Im Gegensatz zu einer EZB redet die Schweizerische Nationalbank nur, wenn es absolut nötig ist. Ist das gut?

Die Präsentation des 50-Franken-Scheins als erste Note der neuen Banknotenserie hat das renommierte «Wall Street Journal» zu einem umfassenden Artikel zur Kommunikationspolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) veranlasst.

Der Grund: Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, verlor an der Präsentation kein Wort zum künftigen geldpolitischen Kurs. Was hierzulande auch nicht erwartet worden wäre. Doch die Finanzzeitung sieht darin einen krassen Gegensatz zur Kommunikationspolitik anderer Notenbanken, allen voran der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese nutze quasi jeden öffentlichen Auftritt eines Direktoriumsmitgliedes, um die Märkte mit Informationen zu versorgen.

SNB, so schweigsam wie keine andere Notenbank

Stefan Gerlach, Chefökonom bei der BSI Bank und zuvor stellvertretender Gouverneur der Irischen Zentralbank, wird zitiert: «Die SNB ist weniger transparent als die EZB, Federal Reserve (Fed), die Bank of England oder die schwedische und norwegische Zentralbank». 

Anders als andere Notenbanken versucht die SNB nicht mittels Worten das Wirtschaftsgeschehen über die Erwartungen der Marktteilnehmer zu beeinflussen – Stichwort «Forward Guidance«. Das tat Jordan auch am geschichtsträchtigen 15. Januar nicht, als er Knall auf Fall die Aufhebung des Mindestkurses bekannt gab. 

SNB als Vorbild?

Damals wurden rasch Stimmen laut, welche die Kommunikation der SNB scharf kritisierten. Noch Tage vor dem völlig überraschenden Entscheid hätten SNB-Währungshüter den Mindestkurs als zentrales Element der Geldpolitik beschworen, wurde moniert. Die Nationalbank habe es versäumt, Politik und Wirtschaft auf den Kurswechsel einzustimmen.

Müssen denn Zentralbanker so viel reden? fragt das «Wall Street Journal» etwas ketzerisch. In Anbetracht, dass Investoren an den Lippen der Zentralbanker klebten, da sie als Hauptverursacher der Marktschwankungen gesehen würden, sollte man sich überlegen, die Schweiz als Beispiel zu nehmen, kommentierte das Finanzblatt.

Verletzlichkeit der Schweizer Wirtschaft

Denn die Schweigepolitik der SNB mache aus ihrer Sicht durchaus Sinn. Die naheliegenden Vorteile: Die SNB setze sich so keiner Kritik aus, wenn sie zuvor gegebene Versprechen nicht einhalte. Zudem mache sich die Wirtschaft von den Entscheidungen der SNB weniger abhängig.

Der wahre Kern der restriktiven Kommunikation der SNB liege aber in der Verletzlichkeit der Schweizer Wirtschaft, analysiert das Finanzblatt. Ein falsches Wort könne genügen und der Franken tauche womöglich unter pari zum Euro – mit den entsprechenden Folgen für die Wirtschaft. 

Transparenz ist manchmal kontraproduktiv

Deshalb halte sich Jordan an die Devise: lieber wenige Worte als eines zuviel. Deswegen sei die SNB auch viel zurückhaltender mit der Publikation der so genannten «minutes», den ausführlichen Begründungen zum geldpolitischen Kurs. 

Vor rund zwei Jahren sagte Jordan denn auch: «Manchmal kann Transparenz kontraproduktiv sein. An dieser Einstellung habe sich nichts geändert, sagte ein SNB-Sprecher gegenüber dem «Wall Street Journal».

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