Vehikel wurden von der brasilianisch-schweizerischen Bank J. Safra Sarasin Luxembourg bestellt, 918 über eine CS-Tochter auf den Kanalinseln, 733 durch HSBC Private Bank in Genf und 579 von der Grossbank UBS (siehe Grafik unten).

Panama Grafik

West Indies am beliebtesten

Um zu verstehen, dass dieses (in der Anlage durchaus legale) Geschäft von den Schweizer Banken nicht nur gemacht, sondern immer wichtiger wird, braucht es indes kein Datenleck in Panama. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) trägt die Daten dazu Jahr für Jahr bei über 70 Schweizer Banken zusammen.

Schnell zeigt sich: Von in den Offshore-Plätzen gemeldeten Kunden strömte den Banken zwischen 2010 und 2014 deutlich mehr Vermögen zu. Die Zunahme aus Spar- und Wertschriftenguthaben sowie «übriger Verpflichtungen» betrug in jenem Zeitraum über 35 Milliarden Franken. Ende 2014 verwalteten die Institute dort gut 232 Milliarden Franken.

Das meiste Geld stammt dabei aus den britischen West Indies in der Karibik. Insgesamt 94,2 Milliarden Franken hatten dort gemeldete Kunden bei Schweizer Banken ausstehend. Es folgen Panama mit 27,8 Milliarden und die Caicos-Inseln mit 19,8 Milliarden Franken.

Trockengelegte Oase

Panama ist damit der zweitwichtigste Offshore-Platz der Schweizer Banken – aber nicht mehr der Beliebteste. Den Höhepunkt hatte der für seine tiefen Steuern und Verschwiegenheit bekannte Finanzplatz am Isthmus im Jahr 2012 erreicht. Damals verwalteten hiesige Institute fast 30 Milliarden Franken von in Panama gemeldeten Kunden. In jener Zeit zog es nahmhafte Schweizer Banken dorthin.

Seither zeigt der Trend abwärts, wie auch die Panama Papers belegen (siehe Grafik unten). Laut dem Beratungsunternehmen Deloitte hat die Region Panama-Karibik gar mit einem rapiden Vermögens-Abfluss zu kämpfen – zwischen 2008 und 2014 halbierten sich die dort verwalteten internationalen Gelder auf 900 Milliarden Dollar.

So viel hat kein anderer wichtiger Offshore-Platz verloren, stellt Deloitte fest.

GrafikP 500

Geldflüsse verlagern sich bloss

Dies mag nicht zuletzt mit dem gestiegenen Druck zu tun haben, dem der Kleinstaat vom Ausland her ausgesetzt ist. So hat die EU wegen der tiefen Firmenbesteuerung Panama 2014 auf eine Liste nicht kooperierender Länder gesetzt. Noch grösser ist der Einfluss der mächtigen USA am Isthmus. Seit letztem Jahr gilt in Panama die US-Steuerrichtlinie Fatca – die verschwiegene Offshore-Oase wird trockengelegt.

Panama und speziell Mossack Fonseca als letzte Bastionen der Undurchsichtigkeit in einer um Transparenz bemühten Finanzwelt hinzustellen, wie es nun gewisse Branchen-Publikationen tun, greift jedoch zu kurz. Der Offshore-Geldfluss verlagert sich bloss in andere Destinationen. Das zeigt auch die SNB-Statistik: Aus Plätzen wie Bahrain, der Isle of Man, Jersey, Samoa oder Singapur flossen den Schweizer Banken seit 2012 munter Vermögen zu.

Der Offshore-Platz, von dem keiner spricht

Als Offshore-Destination überholt hat Panama ausgerechnet ein Finanzplatz, von dem in den jetzigen Enthüllungen nicht ein einziges Mal die Rede war: Im Jahr 2012 wurden in den USA erstmals mehr Geld von internationaler Kundschaft verwaltet als in der Region Panama-Karibik. 2014 hielten die Vereinigten Staaten mit Offshore-Geldern in der Höhe von 1'400 Milliarden Dollar dann den Dritten Rang hinter Grossbritannien – und der Schweiz.

Aufmerksame Beobachter bemerkten dieser Tage, dass im für seine steuergünstigen Firmenkonstrukte bekannten US-Bundesstaat Delaware die ICIJ-Rechercheure wohl auf Granit gebissen hätten. Denn im Gegensatz zu Panama müssen dort nicht einmal die am Unternehmen berechtigten Personen angegeben werden.

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