Im Gegensatz zum generellen Trend bei der Credit Suisse will Investmentbanking-Chef Jim Amine den Personalbestand ausbauen. Das Silicon Valley in Kalifornien spielt dabei eine zentrale Rolle.

«Investmentbanker wollen oft die Realität nicht wahrhaben.» Das sagt James «Jim» Amine, seines Zeichens Investmentbank-Chef der Credit Suisse (CS), in einem Interview mit der Tageszeitung «The Australian».

Viele Investmentbanker würden glauben, dass das Wachstum wieder zurückkommen und die Profitabilität wieder zunehme werde, so der Banker weiter. «Aber die Welt hat sich verändert – wer sich nicht anpasst, wird von der Bildfläche verschwinden», bringt es Amine auf den Punkt. Er leitet seit der im vergangenen Oktober angekündigten Restrukturierung bei der CS als alleiniger Chef das eigentliche Investmentbanking-Geschäft, nämlich das M&A-Geschäft, also die Beratung bei Firmenfusionen und -übernahmen, sowie gewisse Kapitalmarkt-Geschäfte.

Der andere Investmentbanker in der Konzernleitung der CS, Timothy O'Hara, ist ebenfalls für das Kapitalmarkt-Geschäft, aber vor allem für den Handel zuständig.

Personalbestand soll aufgestockt werden

Nach einem schwachen ersten Quartal in Sachen Fusionen und Übernahmen, griffen viele Banken zu einer altbekannten Kostenreduktions-Massnahme: Stellenabbau, erklärt der Amerikaner weiter. Für seine Einheit gitl dies jedoch nicht. «Trotz schwieriger Zeiten wollen wir mehr Leute einstellen, während die Kosten durch den Einsatz neuer Technologien reduziert werden sollen. So lautet Amines Rezept. 

Wobei er gleich selber einräumt, dass dies gar nicht so einfach sei. Denn anders als bei Retailbanken, sei es bei Investmentbanken historisch gesehen stets schwieriger gewesen, Fixkosten durch den Einsatz neuer Technologien zu senken. Zudem werde die Profitabilität der Investmentbank, so der CS-Topmann weiter, durch immer mehr Gesetze und Vorschriften belastet. 

Expertise aus dem Silicon Valley geholt

Doch Amine steckt den Kopf nicht in den Sand – er handelt. So schickte er ein Team in die Tech-Brutstätte schlechthin, das Silicon Valley. Dessen Auftrag bestand darin, Technologien zu finden, die automatisch Daten sammeln und zu Informationspaketen bündeln.

Laut dem «Australian» kam das Team tatsächlich mit Technologien zurück, welche die Arbeitsstunden um 20 Prozent reduzieren sollen, ohne dass darunter die Qualität leidet. «Gewisse Vorhaben werden bahnbrechend sein und uns einen Wettbewerbsvorteil insbesondere gegenüber Investmentbank-Boutiquen verschaffen», prophezeit Amine. Mit diesem Massnahmenbündel will er bereits im laufenden Jahr die Erträge in seiner Einheit um 30 Prozent steigern.

Während Amine ganz offensichtlich guter Dinge ist, kommt es in anderen Berichen der CS tatsächlich zu einem massiven Stellenabbau. So hat die Schweizer Grossbank unlängst angekündigt, insgesamt 6'000 Jobs zu eliminieren. Davon betroffen sind vor allem die Handelsabteilungen in den USA sowie in Europa, wie auch finews.ch berichtete.

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